Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband Deutscher Kriegssammlungen [Editor]
Mitteilungen — Leipzig, 1919

DOI issue:
Mitteilungen Heft 3
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.11371#0141
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
strebte weite bei der LlnleIung des Systematischen ltatalogs zu wahrcn, bleibt oberster Trund-
satz der Bearbeiter. vurch reichliche Linsübrung von verweiskarten soll den verschiedenstsn Eesichts-
punkten der Fragestellung Rechnung getragen werden.

wenn noch ein kurzes wort von den Lrfahrungen bei der bisherigen benutzung der Luch-
bestände gesagt werden darf, so trat auch dabei deutlich zutage, wie sehr der weltkrieg in seinem
weiteren verlauf recht eigentlich den Lharakter eines wirtschaftskrieges angenommen hat. vie
Litcratur aus dem Eebiete der volkswirtschaft, des handels, der llndustrie und vornehmlich der
Lrnährungspolitik wurde besonders eifrig verlangt. weitsrhin waren Bücher iiber sozialpolitische
probleme, und hier speziell über die Rriegsbeschädigtenfürsorge, sehr häufig Gegenstand der
Nachfrage. weniger schien der eigentliche Eang der kriegerischen Lreignisse zu interessieren: nur
die Lchlacht an der warne machte hier eine Vusnahme, auf sie griff man, als das Lnde nahte
und man besonders zum veflektieren, „wie es kam", geneigt sein mochte, mit einer gewissen
yartnäckigkeit immer von neuem zurück. Ilach tlbschlutz des waffenstillstandes haben namentlich
die verschiedenen amtlichen Uommissionen, aber auch private Stellen wieder und wieder nach Material
über die Entschädigungsfrage, über den völkerbund und nicht zuletzt auch über die Lchuldfrage
gesucht. vaneben blieben natürlich auch andere Forschungsfelder, beispielsweise das schon jetzt
schier unübersehbare Gebiet der Uriegspredigten, nicht unbeackert. Und in dcn letzten ereignis-
schweren Monaten können die alltäglich in die vüchereingangsstelle der Kbteilung gelangenden
Postpakete ihren Inhalt an Neuerscheinungen über Vevolution und Lolschewismus, über Frie-
densverhandlungen und Reichsverfassung, über Rätesystem und andere probleme mitunter kaum
schnell genug den harrenden venutzern spenden.

Möge die rege Benutzung, die die buchabteilung schon während ihres Kufbaus zu vsr-
zeichnen hatte, der liuftokt gewesen sein für die systematische verwertung ihrer Lestände in der
ltriegsfolgezeit!

Llisabet Kossow.

lVas ist Notgeld?

In unseren ttriegssammlungen wird häufig auch das votgeld gesammelt, das uns der
weltkrieg in so autzerordentlicher Fülle gebracht hat. vie vom veutschen Kulturmuseum zu
Leipzig herausgegebene iZusammenstellung berichtet über nicht weniger als 2152 deutsche 6us-
aabestellen und zählt über 20 000 verschiedene Ztücke auf, wobei das Gefangenengeld und dte
höheren werte über I wk sowie Regiments- und andere Lruppen-Gelder nicht eingerechnet sind.
viese Fülle hat gar manchen Zammler und händler veranlatzt, sogenanntes „Notgeld" in Tausch
und handel zu bringen, das tatsächlich keines ist.

wit Recht tragen einzelne Notgeldscheine die Lemerkung:

„vie Llusgabe erfolgt auf Trund des Paragraphen 807 in verbindung mit Z 795, 79-t. 796.
797 des Bürgerlichen Gesetzbuches."

Nur das Notgeld, das auf Grund dieser Paragraphen ausgegeben worden ist, sollte von
ernsthaften Zammlern gesammelt werden, nicht aber Llusgaben von privaten oder Uörperschaften,
die die Genehmigung für die Llusgabe überhaupt nicht gehabt haben. wan bleibe sich der Grenze
des Zammelnswerten bewußt. wenn eine Firma ihre Notgelder gar nicht ausgegeben hat, sei es,
weil die vehörde es nicht gestattete, sei es, weil der Notgeldmangel aufgehört hatte, so sollte das
tatsächlich nicht im verkehr gewesene Geld auch nicht gesammslt werden, selbst dann nicht,
wenn ein privatsammler „zu billigem preis" es von der Kusgabestelle erworben hat und als
besondere Zeltenheit zu „Phantasiepreisen" anbietet. Sammelnswertes Notgeld ist nur,
was wirklich rechtmäßig als Notgeld in Umlauf w ar.

ver Lammelsport hat aber auch einen anderen Vuswuchs gezeitigt: Ls ist manches zum
Notgeld gestempelt worden, was gar kein Notgeld ist: manche Lohnmarke, manche viermarke,
manche Rantinenmarke, manche Ztraßenbahnmarke, die längst vor dem wrieg existierte, wird
jetzt plötzlich als „Uriegsnotgeld" angepriesen, und die Llusgabestellen lassen sich das gern ge-
fallen; wandert doch so manche zum Nennwert in Zammlerhände und kehrt nie wieder. vas
Eeschäft, das dabei gemacht wird, ist nicht gering.

110
 
Annotationen