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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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E., M.: Zwei Wohnungen: von Karl Hofmann u. Felix Augenfeld, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0529

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ZWEI WOIIVI VGEX von Karl Hofmann n. Felix Angenfeld, Wien
Mit 11 Aufnahmen von Ing. F. Mayer, Wien

Die Arbeitsgemeinschaft der beiden Wiener Architekten ist
den Lesern unserer Zeitschrift nicht unbekannt. Sie zeigt auch
diesmal, in der Wohnung H. F., ihre vorzüglichen Eigenschaften:
die besondere, nicht nur überlegte, sondern auch empfundene
Sorgfalt im Entwurf und in der Ausführung, und dann jene
vornehme Gelassenheit, die hier nicht allein eine Eigenschaft
des Geschmacks, die noch mehr eine solche des Charakters ist.
Man wird den Zug dieser liebenswürdigen Arbeitsweise im
Beispiel schon gut an der Art erkennen, wie sicher und leicht
im Wohnraum Büfett, Bücherstelle und Kamin miteinander
verbunden sind—, aber auch dann setzt dieses unmerkliche und
angenehme Überleiten von dem zu jenem nicht aus: die kleine
Nische an der Seite des Sofas führt im Winkel zu der Sitz-
gelegenheit unter dem Fenster, der sie handlich dient. Bei
einer derartig durchgreifenden Behandlung der Einrichtung
wird auch die besondere Behaglichkeit der offen und klar
geführten Räume schon gut verständlich.
Nun aber, bei der Wohnung F. S., tritt zu den beiden, durch
jahrelange Arbeit geeinten Künstlern mit Walther Sobotka ein
dritter hinzu —, ein Mann von Profil,von selbständig entwickelter
Art, einer der besten unter den Männern seiner Gruppe. Be-

greiflich, daß seine Mitwirkung deutlich zu merken ist. Die
Wand im Speise- und Wohnraum, also wieder ein Beispiel
für alle, macht den neuen Sach verhalt schon offenkundig genug:
jetzt erscheint der Sekretär eingebaut, das lange Büfett daneben
gestellt, die Vitrine mit den von unten beleuchteten Gläsern
oben eingelassen. An die Stelle der überleitenden Ordnung
ist eine streng abgesetzte Ordnung getreten. Die Formensprache
ist knapper, schärfer und schlanker geworden, die dunkel
gegen die hellen Wände gesetzten Farben der Hölzer fördern
das exakte Wesen, der Raum ist -— man beachte nur die
nebeneinanderliegenden Wohn- und Eßzimmer — nicht allein
übersichtlich, er ist durchsichtig geworden. In diesem Zu-
sammenhang gewinnt selbst ein so beiläufiges Motiv wie der
kreisrunde Konvexspiegel im Hintergrund einen kennzeichnen-
den Sinn.
Trotzdem geht die Arbeit der drei, die sich bei dieser Ge-
legenheit gefunden haben, vortrefflich zusammen. Keiner ver-
liert sich im andern, aber sie verstehen sich ohne weiteres.
Und eben diese ohne Opfer und mit schönem Gewinn erzielte
Gegenseitigkeit erscheint mir als ein neuer Beweis für die
wirkliche, gereifte Kultur des Wiener Innenraumes. M. E.


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