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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Spörhase, Rolf: Neuere Hamburger Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0087
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Flugbahnhof in Hamburg. Architekten : Dyrssen und Averhoff, Hamburg

\EUEKE H A Y| in iU. EH BAUTEN
Besprochen von Rolf Spörhase. Lichtbilder von Ernst Scheel und R. F. Schmiedt, beide in Hamburg
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Eine Stadt von der Lebenskraft, wie sie Hamburg nicht nur
als Großstadt, sondern auch als Welthafenplatz betätigt, fördert
ihre besonderen Bauaufgaben. Eine der interessantesten, die sich
in den letzten Jahren ergaben, ist ohne Zweifel der Hamburger
Flugbahnhof.
Zu den Aufgaben des Verkehrs, deren Lösung zu Lande
und gerade in Hamburg natürlich seit jeher auch auf dem Wasser
(See- und Flußschiffahrt) gefunden werden mußte, gesellte sich immer
drängender die Notwendigkeit einer Regelung auch des Luftver-
kehrs. Man begann mit dem Ausbau des Flughafens, dem die Er-
stellung von zwei neuen großen Ha 1-
len folgte, die den größten zu er-
wartenden Anforderungen genügen
konnten. Inzwischen ist dieser An-
lage nun das Schlußstück, der Flug-
b a h n h o f , eingefügt.
In Verfolg eines Wettbewerbs,
der zu diesem Zweck ausgeschrieben
war, hatten die Architekten Dyrssen
und Averhoff, Hamburg, den
1. Preis und auch die Ausführung er-
halten. — Es war damals eine im
wesentlichen ganz neue Aufgabe, vor
die sich die Architekten gestellt
sahen. Erfahrungen lagen kaum vor.
Um so beachtlicher ist die gefundene
Lösung und um so erfreulicher, daß
der Wettbewerbsentwurf hier ein-
mal als- eine geschlossene architek-
tonisch-technische Idee ohne Kom-
promisse verwirklicht werden konnte.
Drei Aufgaben waren eigentlich
zu erfüllen: Die Abfertigung der
abfahrenden und ankommenden Flug-
gäste, die Verwaltung des ganzen
Flugplatzes und schließlich die Heran-
ziehung eines größeren Publikums
im für den Flugverkehr werbenden
Sinne. Das alles sollte in einem
Gebäude sich abspielen, mußte aber
wiederum funktionell getrennt von-
einander abgewickelt werden. Des-
halb wurden im Entwurf alle Einzel-
funktionen in vier große Gruppen zu-

sammengefasst, die in sich selbständig auf je einer Ebene im
Gebäude übereinander angeordnet sind und eigene Zugangswege
haben, so daß sie sich auch bei stärkstem Massenandrang nie
überschneiden.
In der Tat wurde dieses auch durcho-eführt (vgl. Grundrisse auf
Seite 64):
Ins Kellergeschoß wurde der Fluggüterverkehr gelegt, mit
direktem Zugang (Rampen) von der Straße und vom Flugplatz aus.
Im Erdgeschoß spielt sich der Flugr e i s en d en-Verkehr ab:
Paß- und Zollrevision, Post-, Warte-, Frisier- und Baderäume be-
finden sich hier, ferner Läden, eine
Polizei- und Sanitätsstelle, schließlich
ein Erfrischungsraum. Dieses alles ist
in der Schalterhalle (Ladenstraße) ne-
beneinander übersichtlich aufgereiht.
Das erste Obergeschoß ist
für die Zuschauer da, die mit dem
eigentlichen Flugverkehr nichts zu tun
haben, die man aber — gewissermaßen
im Nebenzweck — auch für die Flie-
gerei interessieren möchte. Dieses
ganze Geschoß einschließlich der da-
vorgelagerten Terrassen dient dem
Gaststättenbetrieb. Dorthin füh-
ren zwei von dem Flugverkehrsbe-
trieb völlig getrennte Zugänge (Trep-
pen) von der Straße, ferner die seit-
lichen Aufgänge an der Flugplatzseite.
Das zweite Obergeschoß
enthält die V e r w a 11 u n g s räume.
Flughafenverwaltung, Funker, Wet-
terdienst sind hier untergebracht.
Außerdem Übernachtungsräume für
die Piloten usw., auch für Fluggäste,
also eine Art Hotelbetrieb, der vom
Wirt des Restaurants geleitet wird.
Aus der Mittelhalle dieses Ge-
schosses gelangt man über eine Treppe
in den Signalturm, der ganz in
Glas ausgeführt wurde. Von hier
aus werden Start und Landung in
Zusammenarbeit mit dem Posten
auf dem Rollfelde durch die Luft-
polizei geregelt.


Haupteingang des Flugbahnhofes von der Straße am Abend. Prismen-
verglasung der Treppen zum Restaurant und der Haupttreppenhäuser

MOD. BAUFORMEN 32. II 1

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