Clemens Holzmeister, Wien. Türkisches Generalstabsgebäude in Ankara
HOLZH EISTE IIS BAUTEN IN VORBEBASIEN
Mit 21 Aufnahmen von W. Sender, Konstantinopel, und J. Scherb,Wien, 6 Grundrissen und 6 Zeichnungen (S. 257/260)
Unser Heft bietet zum erstenmal einen vollständigen Über-
blick über jene Gruppe von Bauten, welche Clemens Holz-
meister während der letzten Jahre im vorderen Asien gebaut
hat, baut oder plant. Denn es zeigt die beiden fertigge-
stellten Militärgebäude in Ankara — das Kriegsministerium
und das Haus des türkischen Generalstabes —, ferner das Modell
der Villa Kemal Paschas, genannt „Gazi-Evi“, in der Nähe
der Hauptstadt, als Bau schon vollendet und nun in Einrichtung
begriffen, endlich die Entwürfe zu dem königlichen Palast in
Bagdad.
Die militärischen Bauten in Ankara sind eingestellt in den
Verbauungsplan von Jansen-Berlin. Das Kriegsmini-
sterium ist eine ausgesprochene Hofanlage. Das imposante
Rechteck dieses Hofes im Ausmaß von 100 auf 45 m wird
am Rand von Pfeilerlauben umgeben, vorn und rückwärts von
zwei Reihen Büroräumen, seitlich von je einer Reihe begleitet.
Vorn und rückwärts laufen die Gänge mitten durch, seitlich
sieht der nördliche nach außen, der südliche gegen den Hof,
so daß den Arbeitsräumen die günstigere Lage erhalten bleibt.
Durch das Portal kommt man — zwischen der Loge des Tür-
hüters und dem Wachtraum — zur Feststiege, nebenan haben
die Beamten ihre Eingänge, in der Mitte des Hintertraktes
liegen die Klubräume. Das ganze Bauwerk enthält fast
300 Räume. Sein Sockelgeschoß ist aus Granit, die Fassade
in Kratzputz ausgeführt, die Gesimse und Umrahmungen in
Kunststein.
Anders als das Ministerium hat das Gebäude des
Generalstabes die Form eines langgestreckten doppelten
Ankers, dessen Haken nicht nur beiderseits im rechten Winkel
vor-, sondern mit niedrigen, abgerundeten Trakten auch ums
Eck ausgreifen. Auch hier zieht die — 90 m lange — Haupt-
achse von Süden (links) nach Norden. Auch hier muß man
zunächst die Böschung hinauf, aber die Freitreppe ist stattlicher
genommen, der Portalbau als Rundbau herausgehoben, der
Feststiege eine hohe Halle vorgelagert. Baustoffe und Aus-
führung sind die gleichen wie im vorangestellten Fall.
Von diesen beiden Bauten, in denen sich die neugeordnete
Wehrmacht des türkischen Staates nach ihrer Bedeutung dar-
bieten, aber auch tunlichst praktisch versorgt wissen will,
unterscheidet sich das Palais für Kemal Pascha schon
durch seine private Bestimmung. Der Bau erhebt sich auf einer
Anhöhe bei Ankara und ist durch Terrassen mit dem felsigen
Gelände im Hintergrund verbunden. Auch hier wird die
Ordnung der Anlage von einem — aus der Mitte gegen den
Hügel hin verschobenen — Hof beherrscht. Aber nun sind es
über den Freitreppen die im Parterre umlaufenden Terrassen
und im ersten Stock sind es die Galerien, welche den Bau
außen und innen aufschließen. Im Erdgeschoß befinden sich
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