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Gesellschaft für Historische Kostüm- und Waffenkunde (Berlin)
Mitteilungen der Gesellschaft für Historische Kostüm- und Waffenkunde zu Berlin — 3.1956

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Nienholdt, Eva; Lipperheide, Franz [Gefeierte Pers.]: Franz Joseph Freiherr v. Lipperheide: † 30. Juli 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.70772#0005
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Franz Joseph Freiherr v. Lipperheide
+ 50. Juli 1906
Am 50. Juli jährt sich der Todestag Franjg, v. Lipperheides zum fünfzig-
sten Male. Grund genug seiner zu gedenken, dessen Namen in seiner Haupt-
schöpfung, der Lipperheide'sehen Kostümbibliothek weiterlebt.
Von Erfolg gekrönter, kaufmännischer Unternehmungsgeist sicherte ihm
die Mittel, sich seiner Liebhaberei, dem Sammeln kostümgeschichtlich auf-
schlußreicher Bücher und Bilder ungehindert hinzugeben. Ohne sich auf ein
vorhandenes Kapital stützen zu können, gründete er mit seiner Gattin Frie-
da geb. Gestefeld, die wie er im Modeverlag "Der Bazar" tätig war, einen
eigenen Verlag, dessen erste und erfolgreichste Publikation "Die Modewelt"
war (1865), eine"illustrierte Zeitung für Toilette und Handarbeiten". Sie
fand in weitesten Kreisen Anklang und erschien nach und nach in mehr als
einem Dutzend Ländern und Sprachen. Ihre um ein Unterhaltungsblatt erwei-
terte Ausgabe ist seit 1874 die "Illustrierte Frauenzeitung". Das Untern
nehmen wuchs und florierte und Lipperheide, dessen Interesse sich nicht
nur auf die Mode seiner Zeit beschränkte, beginnt, TrachtenBücher, Mode-
kupfer, Zeitschriften, Almanache, Gemälde sowie graphische Einzelblätter
zu sammeln, zunächst ohne festen Plan und gestecktes Ziel. Aber nach eini-
gen Jahren schon (seit 1877) geht er zum planmäßigen Ausbau seiner Samml
lungen über, geleitet von dem Bestreben, eine Bibliothek und Abbildungs-
sammlung zu schaffen, die die Entwicklung des Kostüms aller Zeiten und
Länder vor Augen führen soll.
Das im 19. Jahrhundert erwachte starke Interesse an allem historischen
Geschehen und der Drang nach gründlicher Erforschung der Vergangenheit
beseelte auch ihn und so verstand er den Begriff Kostüm im denkbar wei-
testen Sinne und richtete sein Augenmerk auf alles, was mit ihm in Ver-
bindung zu bringen war. Ebenso wichtig wie die Entwicklung des europäi-
schen Modekostüms waren ihm die Vielfalt der Volkstrachten und die Klei-
dung aller außereuropäischen Völker sowie die ständischen und Berufstrach-
ten einschließlich des bei besonderen Gelegenheiten angelegten Kostüms.
Seine Bibliothek erfaßt geistliche und weltliche Ordenstrachten, Waffen
und Rüstungen, Uniformen, Amtstrachten, Herrscherornate, Masken- und
Theaterkostüme, macht auch nicht halt vor den Auswüchsen der Tracht, ih-
rer Geißelung in Wort und Bild und schließt endlich auch die Ästhetik und
Hygiene der Kleidung und ihre Herstellung nebst allem Zubehör mit ein.
Sie ist eine Fundgrube nicht nur für den Kostüm- und Waffenhistoriker,
 
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