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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Eisler, Max: Strandhotel und Künstlerkolonie: Arbeiten von Roberto Davila Carson
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0386

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Strandhotel für Vina del Mar, das bedeutendste Luxusbad Chiles

STRANDHOTEL und K ÜN S T L E R K O L O N I E
Arbeiten von ROBERTO «AVILA CARSON
Besprochen von Max Eisler, mit 23 Ansichten und 22 Rissen

Der Mann mit dem ungewöhnlichen Namen, Chilene von Geburt,
war in seiner Heimat durch Jahre schon als selbständiger Architekt —
allerdings im Sinne der dort vorherrschenden bodenständig-kolo-
nialen Tradition — tätig gewesen, bis er durch günstige Umstände


in die Lage versetzt wurde, auf Reisen zu gehen, um aus- und
umzulernen. Im März 1930 kommt er nach Paris, wo zwei Holländer,
der Baumeister van Doesburg und der Bildhauer van Tongerloo,
seine ersten modernen Lehrer werden. Ein Jahr später ist er in
Wien. Spät hatte seine Entwicklung eingesetzt, jetzt aber zeigt sie
ein erstaunlich rapides Tempo, eine erstaunlich weit umgreifende
Fülle. Unsere Beispiele geben davon nur einen kleinen Ausschnitt.
Mit einer geradezu unheimlichen Leichtigkeit werden — vorerst im
Modell -— die neuen Wege beschritten, die verschiedensten Aufgaben
in Angriff genommen, die jeweils nötige Umstellung mühelos voll-
zogen. Das südliche Naturell, die koloniale Beweglichkeit und die
persönliche Begabung wirken sinnfällig zusammen. Sinnfällig, aber
nicht auch schon eindeutig. Denn noch bleibt die Frage: ist, was
sich hier darstellt, Energie oder nur Schwung, Kraft oder nur Elan?
Diese Frage kann nicht das Modell, sie wird das ausgeführte Werk
des Heimgekehrten beantworten.
Die Bilder unseres Artikels betreffen zwei Objekte. Das eine
zeigt ein Strandhotel für Vina del Mar-Chile, das be-
deutendste Luxusbad des Landes, auch von wohlhabenden Aus-
ländern viel besucht. Infolgedessen durfte und mußte das Element
des Bauwerkes, das Einzelzimmer, sehr geräumig genommen werden.
Aber die nämliche freie Geräumigkeit kennzeichnet auch sonst die
Anlage, die in solchen Maßen nur auf jungem Boden denkbar ist,
wo die Kosten des Baugrundes nicht viel zu sagen haben. Das
Erdgeschoß enthält in seinem geraden Haupttrakt gegen die See
die Frühstücksstube, den Gesellschaftsraum und den Speisesaal des
Hotels, gegen Osten greifen seitwärts zwei ungleiche Flügel — der
Teesalon und das Restaurant — vor, gegen die Stadt richtet sich
schräg die drei Stock hohe Garage für 60 Autos. Die unten breit
ansetzende Terrassenbildung verschmälert sich im ersten Stock, wo
über das flache Dach des Restaurants der Weg zum Sprungturm
führt. Durch alle neun Stockwerke bleibt im Haupttrakt die Zimmer-
bildung nach vier Typen gleich, während der Eckturm Wohnungen ent-
hält, die über den Sommer etagenweise an Familien vergeben werden
und als solche durch die umlaufenden Balkons auch außen klar erkenn-

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