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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Eisler, Max: Die Werkbundsiedlung in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0503

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DIE WEKK E IN WIEÄ
VON MAX EISLER
Mit 51 Aufnahmen von J. Scherb, Martin Gerlach und Ing. F. Mayer, sämtlich in Wien, und 30 Grundrissen

Die neue Siedlung des Österreichischen Werkbundes im
Hügelland der Hagenau ist, genau genommen, nicht eine Sied-
lung, sondern eine Ausstellung von Kleinhäusern, die als Typen
Elemente von soundso vielen Reihenhaussiedlungen bilden
könnten.
Die Verlegung an den SüdwestrandWiens, in den welligen
Spitzwinkel zwischen Jagdschloß- und Veitingergasse hat den
ursprünglichen reineren Plan des leitenden Architekten Josef
Frank nicht unwesentlich durchkreuzt. Zu Anfang war ein
Gelände ins Auge gefaßt, das eine regelmäßige, nach den
günstigen Wetterseiten gerichtete Verbauung leicht zugelassen
hätte. Nun mußte die Erde stellenweise drei Meter hoch auf-
geschüttet, mußten die Häuser unterkellert werden. Das hat
die Hauskosten beträchtlich gesteigert. Man wird diese un-
gewöhnlichen Umstände in Rechnung stellen müssen bei der
Beurteilung der Häuserpreise von 25000 bis 40000 S. mit
Gärten, aber ohne Einrichtung und ohne den bis zum Jahre
2000 unkündbaren Baugrund. Ähnlich verhält es sich mit der
Wetterlage. Die Veitingergasse liegt nach Norden, ihre Häuser
haben die Gärten im Süden — aber die Jagdschloßgasse liegt
nach Südwest, ihre Gartenseiten sind nach Nordost gerichtet.
Frank mußte diese Zeile auflösen. Er stellt zweimal die Häuser
so in die Quere, daß ihre Schmalseiten die ungünstige Wetter-
richtung auffangen, schafft im Innern des Baufeldes entspre-
chende Zwischenstellungen, läßt Eigenartiges für sich stehen,
führt Gleichartiges gruppenweise zusammen und lenkt so, durch
die Umstände zum Verzicht auf eine planmäßige Anlage
gezwungen, diese mit Glück ins Organische um.

Die Verschiedenheit der Hausformen, ihrer meist zwei-, aber
auch ein- und mehrgeschossigen Höhen, ihrer sommerlich
leichten und heiteren Tünchen vermehrt noch die Beweglichkeit
des Bildes. Um so wichtiger der gemeinsame rechteckige Bau-
würfel, das durchweg flache Dach, die gleiche Einfriedung
der Gärten und nicht zuletzt die im wesentlichen überein-
kommende Bauweise.
Als Baumaterial wurden — wir entnehmen diese Angaben dem
Prospekt der Siedlung — Kleinformatziegel verwendet, Außen-
mauern 37 cm mit 7 cm Luftraum, Brandmauern aneinandergebauter
Objekte, 25 cm starke Vollwände. Fundamente, Kellerdecken und
begehbare Dachterrassen aus Beton. Treppen meist Lärchenholz,
Stockwerksdecken aus Beton oder mit Schlackschüttung. Der Grob-
und Feinverputz wurde einheitlich, aus dauerhaftem und wasser-
abweisendem Material bereitet. Zwischenwände innerhalb der Häuser
aus Staußziegelwänden. In den Wohnräumen sind harte Eichen-
fußböden gelegt, ausnahmsweise auch Linoleum. Küchen, Windfänge,
Baderäume und Klosette sind mit verschiedenen Plattenpflasterungen,
beziehungsweise mit fugenlosen Belagen versehen; die Waschküchen
haben Zementstrich, die Kellersohlen Betonglattstrich. Die Türen
und Fenster sind aus Weichholz. Sämtliche Innenräume sind rein
weiß gemalt, Küchen, Waschküchen und Baderäume mit wasser-
abweisender Tünche. Dazu kommt in Haus und Garten eine voll-
ständige technische Installation. Die ebenerdigen Lauben, Pergolen,
Terrassen und Vorplätze sind über die Bodenfläche erhöht und
gepflastert.
Jedem Hause mitsamt dem Garten stand ein Baugrund von
etwa 200 m2, dem Hause selbst höchstens ein solcher von 80 m3
Oben der Südwinkel der Siedlung-: links Guevrekian und Rietveld, querüber der
Reihe Holzmeister bis Bieber und Brenner, Strnad.

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