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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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H., H.: Wohnbauten auf dem Vogelfeld bei Bagneux Architekten Beaudouin & Lods: Technischer Bericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0620

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Wohnbauten auf dem

Vogelfeld bei Bagneux
Architekten Beaudouin
& Lods

Technischer Bericht

(Abbildungen S. 543—545)

sich bei ihnen um vorher vergipste Tafeln, die sich in Nuten unter
den Fußböden einschieben lassen.
So sind in Bagneux Mauern, Decken und Wände samt ihrer Ver-
kleidung, die für gewöhnlich von den einzelnen Handwerkern in
selten ganz reibungsloser Zusammenarbeit am Bau hergestellt wer-
den, in einfachster Weise aus bereitgestellten Teilen aneinander-
gefügt worden, wodurch unter anderem auch die Bau Feuchtigkeit
auf ein Minimum herabgedrückt wurde.
Ein außerordentliches Maß von Normung zeigen die Treppen.
Sie verlaufen gradlinig mit einem Absatz zwischen den Stockwerken.
Die zum voraus gegossenen Stufen wurden mittels ihrer Metall-
nasen zwischen die U-förmigen Treppenwangen am Skelett ver-
legt. Die Treppen konnten sofort in Gebrauch genommen werden.
Die vorhandenen 46 Treppen ersparten alle Art von Leitern und
Nottreppen. Ein Arbeiter mit einer Hilfskraft konnte jedesmal in
eineinhalb Tagen die Treppen zwischen 5 Stockwerken, oder also
10 solcher halben Treppenläufe, montieren.

Die Architekten haben sich von
zwei Ideen leiten lassen: Kosten-
senkung durch fabrikmäßige Her-
stellung einer möglichst beschränk-
ten Zahl genormter Einzelteile und
Ausstattung der Wohnungen mit
vielerlei Bequemlichkeiten. Sie sind
in beiden Richtungen über das Ge-
wohnte weit hinausgegangen. Die
Herstellung der Bauteile wurde auf
diese Weise in wettergeschützte
Räume verlegt, die vielen Zufällig-
keiten mangelhaften Ineinandergrei-
fens der Handwerke vermieden und
die Tätigkeit der eigentlichen Bau-
leute auf Montagearbeit einfachster
Art beschränkt.
Die Bauten erhielten ein Stahl-
skelett als Rahmenwerk wegen der
Präzision der Abmessungen, durch
die dieses die Standardisierung er-
leichtert, und wegen der Schnellig-
keit des Aufrichtens. So konnte das
Gerippe für die ersten 341 Wohnun-
gen in Bagneux in 60 Tagen erstellt
werden. Das Skelett ist so bemessen,
daß es nur sich selbst trägt und das
Eigengewicht der Decken, während
diese den Druck der Nutzlast später
auf die inzwischen aufgeführten
Mauern abgeben.
Für die Mauern und Decken hat
man ausschließlich genormte Teile
verwendet, die nur einfachste Mon-
tage erfordern. Trotzdem wurde der
Eisenbeton nicht ausgeschaltet, ob-
wohl dieses Baumaterial im Sinne der
Einsparung normalerweise gewisse
Schwierigkeiten mit sich bringt: Er-
richtung einesgedeckten W erkplatzes,
die Kosten der Schalung und ihres
Verschleißes und das Abwarten des
Abbindens. Man hat sich dem durch
die Verwendung werkstattmäßig her-
gestellter Gußstücke entzogen.
Diese sind T-förmig. Sie bestehen
aus Leichtbeton und erhalten durch
die Metallschalung sehr gleichmäßige
Abmessungen, die für das Verlegen
von Wichtigkeit sind. Die Armierungs-
eisen stehen über und werden ineinandergehakt über Hohlräumen,
die sich nach der Montage aufs einfachste ausgießen lassen. Die Decken
werden auf diese Weise alsbald nach dem Verlegen voll benützbar.
Die Mauern bestehen aus zwei Teilen mit der getrennten Aufgabe
des Widerstands gegen die Witterung und der Wärmespeicherung.
Die Außenhaut wird ebenfalls von T-förmigen Formstücken gebildet,
die ungefähr 30 cm stark sind und die jeweilige Geschoßhöhe haben.
Sie werden bei der Montage aneinandergereiht und bekommen ihren
Halt durch die an den einzelnen Geschossen oben und unten ent-
lang laufenden sichtbaren Eisenbetonbänder. DieWandplatten zeigen
nach außen den natürlichen Charakter ihres Materials. Die Balkone
und Bänder sind mit Zement verputzt.
Die Innenwände der Mauern werden von Platten aus Zellbeton
gebildet, die vorher vergipst wurden und sich einfach aneinander-
fügen. Aus dem gleichen Material sind die inneren Zwischenwände
hergestellt mit Ausnahme der gemauerten Aborte und Küchen.
Auch die Decken sind von grundsätzlich gleicher Art. Es handelt

Maßstab 1: 30
Schnitt durch die Wandkonstruktion, die aus einem leichten Stahlskelett und Mauern aus
montierbaren Eisenbetonplatten besteht. Die Fußbodenplatten sind in zwei Richtungen verlegt

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