Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst (31.1932)

Das Strandhotel für Vina del Mar
in Chile von der Landseite gesehen


bar sind. Die leitende Absicht war, daß jedes Zimmer
tunlichst viel natürliches Licht, frische Luft und freien
Ausblick, also tunlichst viel Anteil an der besonders
schönen Küstenlage und an dem besonders milden
Küstenklima erhalten sollte. Aus dieser Absicht ergab
sich die Glasfassade und daraus wiederum die Kon-
struktion in Stahl und Beton. Die Bauteile haben
reguläre Formen, in der Hauptsache sind es Pris-
men, gegen die Küste abgerundet; aber die Teile
sind dann asymmetrisch geordnet, weil diese Ord-
nung dem Künstler nicht nur reicher, sondern auch
freudiger erschien.
Das zweite Objekt verkörpert die Idee einer
Schule für Architektur mit einer anschließenden
Künstlerkolonie auf dem Hügel Los Leones
bei Santiago de Chile. Der Grundriß der Anlage
wird beherrscht von der landesüblichen Hofbildung,
dem weiten Gartenhof der Schule, gegen den die
Bibliothek sich öffnet, und dem Hof der Direktors-
wohnung. Im übrigen aber sind die Bedürfnisse
der Zeichensäle maßgebend gewesen. Die Ateliers
der Schüler bauen sich vorn auf Pfählen die Böschung
hinauf, jedes der drei Stockwerke mit einer vorge-
legenen Terrasse und reichem Oberlicht, die Aussicht
auf einen schönen, weiten Golfplatz. Daran schlies-
sen im rechten Winkel — nun schon auf der Höhe —
links der Vortragssaal mit einem Geschoß und
Oberlicht, rechts mit drei Geschossen die Klassen-
räume. Der Schule benachbart der Turm der Meister-
ateliers, 15 Stockwerke in gleicher Anordnung,
mit gleicher Beleuchtung. Endlich, locker in die
Gegend gesetzt, die Häuser der Künstlerkolonie,
diese nun — was unsere Bilder mitsamt den Grund-
rissen zeigen — nicht mehr so sehr auf die durch ihre
Arbeit geschlossene Gemeinschaft und eben deshalb
auf die gleichmäßig geschlossene Bauform gestellt,
sondern dem Eigenleben des Einzelnen entsprechend
— trotzdem aus dem gleichen klar entschiedenen
Formensinn gewonnen. — Im ganzen ein Schüler, der
seinem Meister Behrens noch viel Ehre machen dürfte.

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