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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Spörhase, Rolf: Neuere Hamburger Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0088

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Dyrssen u. Averhoff, Hamburg. Flugbahnhof Hamburg

Oben Schnitt, darunter Grundrisse 1:1000. Obergeschoß: 1 Garderobe, 2 Toilette, 3 Küche,
4 Magazin, 5 Personalgarderoben, 6 Wohnung des Wirts, 7 Wohnung des Hausmeisters, 8 Restau-
rant, 9 Terrasse des Restaurants, 10 Zuschauer. Erdgeschoß: 1 Reisebüro Hapag, 2 Gepäck-
abfertigung, rechts Ausgang, links Eingang, 3 Büros der Lufthansa, 4 Polizeiwache, 5 Friseur,
6 Toilette, 7 Buchladen, 8 Büro, 9 Erfrischungsraum, 10 Zollbüro, 11 Bezirksleitung der Lufthansa,
12 Wetterberatung, 13 Briefpost, 14 Paketpost, 15 Kaffeeküche, 16 Schalterhalle, 17 Boy. Keller:
1 Güteranfahrt, 2 Güterabfertigung, 3 Zollverwaltung, 4 Büros, 5 Heizung und Kohlenkeller, 6 Um-
former, 7 Schalttafeln, 8 Toiletten, 9 Garage, 10 nicht ausgebaut, 11 Kantine, 12 Vorrats- und Lager-
räume.

Das Dach ist vollständig begehbar und direkt von
der Straße aus zu erreichen. Bei großen Flugveran-
staltungen finden auf der Dachterrasse 1000 Personen
auf 200 Sitz- und 800 Stehplätzen Gelegenheit zum
Zuschauen. Im Restaurant sind 300 Sitzplätze, auf den
Aussichtsterrassen 400. Im ganzen können, wenn die
das Gebäude umgebenden Rasenflächen hinzugenommen
werden, rund 25 000 bis 30000 Zuschauer sitzend oder
stehend untergebracht und verpflegt werden. Für die
Versorgung des Gartens sind zwei Ausschankräume an
den beiden seitlichen Enden des Gebäudes vorgesehen.
Dabei wird der fahrplanmäßige Luftverkehr selbst bzw.
die Passagierabfertigung oder die Verwaltung in keiner
Weise berührt. Das Restaurant steht in interner Treppen-
verbindung mit sämtlichen übrigen Restaurationsstellen
von der Kellerkantine, Warteraum im Erdgeschoß bis
zum Ausschank auf der Dachterrasse.
Im Äußeren des Gebäudes zeichnen sich die vier
Ebenen deutlich ab. Zugangswege und Treppen sind
in ihrer Funktion leicht zu erkennen. Die leichte Kurven-
führung schließt die Platzanlage zusammen und sichert
allen Büros eine gute Übersicht über das gesamte Flug-
hafengelände. Das Gesicht des Gebäudes richtet sich
zum Flugplatz. Nach der Straße liegen im wesentlichen
die Nebenräume, durchweg mit blinder Verglasung.
Der aus der Stadt kommende Fluggast nimmt
folgenden Weg: Er betritt das Gebäude durch den
Haupteingang, kann in der Schalterhalle den Fahr-
schein lösen, sich in den Läden mit Erfrischungen und
Proviant versorgen,Friseurräume,Zeitungsstand undPost-
schalter benutzen. Das Gepäck geht entweder gleich vom
Wagen über die Rampe an der Straße in den Keller oder
wird von der Gepäckabfertigung in der Halle über eine
Rutsche in den Keller und von da gesammelt zum
Flugsteig gebracht. Bis zur Abfahrt stehen dem
Fluggast Halle, Erfrischungsraum und Restaurant zur
Verfügung.
Der ankommende Fluggast gelangt seinerseits
vom Flugsteig über den gleichen, ganz vom Publikum
getrennten Pfad an der Gepäck- und Zollabfertigung
vorbei in die Halle. Sein Gepäck wird mit einem Aufzug
heraufgeschafft und von den Zollbeamten geprüft. Post
und Polizei haben ebenfalls gesonderten Zugang zum
Flugsteig, so daß sich alles gewissermaßen zwangsläufig
und reibungslos abwickeln kann.
Uhren aller Nationen zeigen in der Halle die Zeit in
den betreffenden Ländern an. W etterberatung und
Hapag-Reisebüro sind in der Schalterhalle. Alle Dienst-
räume im Keller, Erd- und Obergeschoß verbindet eine
Rohrpostanlage außer der selbsttätigen Telefonzentrale.
Eine Lautsprecheranlage vermittelt Abfahrts- und An-
kunftssignale.
Glasprismen sind überall dort verwandt, wo im Innern
Verkehrsweg ist und dieses nach außen in Erscheinung
tritt: am Treppenaufgang an der Straße und den Haupt-
treppenhäusern, sowie dem seitlichen Oberlicht in der
Halle. Dies gibt eine gleichmäßige taghelle Beleuchtung
ohne Schatten.
Klinkerverkleidung im Äußern war vorgeschrieben,
obgleich das Gebäude leicht sichtbar sein sollte, also
heller Putz das geeignetere gewesen wäre. Es wurden
deshalb von den Architekten Putzbänder in Muschel-
kalk sinnentsprechend verwandt.
Die Hauptkonstruktion ist teils Eisenbeton, teils Eisen.
Es waren schwierige Fundierungsarbeiten zu überwinden.
Die Decken bestehen aus Rahmenzellen, z. T. Hohl-
steindecken. Terrassen und Dächer sind größtenteils
mit Palundritasphaltplatten abgedeckt. Als Fußboden-
belag ist außer bei den Verkehrswegen Linoleum ver-
wandt Die Decke im Restaurant und die Schaukästen
sind mit Celotex verkleidet. Ein vorzüglicher Schall-
schutz für die über dem Restaurant liegenden Funker-
räume ist dadurch erreicht. Im ganzen ist das Gebäude
ein tadellos funktionierendes (nebenbei mit stark be-
schränktem Kostenaufwand erstelltes) Verkehrsinstru-
ment — mit allem, was in der Gegenwart und deren
Anforderungen dazu gehört.

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