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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 6.1907

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Nr. 6
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Lehmann, Arthur: Architektur auf der Jubiläumsausstellung Mannheim 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.23633#0312
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Architektur auf der Jubiläumsausstellung Mannheim 1907

lassen. Auch die Gruppe der Münchner Bild-
hauer wusste durch Tönung eine angenehme, nicht
ermüdende Wirkung der verschiedenen Werke zu
erreichen. Bildhauer H. Hahn-München ist in
seinem ausschliesslich von ihm beherrschten Raum
in der Wahl seiner schmückenden Mittel ziemlich
sparsam, um nicht zu sagen dürftig gewesen. Es
entsteht eine an sich kalte Häufung von bildhaue-
rischen Erzeugnissen, deren Genusswert dadurch
sehr herabgedrückt wird. Von einer Raumkunst
kann hier kaum mehr die Rede sein. V
V Die Kunstausstellung wird zu Ende gehen, die
Kunsthalle wird bleiben, wird in ihrem Innern zu-
gunsten einer grösseren Einheitlichkeit manche
Veränderung erfahren müssen, sie wird aber stets
ein Bauwerk vornehmsten Charakters sein, würdig
den Beginn einer neuen Aera einer Stadt wie
Mannheim einzuleiten. V
V Prof. Max Läuger war der Architekt der Aus-
stellungsbauten. Sie weisen eine strenge Zweck-
form auf, deren ästhetische Wirkung in gewaltigen
Abmessungen, starker Lisenenbildung liegt. Lassen
sie auch im allgemeinen ziemlich kalt, so zeigen sie
doch einen grossen einheitlichen Gedanken, der
den vorübergehenden Charakter dieser Bauten, ohne
aufzufallen, zum Ausdruck bringt, und deren Anord-
nung vor allem das Gesamtbild aufs glücklichste
löst. Die Gartenarchitektur hat gleichfalls die
Vertreter aller Richtungen entsandt, der gute alte
Landschaftsgärtner, der sogenannte „Gartenarchi-
tekt“, der Baukünstler, der den Garten dem Haus
angliedert, alle haben ihre Auffassung in kleinem

Masse verwirklicht. Künstlerisches Interesse können
jedoch nur die Sondergärten von Läuger, Schultze-
Naumburg und Peter Behrens beanspruchen.
V Läuger hat seinen Garten durch niedrige Mauern
in einzelne Teile zerlegt, die er nach Farben und
Gruppenmotiven einzeln behandelt. Die Mitte be-
stimmt ein reizvolles Badehaus, an das sich ein
von hohen, dichten Hecken abgeschlossenes Sonnen-
bad mit Wasserbecken anschliesst. Die Wirkung
ist eine äusserst interessante, Form, Farbe und
Gedanke sind vornehm. Professor Paul Schultze-
Naumburg erstellte einen Hausgarten, den er mit
sicherem Gefühl durch eine hohe Mauer von seiner
Umgebung isolierte. Schultze - Naumburg ist kein
Neuerer, aber wohl einer der feinsten, tiefsten
Kenner der alten Schönheit, und diese hat er in
neuem Kleide aufs trefflichste zu bilden gewusst.
Professor Peter Behrens ist der individuellste
Schöpfer. Garten und Haus ist ihm ein grosses
Ganzes, er baut deshalb gleichsam dem Motiv zu-
liebe ein Haus, das nur einen einzigen geschlossenen
Raum enthält, der von entsprechenden Terrassen
und Loggien umgeben ist. Für einen fein empfinden-
den Kunstfreund ist dieser Garten gedacht, grosse
Rasenflächen lagern sich vor die Terrasse, gitter-
artige Pergolen fügen sich an die Wege, die auf ein
eigenartig gebautes Naturtheater münden. Ku-
lissenartig schieben sich die Bäume vor. Seitliche
erhöhte Wasserbecken beleben die Fläche. Eine
starke Stimmung beherrscht diese Komposition,
edel in ihrer Auffassung, intim zum persönlichen
Genuss, zu einer Kultur der Feste. V
 
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