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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 6.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.23633#0076
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UNSERE BILDER

V Das von P. L. Troost entworfene Haus, ein
reiner Putzbau, ist aus einem Umbau hervorge-
gangen. Dabei konnte der Architekt allerdings die
Fassaden und die innere Einteilung vollständig neu
entwerfen, hatte aber immerhin mit den bestehenden
Verhältnissen zu rechnen, wodurch die Aufgabe
bedeutend erschwert war. So wurden unter anderem
die Haupt- und Nebentreppe, deren Lage auf die
weitere Grundrissgestaltung bestimmend einwirkten,
ganz neu eingebaut. Es mag noch angefügt werden,
dass das Projekt für einen alleinstehenden Herrn,
einen Komponisten ausgearbeitet war. Aber durch
dessen Tod und den folgenden Verkauf veränderte
sich nicht nur die Raumbestimmung des ersten
Stockwerkes, es wurde auch von der geplanten
architektonischen Gartenanlage abgesehen und,
was am meisten zu bedauern ist, die Ausgestaltung
des Inneren nicht ausgeführt. In der fünften
Nummer des vorigen Jahrgangs konnten wir einige
dieser Innenräume reproduzieren; man beachte den
Einklang der strengen Aussen-Architektur mit den
abgeklärten Formen der Raumausstattung. V
V Bei dem Hause in Schwabing betonte Professor
Emanuel von Seidl die malerische Wirkung.
Hiefür sprachen schon die landschaftliche Lage des
Grundstückes im Strassenbild, sowie deralte Garten-
bestand. Jedoch nicht allein in der glücklichen
Gruppierung der Baumassen, sondern auch in der
Behandlung der Mauerflächen mit rauhem Putz
und rötlichgrauen Hau- und Kunststeinen, kommt
dieses Bestreben zum Ausdruck. Seine Steigerung
findet es in der Verwendung von farbigen Fenster-
läden und vielfachen Spalierbildungen. Einige gute
Plastiken schmücken die durchaus sachliche Archi-
tektur, in schönem Gegensatz zu den grossen,
glatten Flächen. Im Inneren ist ebenfalls darnach

getrachtet, die Räume schon durch die Art der Fenster-
stellung und Fensterteilung zu charakterisieren,
ferner durch die Lage der Räume untereinander.
Grösstenteils mit gewölbten oder einfachen, orna-
mentierten Stuckdecken versehen, haben die Zimmer
fast durchgehends schablonierte Wände, deren Kon-
traste sich in hellen, grauen, braunen Tönen und in
dunkeln satten Abstufungen bewegen. Täfelungen,
Kamine u. dgl. vervollständigen den inneren Ausbau.
V Hugo Eberhardt stützt sich bei der Archi-
tektur des Hauses Lautenschlager auf baroke Erinner-
ungen und es gelingt ihm mit diesen Formen und
den farbigen Werten der Baumittel dem kleinen
Hause ein zugleich vornehmes und behagliches Aus-
sehen zu geben. Ausser dem gelblichen Verputz
sind noch Basalt für den Sockel und weissgrauer
Sandstein für die Fensterumrahmungen und sons-
tigen Architekturglieder verwendet; dazu kommen
das rote Biberschwanzdach, das weisse Fensterholz
und grüne Läden. Die innere Einteilung ist sehr
geschickt gelöst; durch eine geräumige Garderobe
betritt man entweder die Wohndiele oder das
Treppenhaus, das in der warmen Jahreszeit durch
Öffnen der breiten Schiebtüre der Diele angegliedert
wird. Hier, als dem Hauptwohnraum, bilden an-
schliessend an einen Gaskamin aus holländischen
Klinkern mit eisernem Helm eine Anzahl Truhen-
bänke eine gemütliche Nische, während das neben-
an liegende Empfangszimmer eine Ausstattung im
Sinne der Biedermeierzeit erhalten hat. Bemerkens-
wert ist, wie der Architekt in diesem Zimmer den
gewünschten tiefen Erker schuf, der ihm an der Fas-
sade untunlich erschien. Auch die übrigen Räume
zeigen eine ähnliche gediegene Ausstattung. Die
Baukosten beliefen sich einschliesslich der Warm-
wasserheizung nicht über 40000 Mark. V


Verantwortlicher Herausgeber: M. J. GRADL-Stuttgart, Rotenwaldstrasse 23.
Verlag: JULIUS HOFFMANN-Stuttgart. Druck: Hoffmannsche Buchdruckerei Felix Krais-Stuttgart.
(Der Nachdruck aller in dieser Nummer enthaltenen Artikel und Bilder ist verboten.)

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