7
nicht nur als nächstliegendes Material sondern auch
wegen der wesensverwandten Art; denn er fordert
schlichte Größe und Einfachheit. Aber er braucht
darum keineswegs langweilig zu werden. Und daß
Roß alle redlichen Mittel, den Ziegelbau auch einmal
reich zu gliedern und zu schmücken, ohne seinen
Charakter zu ändern, anzuwenden versteht, zeigt das
Bankhaus für das Bad Segeberg. Bei aller strengen
Gebundenheitin dem Rhythmusder Linien sind Bild-
Der Privatarchitekt, der heute ein Wohnhaus, ein
anderes Mal ein öffentliches Gebäude oder gar einen
reinen Nutzbau schaffen muß, hat es schwer, seinen
persönlichen Stil zu wahren, da er immer gezwungen
sein wird, den Wünschen der Auftraggeber nachzu-
geben und sich eng den verfügbaren Mitteln anzu-
passen. In der Beschränkung zeigt sich der Meister —
nirgends mehr als beim Bauen — und der rechte
Künstler ist für den Bauherrn, so gering auch die
Hans Roß, Neumünster
Grundrisse der Gebäude des Bauvereins für Schleswig-Holstein zu Rendsburg (links)
und des Vorschuß-Vereins im Solbad Segeberg (rechts). — Vgl. S. 3 und 5 bis 8
hauerarbeiten und Terrakotten mit dem Ziegelstein
zu einer Einheit gefügt. Der gebrannte Ton bildet die
glückliche Ergänzung zu dem schlichten, aus Einheiten
aufeinander gefügten Ziegelbau mit seiner flimmern-
den Oberfläche. Es ist geschickt, daß der Künstler
hier einmal alte Lübecker Überlieferung wieder auf-
frischte, und so eine charaktervolle Einheit geschaf-
fen hat. Der Eingang zu dem Bankhause in Segeberg
mit seiner rötlichgelben Farbe und den starkwirken-
den Linien, die schließlich ganz einfach sind, bleibt
jedem, der ihn gesehen hat unvergeßlich (vgl. S.8).
Mittel sein mögen, der beste Berater. Nur dieser ver-
mag mit den einfachsten Mitteln Wirkungen heraus-
zuholen, die der schablonenhaft arbeitende Hand-
werker nicht ahnt. Reichtum ist noch nie ein Vorteil
gewesen, auch nicht für die Baukunst. Wie die Natur
mit den einfachsten Mittetn die größten Wirkungen
hervorzubringen weis, so wird es immer erfreulich
und naturgesetzlich wirken, wenn auch am Bauwerk
die starke Wirkung aus den einfachsten Mitteln wie
selbstverständlich hervorgeht. Wie groß wirkt die
nach der Straße zu gerichtete Nordseite des Wohn-
nicht nur als nächstliegendes Material sondern auch
wegen der wesensverwandten Art; denn er fordert
schlichte Größe und Einfachheit. Aber er braucht
darum keineswegs langweilig zu werden. Und daß
Roß alle redlichen Mittel, den Ziegelbau auch einmal
reich zu gliedern und zu schmücken, ohne seinen
Charakter zu ändern, anzuwenden versteht, zeigt das
Bankhaus für das Bad Segeberg. Bei aller strengen
Gebundenheitin dem Rhythmusder Linien sind Bild-
Der Privatarchitekt, der heute ein Wohnhaus, ein
anderes Mal ein öffentliches Gebäude oder gar einen
reinen Nutzbau schaffen muß, hat es schwer, seinen
persönlichen Stil zu wahren, da er immer gezwungen
sein wird, den Wünschen der Auftraggeber nachzu-
geben und sich eng den verfügbaren Mitteln anzu-
passen. In der Beschränkung zeigt sich der Meister —
nirgends mehr als beim Bauen — und der rechte
Künstler ist für den Bauherrn, so gering auch die
Hans Roß, Neumünster
Grundrisse der Gebäude des Bauvereins für Schleswig-Holstein zu Rendsburg (links)
und des Vorschuß-Vereins im Solbad Segeberg (rechts). — Vgl. S. 3 und 5 bis 8
hauerarbeiten und Terrakotten mit dem Ziegelstein
zu einer Einheit gefügt. Der gebrannte Ton bildet die
glückliche Ergänzung zu dem schlichten, aus Einheiten
aufeinander gefügten Ziegelbau mit seiner flimmern-
den Oberfläche. Es ist geschickt, daß der Künstler
hier einmal alte Lübecker Überlieferung wieder auf-
frischte, und so eine charaktervolle Einheit geschaf-
fen hat. Der Eingang zu dem Bankhause in Segeberg
mit seiner rötlichgelben Farbe und den starkwirken-
den Linien, die schließlich ganz einfach sind, bleibt
jedem, der ihn gesehen hat unvergeßlich (vgl. S.8).
Mittel sein mögen, der beste Berater. Nur dieser ver-
mag mit den einfachsten Mitteln Wirkungen heraus-
zuholen, die der schablonenhaft arbeitende Hand-
werker nicht ahnt. Reichtum ist noch nie ein Vorteil
gewesen, auch nicht für die Baukunst. Wie die Natur
mit den einfachsten Mittetn die größten Wirkungen
hervorzubringen weis, so wird es immer erfreulich
und naturgesetzlich wirken, wenn auch am Bauwerk
die starke Wirkung aus den einfachsten Mitteln wie
selbstverständlich hervorgeht. Wie groß wirkt die
nach der Straße zu gerichtete Nordseite des Wohn-