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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Beilage zu Moderne Bauformen
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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0826

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AUS »ER FACHWELT
Beilage zu „Moderne Banformen“ • 31. Jahrgang • August 193£

FARBENWERTE IM WOHNRAUM

Die führende Zeitschrift des Textil-Einzelhandels brachte vor
kurzem zwei Artikel von symptomatischer Bedeutung. In dem
einen wurde festgestellt, daß die weiße Ware gegenüber der
farbigen in den letzten Jahren „stark an Bedeutung“ verloren
hat, der andere befaßt sich mit dem „Überlebten Weiß“. Es ist
noch nicht lange her, daß viel von der „neuen Sachlichkeit“ die
Rede war, zu der angeblich auch das vorherrschende Weiß in
der Innenausstattung gehören sollte, also, da Weiß keine Farbe
ist, die Abwendung von der farbigen Dekoration. Einsichtsvolle
Architekten haben alsbald darauf hingewiesen, daß man die Sach-
lichkeit viel besser als klare Zweckmäßigkeit bezeichnen könne,
die auf Schönheit durchaus nicht zu verzichten brauche. Da nun
für die Menschen die Farbigkeit der Dinge in irgendeiner Weise
zum Begriff des Schönen gehört, war jene Geschmacksverirrung
rasch erledigt. Das wird uns nunmehr von zuständiger Seite be-
stätigt. — Also über das Vorhandensein von Farbenwerten besteht
kein Zweifel und es ist nicht ohne Interesse, sich einmal dar-
über zu unterhalten. Die Werte der Farben kann man zwanglos
in ästhetische oder Schönheitswerte und in praktische Werte ein-
teilen, die beide selbstverständlich vielfach ineinander übergehen.

Die unmittelbarsten Farbenwerte liegen auf dem Gebiet der
Ästhetik, des Farbengefühls. Es gibt 3 Grundfarben: Rot, Gelb,
Blau, und 3 Sekundärfarben, die aus je zwei von ihnen zu-
sammengesetzt sind: Rot-Gelb gleich Orange, Gelb-Blau gleich
Grün, Blau-Rot gleich Violett. Die letzteren können natürlich je
nach den Komponenten Verschiebungen nach der einen oder
anderen Seite erleiden. Diese 6 Farben empfindet unser Auge
als reine oder lebhafte. Sobald zu 2 Grundfarben die dritte hin-
zutritt, erfolgt Trübung. Alles was wir gedrückte, stumpfe oder
gebrochene Nuancen nennen, enthält immer alle 3 Grundfarben,
von der schwächsten Abtrübung einer reinen Nuance bis zu den
großen Kreisen des warmen Brauns und des kühlen Graus mit
ihren unendlichen Übergängen. In bestimmten Verhältnissen ge-
mischt ergeben die 3 Grundfarben Schwarz, also Farbenvernei-
nung, sie heben sich gegenseitig auf. Unser Auge fordert für
jede Farbe die Ergänzung durch eine andere, die man die Kom-
plementärfarbe nennt, und man hat durch umfassende Versuche er-
mittelt, daß diese Komplementärstellungen und was in ihrer Nähe
liegt, den meisten Menschen angenehm sind: immer eine Grund-
farbe, neben einer Sekundärfarbe, welche die beiden anderen


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