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Modderman, Pieter J.; Clason, Anneke
Die neolithische Besiedlung bei Hienheim, Ldkr. Kelheim (Band 1): Die Ausgrabungen am Weinberg 1965 bis 1970 — Kallmünz/​Opf.: Verlag Michael Lassleben, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.63701#0057
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vorgefunden (Abb. 21). Es hat hier ein Feuer ge-
brannt, nachdem die Grube bereits mit einer 15—
20 cm dicken Schicht aufgefüllt worden war. Diese
Aktivität muß sich zur Zeit der Altheimer Gruppe
abgespielt haben. Das N-S-Profil, durch den W-Teil
des Grubenkomplexes gegraben, deutet darauf hin,
daß hier von einer Art Ofen gesprochen werden
kann, oder doch, daß es nördlich von der Herd-
stelle gleichzeitig eine Grube gegeben hat, die aber
durch einen kleinen Erdwall vom Feuer getrennt
war. Die Schwelle zwischen den beiden Teilen der
Grube könnte dazu gedient haben, einen genügen-
den Luftzug für das Feuer zu gewährleisten. Außer-
dem ist im Profil zu sehen, daß eine jüngere Grube
den N-Teil der Füllung der Altheimer Grube schnei-
det. Die jüngste Eintiefung muß auf das Konto
der Chamer Gruppe geschrieben werden, weil Ton-
ware aus dieser Gruppe in der Füllung zu finden
war (Fundnummern 393 und 395).
Schließlich muß vollständigkeitshalber noch darauf
hingewiesen werden, daß zu dem Grubenkomplex
auch zwei Gerbegruben gehören. Die eine (382) be-
findet sich zwischen der mittelneolithischen Grube
und der südlichen linearbandkeramischen Grube,
die andere (392) liegt neben der nördlichen linear-
bandkeramischen Grube im Quadrat G-9.
7. Grubenkomplex im Quadrat F-ll (Taf. 16)
An Hand der verzierten Tonware kann ein Unter-
schied gemacht werden zwischen Gruben, die zur
Linearbandkeramik, der Stichbandkeramik und der
Rössener Kultur gezählt werden können, während
es außerdem noch zwei Gräbchen gibt, die jünger
sind als die Linearbandkeramik.
Auf der W-Seite liegen zwei Gruben (182 und 200)
genau hintereinander. Sie können zu einem oder
zwei Gebäuden gehört haben, von denen aber keine
weiteren Spuren gefunden worden sind, es sei denn,
es handle sich um eine Kombination der nördlichen
Grube (182) mit Grube 385 in G-10, neben der
ein doppeltes Pfostengrubenpaar festgestellt worden
ist.
Auf der O-Seite befinden sich zwei Gruben (265 +
226; 266 + 221 + 225), dit mit keinen anderen
Befunden in erkennnbarer Beziehung stehen.
Zwischen den linearbandkeramischen Gruben liegen
drei Gruben (227, 181 und 222 von N nach S), aus
denen neben einigen linearbandkeramischen über-
wiegend stichbandkeramische und einige Rössener
Scherben zutage gefördert worden sind. Die Zusam-

mensetzung des Fundmaterials ist dermaßen zwei-
felhaft, daß es vorläufig keinen Sinn hat, weitere
Schlußfolgerungen über Entstehungszeit und Zu-
sammenhänge untereinander zu ziehen.
Nachdem Grube 200 wieder mit Abfällen und
Erde auf gefüllt worden war, ist zum Teil durch die
Füllung hindurch eine Gerbegrube eingetieft wor-
den.
Das gleiche gilt für die östlich liegenden linearband-
keramischen Gruben, durch die ein nordnordwest-
lich-südsüdöstlich verlaufender Graben gelegt wor-
den ist, der an der Stelle der Gruben bis 50 cm
unter die gezeichnete Fläche reicht, gleich daneben
aber nur 8 cm tief ist. Die Gesamtlänge des Gebil-
des beträgt 10,50 m. Der Graben vollführt eine
kleine Krümmung nach NW.
Mittelneolithische Gruben
Mit Ausnahme von fünf runden Gruben, die we-
gen ihrer Form als Silos bezeichnet werden können,
liegen keine Gründe vor, die Gruben, aus denen
Stichbandkeramik und Rössener Ware zum Vor-
schein gekommen ist, noch näher zu unterteilen. Im
Horizontalschnitt ist die Form in der Regel gerun-
det, wobei manchmal Kreisformen beobachtet wer-
den können. Die Tiefen variieren von 20 bis 80 cm
mit einem Durchschnittswert von 50,4 cm. Die Bö-
den sind stets schalenförmig. In vier Fällen kann
von Grubenkomplexen gesprochen werden, nämlich
in den Quadraten G-4; D, E-7; F, G-7 und F-ll.
Darin mit einiger Wahrscheinlichkeit sog. Silos zu
sehen, ist kaum durchführbar. Bisher haben wir
nicht die geringste Systematik in der Streuung ent-
decken können. Nichts deutet auf einen eventuellen
Zusammenhang zwischen den Gebäuden und den
Gruben aus dieser Periode hin.
Im Vergleich mit den linearbandkeramischen Gru-
ben sind diese viel reicher an Silex, worüber auf
S. 59 Näheres mitgeteilt wird.
Münchshöfener Grube
Der einzige Hinweis dafür, daß sich auf dem er-
forschten Gelände zur Zeit der Münchshöfener
Gruppe menschliche Aktivität abgespielt hat, be-
steht aus einer Grube (Nr. 453) in den Quadraten D,
E-5, in der Scherben gefunden wurden, die zu dieser
Periode gezählt werden (Taf. 9). Die Grube ist max.
35 cm tief und zeigt eine unregelmäßige Form. Die
Funde werden auf S. 75 erörtert.

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