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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Heiniz, Oscar: Grosswohnbauten bei Paris und Magdeburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0622

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Siedlung in Bagneux an der Seine. Oben Ansicht eines Blockes von der Küchenseite. Unten Fliegerbild der Gesamtanlage

GKOSSWOHNBAUTEN BEI PARIS UND
Mit 20 Ansichten und 10 Plänen. Eingeleitet von Rgbmstr. Oscar Heiniz

Die Siedlung auf dem Vogelfeld in Bagneux an
der Seine. Architekten Eugene Beaudouin und
Marcel Lods.
Ziele und Einsichten des neuzeitlichen Städtebaus, seine
technischen und rationellen Methoden, seine hygienischen und
sozialen Forderungen und Gesichtspunkte sind hier in be-
merkenswertem Maße verwirklicht. Ob es sich um Berlin,
Paris oder Rotterdam handeln mag, hier wie dort findet man
europäisches Gemeingut, ja eine beinahe lächerlich wirkende
Übereinstimmung der grundsätzlichen Anordnungen, wie wir
sie auch bei uns in Deutschland treffen.
Verschieden ist aber dennoch manches, das bestimmt wird
durch den Lebensstandard, durch größere Ansprüche an die
Wohnform und durch die Lebensgewohnheiten eines Volkes
oder einer Schicht, die gewisse Unterschiede im Wohnen mit
sich bringen. Typisch französisch erscheint uns im vorliegenden
Falle die Gestaltung des Ganzen und die formale Durch-
bildung der baulichen Einzelheiten. Auch entscheidend durch-
geführte Neuerungen vermögen das Gefühl einer gewissen
formalen Gebundenheit moderner französischer Bauwerke
kaum zu lösen. Sie entspringt wohl einer typisch französischen
Grundeinstellung zur Architektur überhaupt.
Der Bebauungsplan wurde in Zeilenform aufgestellt, die
einzelnen Zeilen in der Nord-Südlinie entwickelt und damit
die bei den neueren Siedlungen übliche Ost-Westbesonnung
erreicht. Die einzelnen Häuserzeilen wurden unter sich durch
offene, von Säulen getragene Wandelgänge miteinander ver-
bunden, die uns ohne ihre Dachüberhöhung an den Durch-
fahrtsstellen formal noch lieber wären.
Sehr beachtlich ist der weit vorwärts getriebene Versuch,
die einzelnen Bauteile des Rohbaus und Teile des Innen-
ausbaus in Werkstätten herzustellen; sie sind als genormte
Stücke in kürzester Zeit auf der Baustelle zusammengefügt

worden. Das Hausgerippe wurde zu diesem Zwecke als Stahl-
gerüst aufgeführt. Es wurde durch genormte T-förmige Teile,
richtige senkrechte und wagrechte Plattenstücke in Zellen-
beton, die aneinandergereiht und vermauert wurden, um-
mantelt und ausgefacht. Die gesamte Konstruktion wird dabei
auf eine sehr geschickte Art unverhüllt und wahr sichtbar,
indem sie Platten und Querbänder im werkmäßigen Zusammen-
bau zeigt; das bedeutet eine grundsätzlich schätzenswerte
Bauweise, die nichts vortäuscht und allein durch ihre Zweck-
mäßigkeit bestimmt wird.
Wegen der besonderen Umsicht und Konsequenz in der
Technik und Organisation, die die Herren Beaudouin und
Lods der großen Aufgabe zuteil werden ließen, ist Näheres
hierüber auf den Seiten 541/542 ausgeführt.


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