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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Athena und Ares.

nung; von ihr läßt man offenbar auch dann nicht, wenn man den kriegerischen Charakter
der Frau stark mildert5). 153 bietet also von selbst die Deutung: ein kriegerisches Ehepaar6).
Die Bilder selbst geben Auskunft über die Namen der beiden7): 154, 155, 156, 161 zeigen
in rein griechischer Form die Göttin Athena. Den Einzelbildern liegt kein einheitlicher sta-
tuarischer Typus zugrunde, auch die Tracht wechselt; aber der
Name ist sicher und, da Figuren wie 162, 163 den grob sche-
matisierten Typus 153, 1578), 158, 164 erklären, auch für diesen
gegeben9). Parallelen in großer Zahl gleichen die Unterschiede
zwischen den Gruppen aus und sichern schließlich einwandfrei
den vorgeschlagenen Namen10). Sie lehren dazu noch, wie außer-
ordentlich verbreitet und beliebt Bilder der Göttin waren, welch
hohes Ansehen ihre großplastischen Vorlagen, darunter Kopien
nach Werken des Phidiasischen Kreises, im kaiserzeitlichen11)
Ägypten genossen. Nirgends sonst sind m. W. in solcher Fülle
Athenabilder als einheitliche Gruppe erhalten; kaum je zu-

Abb. 73.

sammen mit Lampen; denn alle bis jetzt angeführten Stücke sind Lampen oder Fackelhalter
gewesen12). Wie ist das zu begründen? Gewiß nicht mit der Tatsache, daß die älteste, bei
Griechen erwähnte Lampe zufällig von Athena getragen wird13).

5) 155, 156, 159, 162, 163 und Parallelen (Anm. 10).

6) Daß ein Töpfer diese zufällig zusammengefügt hätte, wo die Typen gesichert sind, wird niemand glauben.

7) Zu dem Gerät, auf dem Athena 154 (vgl. Anm. 10) steht, sei auf 483ff. verwiesen.

8) Die Büste kann nicht nackt gewesen sein; dagegen spricht auch die Modellierung der Partie unter der Brust. Das
Gewand war also im Schema von 153 aufgemalt.

9) Zu 162, 163: Man denkt zuerst an Artemis, die als φώσφορος, Totengöttin usw. in Alexandrien und Ägypten wohl
bekannt ist; sie trägt aber keinen Helm. Athena ist Selene, die in Alexandrien Kult hat (Roscher II, 3126, 13ff), geglichen
worden: Plutarch, de fac. in orbe lunae 24, 9: την Σελήνην, Αθήναν λεγομένην καί ουσαν, τρέφειν τους άνδρας; trägt also auch wie
Selene (so etwa 166 Aphrodite-Selene, deren aphrodisischer Charakter sich aus der Verwandtschaft der Artemis mit Aphro-
dite versteht), die Fackel, und zwar schief vor der Brust wie Φώσφορος (und nach ihm Cautes, Cautopates, die Mithrasgehilfen).

10) Eine vollständige und detaillierte Aufzählung des Materials sowie die archäol. Behandlung der Statuentypen, auf die
ich bald zurückkomme, kann hier nicht gegeben werden. Ich ordne nach den Figuren unseres Katalogs: 1. Zu 153 (vgl. 157,
158, 159—164, wobei die Verschiedenheit der Auffassung schon klar wird): Schmidt, Graesk-Aeg. Terr. pl. VI, Fig. 12
(1. Schild), 13 (1. Ovalschild wie 168), 14 (1. Schild, Helm dürftig, das Gewand mit seinen Falten ganz schematisch und miß-
verstanden) pl. VII, 16 (stilisierter Kopf und Helm), VIII, Fig. 19 (Aegis erinnert schwach an 155, auch die Form der
Büste), Fig. 20 (etwas freier), Fig. 22 (vgl. dazu unten S. 262 Anm. 1) Hilton Price Coll. 3268. Ein Stück im Ottoman. Mus. zu
Konstantinopel, bezeichnet 300 (Helm wie 156, Büste eingezogen, kein Schild, Lampe in der Mitte). Hierher auch das Köpf-
chen, Petrie, Roman Ehnäs pl. IL, 84. Maspero, Mus. de Marseille 1038, 1048. Mehrere in Hildesheim. Loeschcke, Bonner
Jahrb. 1909, Taf. XXXV, 4; Leyden II, Taf. XL; Leipzig, Univ.-Slg. 1077. Karlsruhe H. 820. Ein Stück in Slg. Arndt (Büste
m. Aegis und Helm, 2 Lämpchen). — 2. Zu 154. Es ist ein Typus nachgebildet, der vom Phidiasischen Kreis abhängt. Sie hält
die Schale wie die Amelungsche Athena, Östr. Jahreshefte XI, Fig. 69, S. 188; freilich andere Ponderation und Schild bei Fuß,
Lanze im Arm. Sie steht auf Basis. Die gleiche Figur verwendet in Karlsruhe H. 795: Steile Hauptfalte, Schild 1. schräg,
Lanze ebenda, Schale r. von Nike bekränzt, die zu ihrer L. steht (jüngerer Typus) vgl. auch unten S. 263 Anm. 8. Freier Hildes-
heim 436. In einem Rundbau, der von Fackeln flankiert ist, die R. erhebend, Lanze, Hildesheim 720. In einem Naos,
dessen Eingang von zwei Sphingen flankiert wird, ebenso Schmidt, Graesk-Aeg. Terr. pl. LII, Fig. 154. Ein anderes Paris,
Guimet, ohne Nr. Im Tempel mit Bespilastern und flankierenden Sphingen, vorn zünden Eroten ihre Fackeln an der
Lampe an, Karlsruhe H. 794, oben Abb. 73 = Äg.-griech. Götter im Hellenismus S. 24. — 3 stehende Bilder: Slg. Arndt, Hil-
desheim 442 (?), Bonn, Ak. Kunstmus., Inv. D. 54; vgl. ferner die amazonenartige Göttin m. kurzem Rock, langen Locken
und Helm, auf Schild sich lehnend, r. Bein überschlagend, in Leipzig, Univ.-Slg. 1067, Karlsruhe H. 804, unten Anm. 32. —
Vgl. ferner den Griff von Lampen aus Ehnäs, an dem als Relief Athena Stathmia erscheint, wie die alexandrinischen
Münzen sie geben, Petrie, Roman Ehnäs LIV, 12c (2 Ex.). Über die Vorbilder zu handeln behalte ich mir für die Publ. der
wichtigsten Stücke, der von Karlsruhe, vor. — 155: Ähnliches Stück in Hildesheim, wo der Vogelaufsatz besser er-
halten ist. Eule?

n) Soweit ich sehe, ergibt auch die Datierung der Lampenformen keinen einzigen Beleg für die vorrömische Epoche;
einzelne gehören ganz ans Ende der Kaiserzeit, wie der Vergleich mit den Lämpchen der späten Zeit lehrt.

12) Um, worauf es letztlich ankommt, die Verbreitung der Athena in Ägypten zu zeigen, wären nun auch noch die
Figuren aus anderem Material, Bronze, Stuck, geschnittenen Steinen usw. vorzunehmen. Ich erinnere nur daran, um hier
nicht noch mehr zu überlasten.

13) Odyssee I, 34. Pfuhl, Arch. Jahrb. 1912, 55 hat jüngst auf die Stelle hingewiesen. Ich erwähne den im Text
 
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