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Dr. Paul Zucker, Berlin-Charlottenburg
Entwurf zum Einfamilienhaus H. in Hildesheim. — Ansicht von der Straße. — Grundriß vgl. S. 180

ZU DEN ARBEITEN VON DR. PAUL ZUCKER

Eigentlich sind besondere Anmerkungen zu guten
Abbildungen einer Architekturzeitschrift nicht
zu machen. Was der Künstler fühlte und wollte, als
er seine Bauten und Räume schuf, vermögen sorg-
sam ausgewählte Bilder dem verständigen Beschauer
eindringlicher anzuvertrauen als noch so ausführ-
liche Beschreibungen. Doch sind Ausnahmen ange-
bracht, wenn Grundsätzliches zu sagen ist oder aus
den Abbildungen nicht ersichtliche Einzelheiten her-
vorzuheben sind. So auch bei den nachfolgenden
Darstellungen von Arbeiten des Architekten Dr.
Paul Zucker, Berlin-Charlottenburg.
Zunächst grundsätzlich dieses:
Bei der Gestaltung aller Augenarchitektur, aller
Möbel, aller Einzelheiten versucht der Künstler
stets eine möglichst geschlossene sofort erfaß-
bare Raumgestaltung, einen sofort überschaubaren
Formenzusammenhangzuerreichen. Einen um jeden
Preis modern erscheinenden, ausgesprochen neu-
deutschen Werkbund-Stil erstrebt er nicht, sondern
schafft trotz bewußten Verzichtes auf eine Anlehnung
an historische Stilformen, doch stets in der Absicht,
daß auch gute alte Möbel ungezwungen in seine
neuen Räume eingestellt werden können. Dabei
liebt Dr. Paul Zucker eine ganz besonders starke
Betonung der Farbe.
Im Besonderen ist folgendes zu sagen:
Bei dem Bankhausumbau wurde versucht, inner-
halb der vorhandenen schlechten Hausarchitektur ein

abgeschlossenesGanzes zu gestalten, das auch farbig
durch das grün lackierte Holz der Erkervorbauten,
des Sprossenwerks u.a. m. sowie durch dunkelbraun
getönte Kupferbeschläge gegensätzlichen Reiz er-
hielt.
Der Tee salon ist nach dem besonderen Wunsch
des Bauherrn durch stark geschwungene Profilierung
der Möbel, durch Stoffraffungen, farbige Wand-
stickereien und Verzierungen der Kaminhaube be-
sonders reich ausgestattet, dabei aber jede „kunst-
gewerbliche“, kaffeehaus- oder kinohafte Wirkung
ängstlich vermieden worden.
Im Schleiflack-Schlafzimmer mußten aus
Raumgründen verschiedene Möbel vereinigt werden.
Die so aus praktischen Bedürfnissen einmal ent-
standene Zusammenstellung ist bestimmt, für ein-
fache bürgerliche Wohnungen vielfach wiederholt
zu werden, da dadurch eine starke Verbilligung in
der Herstellung entsteht und die Zimmereinrichtung
neben guter Raumausnützung auch die Möglichkeit
gewährt, das Schlafzimmer in einfacheren Verhält-
nissen als Wohn- und Empfangszimmer zu benutzen.
Bei der Ausstattung einer Buchhandlung
und dem Entwurf für ein Theater in Frankfurt
a.M.nötigten die verfügbaren Geldmittel zu äußerster
Zurückhaltung in der Behandlung der Holzflächen.
Hauptwirkungen wurden durch Farbenzusammen-
stellungen erreicht und angestrebt.
Im übrigen mögen die Bilder für sich sprechen.

MOD. BAUFORMEN 1920. VI, 1.
 
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