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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 5.1906

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Nr. 1
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Lux, Joseph August: Die Missstände der heutigen Grossstadtanlagen, [1]
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Neues von der Bergstrasse
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https://doi.org/10.11588/diglit.20726#0020
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Neues von der Bergstrasse

zu einflusslosen Amtsgeschäften benützt. Wer zur handelt, den Bau von Eisenbahnen, Kanälen, öffent-
Regierung berufen ist, verwaltet bloss, und wer nur liehen Gebäuden etc. durchzuführen. In Oester-
verwalten soll, regiert. V reich und speziell in Wien ist eine grosse Zahl von
V In einer wirtschaftlichen Verfassung, in der die Staatsämtern auf die unwürdigste Weise in Miets-
Spekulation und der Wucher die zentrale Kraft häusern untergebracht, die den Staatsgedanken auf
bilden, wird notgedrungen auch der Staat und die recht klägliche Weise verkörpern. Enorme Mieten
Gemeinde zum Spekulanten in Bodenwerten und müssen dafür bezahlt werden. Die Mietpreise für
wird, je nachdem er Käufer oder Verkäufer ist, un- die unzweckmässigste Unterkunft sind so hoch,
gerechtfertigter Profite oder empfindlicher Verluste dass bei richtiger Finanzierung für dasselbe Geld
teilhaftig. Weitaus häufiger befindet er sich in der die monumentalsten Staatsgebäude aufgeführt wer-
letzteren Lage. Milliarden müssen dem Boden- den könnten, wenngleich auch hiebei der spekulativ

Spekulanten geopfert werden, wenn es sich darum verteuerte Grundpreis in Anschlag kommen muss. V

(Fortsetzung folgt)

Bensheini an der Bergstrasse

NEUES VON DER BERGSTRASSE

Wer die liebliche Bergstrasse durchwandert wird
überrascht sein, dort, mitten in den tollen Tagen
unserer Stilarchitektur und den Tingeltangel-
sprüngen des „Jugendstils", feine Blüten einer har-
monischen, reifen und wirklichen Bau-Kunst zu
finden. Es ist zugleich eine Heimatkunst im guten
Sinne, nicht jene nachäffende, sich als heimatlich
gerierende Afterkunst, die vermeint, mit den Kunst-
Requisiten einer vergangenen Zeit, mit nach-
gemachten Erkern und Türmchen, mit abgegucktem
Fach-, Schindel- und Schieferwerk und all den be-
liebten Mätzchen, womit man auf den Welt- und
Landes-Ausstellungen Alt-Schildburg und Alt-Trips-
trill täuschend nachahmt, eine neuzeitliche Bauweise
schaffen zu können. Ja, wird man einwenden, der
Metzendorf machts ja gerade so, er schiefert, schindelt,
macht Erker, Türme, Fachwerk. Ja das tut er auch,

natürlich, selbverständlich, er verwendet alles Mate-
rial, das ihm die Ueberlieferung zur Verfügung
stellt, er hat die Augen aufgemacht und sich um-
geschaut nach der Schönheit vergangener Kunst-
perioden. Das alles hat er in seinem Herzen be-
wegt und dann hat er getan wie der Künstler tut,
er hat aus den alten Klängen in neuen Melodien
seine eigenen Weisen aufgebaut, er hat die Märchen
der Schönheit, die sich ihm erschlossen haben, nach-
erzählt in seiner eigenen Sprache, so wie ers
verstanden hat, wie seine Kunst ihn trieb zu sagen.
V Die Kunst Metzendorfs ist bodenwüchsig. Was
die Heimat bietet, dünkt ihm gerade recht, um daran
anzuknüpfen. Er gibt dem natürlich gewordenen
den künstlerischen Ausdruck. Das mit der Natur
zur Natur verwachsene Vorbild gibt ihm Anregung
und Kraft zugleich zu bauen, was er eben dort
 
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