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Verband Deutscher Kriegssammlungen [Editor]
Mitteilungen — Leipzig, 1921

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Mitteilungen Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.11360#0066
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Zur Lrage der Zukunft der deutschen
^riegssammlungen.

von Or. Dtto Elauning,

Gberbibliotheknr an der bauerischen Ztaatsbibliothek in INünchen.

vor kurzem hat sich der vorstand der Ztuttgarter ehemaligen k)osbibliothek, professor K. von
Stockmayer, über die Zukunst der deutschen Kriegssammlungen geäutzert und dabei trotz seiner
eigenen, reichen Erfolge auf dem Eebiete des Sammelns von Rriegsdrucksachen sehr trübe Le-
trachtungen über den wert und die Vuswirkungsmöglichkeiten der Kriegssammlungen angestellt.
Cs wird nun niemand, der mit dem Sammeln des weitschichtigen weltkriegsschrifttums sich zu
befassen hatte, leugnen, datz trotz aller Vnstrengungen und dem vollen Einsetzen der Kräfte das
Ergebnis die Unvollkommenheit menschlicher Vrbeit teilt und datz das ideale Ziel, die voll-
ständigkeit, durchaus nicht erreicht worden ist. Trotzdem aber möchte ich glauben, datz es auch
hier nicht gut ist, einer allzu schwarzseherischen Vusfassung sich zu überlassen. Einmal schon an
sich nicht, weil dadurch gar nichts gewonnen wird. wlan hat allenthalben im Lammeln seine
Schuldigkeit nach besten Krästen getan und niemand wird den Ztandpunkt vertreten wollen, es
wäre besser gewesen, man hätte nichts oder man hätte lässiger sammeln sollen. vann aber
darf man wohl der weinung Äusdruck geben, datz folche Niedergeschlagenheit, die im wesentlichen
nicht durch das Lammelergebnis, sondern durch den für uns verhängnisvollen Kriegsausgang
bedingt ist, in diesem weitgehenden Maße tatsächlich doch wohl nicht berechtigt ist. venn trotz
aller offenbaren Unzulänglichkeiten, mit denen jede einzelne Sammlung sich abzufinden hat, darf
man wohl behaupten, datz, den gesamten gesicherten und festgelegten vesitz aller öffentlichen Kriegs-
sammlungen zusammengenommen, der Mlgemeinheit und der wissenschaftlichen Forschung an
gedruckten geschichtlichen Zeugnissen von grundlegender wichtigkeit nicht mehr verloren gegangen
ist, als dies Kriegsverhältnisse eben von jeher mit sich gebracht haben, daß also die Forschung
hinsichtlich des weltkrieges im grotzen und ganzen nicht schlechter gestellt ist als hinsichtlich anderer
geschichtlicher Ereignisse, daß sie sich vielmehr im einzelnen dank dem hochentwickelten Luch-
gewerbe und seiner auf das äußerste angespannten Einstellung für Kriegszwecke jeglicher 6rt
sehr vielfach einem außergewöhnlichen Reichtum an Guellen gegenüber sehen wird. llnwieweit
freilich die alte Frage nach der Elaubwllrdigkeit der Eeschichte angesichts der noch frischen
Erinnerung an mancherlei schmerzliche verluste von aufgezeichnetem und nicht zur Kufzeichnung
gelangtem geschichtlichen 5toff bejahend beantwortet werden kann, muß den Fachmännern über-
lassen bleiben.

was nun die einzelnen Zammlungen anlangt, so wird der größere oder geringere Erad von
vefriedigung, mit der bei gleicher hingabe an seine Llufgabe der Zammler jetzt auf das Ergebnis
seiner wühen blicken kann, davon abhängen, wieweit richtige Einschätzung der Tragfähigkeit seiner
Llnstalt und seiner persönlichen Kräfte ihn von Llnfang an sein Ziel hat stecken lassen. lle
weiter man bei allzu grotzer Zuversicht anfangs seine Netze stellen zu dürfen glaubte, desto stärker
wird jetzt der Rückschlag empfunden werden. wer angesichts der Papiermassen, die allein in
unserem engeren und weiteren vaterlande Iahr um llahr, wonat für Monat die nimmermüden
pressen verlassen haben, sich nicht schon seit geraumer Zeit in seinem Zammeln zu bescheiden
lernte, sondern es durchsetzen zu können glaubte, darüber hinaus auch noch aus jedem der ver-
bündeten, neutralen und feindlichen Länder eine der heimischen gleiche Ernte einbringen zu
können, der wird eben jetzt unsanfter aus seinen Träumen geweckt durch das immer schreiender

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