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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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H., H.: Zwei Mietwohnungen der Architekten Wolfgang Ewerth und Will Weber, Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0281

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ZWEI MIETWOHNUNGEN HER ARCHITEKTEN
WOEEGANG EWERTH und WIEE WEHER, NÜRNRERG

Mit io Aufnahmen von Kurt Grimm, Nürnberg, und 2 Grundrissen
„Sachlichkeit heißt nicht: Verzicht auf jede psychologische Einwirkung des Raumes auf den Bewohner. Aber gerade aus
der Art und dem Grade des Eingehens auf die Gefühlseinstellung des Menschen erklärt sich die Verschiedenartigkeit der
heutigen Raumgebilde.
Wir glauben nicht, daß die psychologischen Bedingtheiten so differenziert sind, daß nicht eine breite Basis dafür
gefunden werden kann.
Ruhe: wenig Farben, keine Ornamente und Schmuckformen, große Flächen, ruhige Hölzer.
Geräumigkeit: Knappe Dimensionierung der Möbel, möglichst nicht über Augenhöhe, als Teil der Wand behandelt
oder dazu in strengere Bindung gebracht.
Ordnung: Sichtbarlassen der Raumgrenzen, möglichst einheitliche Horizontalen, straffe Grundrißlösung.
Behaglichkeit: Heitere Stimmung durch helle klare Farben, die untereinander verwandt sind, bester Hintergrund
für Menschen, bildende Kunst, Musik, Blumen und Bücher.”

Mit diesem klaren Bekenntnis treten die
beiden jungen Nürnberger Architekten be-
wußt in die Gruppe derer ein, die im Sinne
des Deutschen Werkbunds für eine Berei-
nigung unserer Wohnform kämpfen.
Sie wollen nicht in erster Linie entwerfen
und sich wie die frühere Architektengene-
ration von der eigenen Phantasie zu immer
neuen Formen führen lassen. Die Arbeit
des Architekten ist für sie vielmehr eine
ordnende. Es gilt, die allgemeinen Lebens-
bedürfnisse und die besonderen Bedürf-
nisse des Auftraggebers klar herauszu-
schälen und sie mit den vorhandenen Mitteln
in Einklang zu bringen.
Diese Notwendigkeiten des Lebens wer-
den auf den kürzesten und klarsten Wegen
zu erfüllen gesucht und so gestaltet, daß
sie nicht selbstgefälliger Zweck werden,
sondern nur einen guten Hintergrund bil-
den für die täglichen Verrichtungen und
die Stunde der Geselligkeit. Was in bester
Form fertig erhältlich ist, wird bei solcher
Einstellung nicht erst einzeln entworfen,
sondern nur sorgfältig gewählt und mit
dem Ganzen gut abgestimmt.
Daß solches neue Wohnen weder der
Schönheit entbehrt noch der Harmonie und
des Persönlichen, beweisen unsre Bilder.
Sie zeigen aber auch, daß mit diesen For-
derungen vor der Altwohnung nicht Halt
gemacht werden muß. Auch dort lassen
sie sich fast restlos erfüllen, wenn solche
konsequenten Architekten dabei Führer
und Berater sind. H. H.


Kleiner Wohnraum der Wohnung E. in Nürnberg

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