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Verband Deutscher Kriegssammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen — Leipzig, 1920

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Mitteilungen Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.11372#0113
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R - K

Vivatbänder.

von Teh. Reg.-Vat E. T. w i n k e l - Marburg.

was Vivatbänder waren, das roußte heute vor 150 Iahren, zur Zeit Friedrichs des Troßen,
jedermann — 100 Iahre später, also heute vor 50 Vahren, wußte es kein Mensch mehr. Erst die
allerneueste 2eit hat die Lrinnerung daran wieder wachgerufen und gleichzeitig das Vivatband
selbst wieder zu neuem Leben erweckt.

6lte Vivatbänder.

Vivatbänder sind seidene Länder, weiß und farbig, bald größer. bald kleiner, in der vreite
von Z bis zu 6 oder 8 Zentimetern, in der Länge von 10 bis zu 20 und Z0, aber auch zu 50
und mehr Zentimetern wechselnd. vie ältesten Bänder sind gewebt. Zpäter wurden sie bedruckt,
in wenigen Fällen auch bestickt oder bemalt mit den Mldnissen Friedrichs des Grotzen und seiner
heersührer, mit kurzen Vusschriften und mit volkstümlichen versen. von dem auf ihnen oft
wiederholten worte VIV^.1 oder VIV^.I' ?l^II)llkILV8 MX haben sie ihren Namen, und
man trug sie bei den Sieges- und Friedensfeiern als patriotischen Festschmuck.

Solcher Vivatbänder gab es zu den Zeiten des großen Königs Tausende und aber Tausende.
Um die wende des vorigen Iahrhunderts verschwanden sie und als ich vor etwas mehr als
Z0 Iahren anfing, die vänder zu sammeln, waren sie äußerst selten. In dem verein sür die
Geschichte Berlins, im Märkischen Museum und im hohenzollern-Museum im 5chlosse Monbijou
den geborenen Zammelstellen für altpreußische überlieferungen — waren sie so gut wie un-
bekannt. vas wenige, was an Vivatbändern vorhanden war, lag vergraben in den Zchränken
herum. Ein Llufsatz, in dem ich die sieben Vivatbänder, die mir seinerzeit der Zufall in die hand
gespielt hatte, für eine Zammlerzeitung beschrieb, blieb unbeachtet. va brachte jemand, der es
besser als ich verstand, eine 5ache an die große Glocke zu hängen, mich auf den Tedanken, es
statt mit der kleinen Lammlerzeitung einmal mit der grotzen presse zu versuchen. vas gefiel
mir und so flogen 20 gedruckte Zeilen mit einer Vnfrage über die Vivatbänder in die weite
welt hinaus. 150 politische und 150 wissenschaftliche Zeitungen, an die ich mich gewendet hatte,
jdruckten meine Fragen fast ohne Llusnahme ab, und nun harrte ich der ölntworten, die da kommen
sollten. Und sie kamen. Mit ihnen auch Vivatbänder, die für ein paar Mark zu kaufen waren
oder auch geschenkt wurden, denn e§ ahnte ja noch niemand, welcher wert in ihnen steckte.

vann begann die Meinarbeit. Ein umfangreicher Briefwechsel löste sich ab mit dem vurch-
suchen der Modezeitungen aus der letzten hälfte des 18. vahrhunderts und der Tagespresse. vie
alte Zpenersche Zeitung, die vossische, die Zchlesische, die Magdeburgische, die Nönigsberger
hartungsche Zeitung usw. usw., sie wurden alle vlatt für vlatt auf Nachrichten über die Vivat-
bänder durchgesehen. Lonstige Literatur darüber gab es nicht, nur hin und wieder fand sich
eine kurze Erwähnung, die mehr zu raten aufgab, als sie selber brachte.

vaneben studierte ich mit heißem vemühen sämtliche Vivatbänder, deren ich in Museen und
privatbesitz habhaft werden konnte. was ich so erfuhr, das wurde in kleine Zeitungsaufsätze

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