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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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W.-K.: Zu den Abbildungen der Seiten 313-328
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0389
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313

ZU DEN ABBILDUNGEN DER SEITEN 313—328

Die abgebildeten Arbeiten der Architekten Riphahn und
Grod-Köln, Professor Utinger-Breslau, Regierungsbau-
meister Zoller-Breslau, Regierungsbaumeister Hans Jessen-
Berlin und Architekten Mattar und Scheler-Köln behandeln
zwei wichtige Probleme moderner Baukunst. Die lebens-
notwendigste Aufgabe ist zweifellos der Wohnbau, dem ein
großer Teil der vorliegenden Arbeiten gewidmet sind. An
zweiter Stelle steht die
Frage des Gemeinde-
hauses, das mit zwei Bei-
spielen vertreten ist, zur
Diskussion.
Der Kölner Architekt
Riphahn, der sich mit Dipl. -
Ing. Grod zur gemein-
samen Arbeit zusammen-
geschlossen hat, ist in den
Modernen Bauformen be-
reits mehrfach mit bedeut-
samen Beiträgen veröf-
fentlicht worden. Gerade
auf dem Gebiete des ge-
nossenschaftlichen Woh-
nungsbaues, der Sied-
lungsanlagen, boten diese
Werke wertvolle Anre-
gungen und beachtens-
werte Lösungen. Die in Verbindung mit C. M. Grod errichtete
Siedlung „Zollstock“ liegt auf derselben Entwicklungs-
linie. Grundsätzlich wurde auch hier die geschlossene mehr-
stöckige Bauweise gewählt, um den modernen Anforde-
rungen sozialer, wirtschaftlicher und siedlungspolitischer Art
zu entsprechen. Denn bei der Entwicklung unserer Groß-
städte ist eine weitläufige, aufgeschlossene und niedrige
Bauweise nicht durchführbar, besonders wenn die Nähe der
Großstadt selbst in dieser Hinsicht Bindungen auferlegt.
Auch die Siedlung Zollstock rückt dicht an das eigentliche
Stadtgebiet heran, sie ist vom Kölner Hauptbahnhof nur
4 km entfernt. Ebenso ergaben sich vom sozialen Gesichts-
punkte aus einschneidende Bedingungen für die Bauart. Die
Etagenwohnung einfachster, klarster Grundrißgestaltung
hat sich schon längst als die sozial wie wirtschaftlich gün-
stigste Lösung erwiesen. Die Bewohner der Siedlung Zoll-
stock sind zumeist mittlere Beamte und Privatangestellte.
Eine Typisierung und Vereinheitlichung der Wohnungen
erwies sich daher als notwendig. Es wurde für die ganze
Siedlung — bis auf die Eckhäuser — immer derselbe Typ
verwandt, der, wie der Grundriß zeigt, auf der einen Seite
eine dreiräumige, auf der andern eine vierräumige Wohnung
aufweist. Im Dachgeschoß befindet sich jeweils eine drei-

räumige Wohnung mit Dachterrasse. Die Anordnung der
Räume ist von einer außerordentlichen Klarheit und Über-
sichtlichkeit. Als Besonderheit sei auf die Anlage einer
Küchennische aufmerksam gemacht. Den Gepflogenheiten
der rheinischen Gegend und der sozialen Lage der Bewohner
der Siedlung entsprechend war eine Verbindung von Wohn-
raum und Küche erwünscht. Die übliche Wohnküche hat
ihre Schattenseiten. Die
Abtrennung eines beson-
deren Küchenraumes vom
Hauptwohnraum durch
die Ausbildung einer
Kochnische bedeutet da-
her eine wesentliche Ver-
besserung dieser doppelt
benutzbaren Räume.
Daß auch die äußere
architektonische Gestal-
tung des Baublocks bei
aller Beschränkung auf
einfachste Mittel im fort-
schrittlichen Sinne durch-
geführt ist, lehrt ein Blick
auf die Abbildungen.
Prinzip der baukünstle-
rischen Lösung ist die
Staffelung und Rhythmi-
sierung der Baukörper und Flächen. Infolgedessen ist der
gesamte Baukomplex trotz aller Geschlossenheit der Bau-
masse zu einem bewegten, lebendigen architektonischen
Gebilde geprägt worden. Auch in der technischen Aus-
führung wurden die modernen Grundsätze und Methoden
beachtet: die Keller sind in Stampfbeton hergestellt — der
Kies konnte auf der Baustelle selbst gewonnen werden —,
ebenso sind sämtliche Decken, ebenso das Dach, als Beton-
decken ausgeführt. Erd- und erstes Obergeschoß sind in
Ringofensteinen gemauert, die beiden obersten Stockwerke
jedoch in Schwemmsteinen. Die Isolierung besteht aus einer
Luftschicht zwischen hochgestellten Schwemmsteinen, ab-
gedeckt mit einer armierten Bimsplatte. Als Dachdecke
wurde dreifaches Pappolein verwendet. — Bauherr dieser
Siedlung ist die Gemeinnützige A.-G. für Wohnungsbau.
Die andere Seite des Wohnungsbauproblems kommt in
dem Einfamilienhaus von Professor Gebhard Utinger, Bres-
lau, zur Geltung. Eine vorbildliche Lösung eines kleinen
Einzelwohnhauses rationeller Form. Ein überaus ökonomisch
durchdachter Grundriß findet in der schlichten, aber an-
sprechenden Gestalt des Hauses seinen sichtbaren Ausdruck.
Hier ist die Synthese von Zweckmäßigkeit und formaler
Gestaltung in vollkommener Weise vollzogen. Trotz seiner


Wilhelm Riphahn und Dipl.-Ing. Caspar Maria Grod, Köln
Einheitsgrundrißplan Siedlung Zollstock 1927/28
 
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