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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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H., H.: Ein Studentenhaus für Berlin: Architekt Professor Fritz August Breuhaus, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0690

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i;i\ STIDENTEMIAIS FÜB BERLIN
Architekt Professor Fritz August Breuliaus, Berlin
Mit 5 Aufnahmen von Emil Leitner, Berlin, und 2 Grundrissen

Berlins erstes Studentenhaus entstand aus einem
Umbau der früheren „Ressource zur Unterhaltung“,
einem alten Schinkelbau in der Oranienburgerstraße.
Das Preußische Ministerium für Kunst, Wissenschaft
und Volksbildung hat diesen Bau der nicht allzu
fern gelegenen Universität geschenkt. Ein Kurato-
rium mit dem Rektor an der Spitze übernahm seine
Verwaltung, während die Bewirtschaftung durch das
Studentenwerk erfolgt.
Der Architekt stand vor einer doppelt schweren
Aufgabe, weil der Eingriff in das alte Gebäude
sehr erheblich sein mußte und trotzdem von den
knappen Mitteln das Wesentliche für die maschi-
nelle Ausrüstung der großen Küchenanlage zu ver-
wenden war. Diese hat 2000 — 3000 Studenten täg-
lich zu speisen. Daneben soll das Studentenhaus
Raum bieten zu geselligen Aussprachen, zu Vor-
trägen und Aufführungen und für Ruhestunden
zwischen den Kollegs.
Breuhaus hat die alte Bauanlage zunächst mit
gleichviel Takt und Energie von dem Wust von Zu-
taten aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts befreit
und eine klare Raumfolge geschaffen. Durch breite
Eingänge gelangt man in die großen Garderoben
im Untergeschoß und zu geräumigen Waschräumen
für Studenten und Studentinnen. An der Gutschein-
ausgabe vorbei passiert man über eine kurze Treppe
die Speiseausgabe und erreicht von hier aus auf
kürzestem Wege den großen sog. Schinkelsaal mit
seinen 250 Plätzen. Gut erreichbar von diesen liegt
ein Bierbüfett, ein Büfett zum Nachholen von Bei-
speisen und ein kleines Büfett zur Ausgabe von
Kaffee, Kuchen usf.
Diese Ausgaben sind mit der Küche im Unter-
geschoß durch eine kurze Treppe verbunden. Wenn
auch im allgemeinen eine Unterbringung der Küche
auf gleicher Ebene den Vorzug verdient, so war
dies im vorliegenden Falle nicht möglich und auch
weniger wichtig, weil es sich hier im wesentlichen
um Topfgerichte handelt, die in größeren Speise-
trägern nach oben kommen können.
Der ehemals vollständigfinstereTheatersaal (S.606)
wurde durch hochgelegene Fenster und große Glas-
türen hell gemacht und in seinen guten alten Ver-
hältnissen wiederhergestellt. Zugänge und Garde-
roben sind so gelegt, daß eine Vermietung an Ver-
eine den Betrieb des Studentenhauses nicht stört.
Der Verbindung zwischen allen Sälen dient eine
direkt mit dem Park verbundene zentrale Erdge-
schoßhalle. Ausblick auf diesen Park hat auch der
sog. Schinkelsaal und der große Konversationsraum
(S. 607) mit seinen beiden neuen Emporen, unter
denen die vorgeschriebene Feuerwehrdurchfahrt und
ein Haupteingang liegen. Im ersten und zweiten
Obergeschoß findet man u. a. einen großen Ruhe-
raum, einen Konferenzsaal, eine kleine Bibliothek
und ein Zeitschriftenzimmer.
Es mag überraschen, daß die Berliner Studenten-
schaft gerade jetzt ihr erstes eigenes Haus bekommt.
Doch war zu keiner Zeit die studentische Not so
groß und das Bedürfnis nach einer solchen Zuflucht
so lebhaft wie heute. Möge es gelingen, den poli-
tischen Kampf von diesem Hause fernzuhalten, dem
der Architekt bei aller sachlichen Zweckmäßigkeit
und gebotenen Sparsamkeit eine so zeitgemäße
selbstsichere Gesamthaltung gab. H. H.




Die Speiseausgabe oben durchschreitet man nach der Bonausgabe von der Treppe dem Saal zugehend. In der Mitte eine der Garderoben,
unten die Hauptküche

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