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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Volkart, Hans; Eisler, Max: Stadtsiedlungen in Köln, Mülheim, Augsburg und Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0218

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Hans H. Lüttgen und Manfred Faber, Köln. Siedlung Köln-Riehl, Boltensternstraße


STABTSI l in.IM.EN IN KOEN, ’III.II 1.111. AUGSBURG
UND WIEN
Mit 28 Aufnahmen von Werner Mantz-Köln, H. Schmölz-Köln, Franz Kroher-Augsburg, Martin Gerlach-Wien und 17 Plänen

Die Stadtsiedlung ist eine Mischform im Siedlungswesen.
Überall, wo in den letzten Jahren prinzipielle und radikale
Wege beschritten wurden, geschah es auf dem unverbindlichen
Boden des freien Vorstadtgeländes. Zeilenbau, Flachbau, Wohn-
hochhaus gedeihen da, wo die Eigentumsverhältnisse noch be-
weglich und Anbauvorschriften noch nicht vorhanden oder
noch nicht unverrückbar festgelegt sind.
Die Stadtparzelle gibt in den seltensten Fällen die volle
Freiheit zu grundsätzlichem Vorgehen. Selten ist ihre Form
geometrisch regelmäßig, selten besteht noch Unverbindlichkeit
in der Führung der Straßenzüge.
Meistens ist die Zahl der Vorschriften im Stadtgebiet er-
drückend groß und die Vorschriften selbst sehr alten Datums,
meistens zwingen wirtschaftliche Umstände dazu, die Grund-
stückfläche viel stärker auszunützen, als Wunsch und Einsicht
des Architekten wollten. Vor allem aber legt die Rücksicht
auf das Bestehende, die Eingliederung in eine vorhandene
Nachbarschaft Bindungen auf, die oft schwerer wiegen, als die
grundsätzlichen Erwägungen.

Trotzdem hat der Stadtsiedlungsbau der vergangenen Jahre
viel Wertvolles gebracht. Gegenüber dem Vorkriegsmiethaus
hat das neue städtische Großwohnhaus den entscheidenden
Schritt von der falschen Repräsentation zum Aufbau von innen
her getan. Was heute gebaut wird, geht in seinen guten Bei-
spielen darauf aus, den einzelnen Stufen und Ständen der
Bevölkerung die Wohnung zu geben, die sie wirklich brauchen,
und die sie, bei normalen Umständen, erschwingen können.
Das Interesse liegt nicht mehr auf der äußeren Erscheinung,
und für die Vortäuschung eines gesellschaftlich höheren Stan-
dards sind heute keine Mittel mehr übrig.
Die radikale Formulierung sieht das eigentliche Ziel in der
Wohnmaschine. Das gesunde Gefühl und die Mehrheit der
ernsten Architekten zielen darauf hin, den inneren Organismus
maschinenhaft zweckdienlich zu fassen und dennoch das Prinzip
der Baukunst nicht aus den Augen zu verlieren: dem ge-
schaffenen Mechanismus eine klare, einleuchtende und schöne
Gestaltung nach außen zu geben.

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