Meusel, Johann Georg [Hrsg.]: Museum für Künstler und für Kunstliebhaber: oder die Fortsetzung der Miscellaneen artistischen Inhalts (16.1792)

I.
Von magern und fetten Menschen in
Rüksicht auf dir Kunst.

er magere Mensch ist überhaupt mehr denkender
Kopf, der fette scheint mehr Anlage zum Ge-
fühl erhalten zu haben. Ich füge: überhaupt! denn bes
wahre mich Gott für schiefen Seitenblicken, wenn ich
so was behaupte. Ausnahmen werden also hie und da
Nicht selten seyn. Der Fette überläßt sich also mehr
dem ruhigen Genuß, ist vermöge einer gewissen Träg-
heit, die für ihn aus der Masse seines Körpers stießt-,
mehr leidend als handelnd; lebt nur eigentlich dem heu-
tigen Tage, sorglos, unbekümmert um das, mas mor-
gen geschehen wird, und liebt den Frieden; denn er ist
bei seiner weichen Nervenstimmung furchtsam. Abee
nicht so der magere Mensch. Er speculirt, er rasst-
nirt, er ist ein unruhiger, unternehmender Kopf. Seine
Nerven sind hochgespannt, sein Blut stießt schneller,
er kennt keine Gefahr und keine Furcht; er schließt sich
nicht wie der furchtsame Wollüstling, in den engen
Zirkel des Egoismus und des Selbstgenußes ein; nein
er will auch Theil nehmen an dem, was draussen ge-
schieht, Er ist also überhaupt ein gefährlicher Mensch;
N 2 denn