MODERNE KUNST.
eine anßer-
ordentlich
hohe. Im
in dem mit Hilfe einer elektrischen Tageslichtlampe die genaue Unterscheidung
der Farben auch am Abend möglich ist.
Im Erdgeschoß befindet sich die Pappenschneiderei, die mit Kreis-
pappscheeren ausgerüstet ist. Diese schneiden mit größter Genauigkeit und
erstaunlicher Schnelligkeit die Pappen für die Einbanddecken, sowie für die zur
Verpackung der Bücher dienenden Futterale zu. Außerdem sind Maschinen zum
Abschrägen der Kanten an Pappdeckeln, sowie alle zur Kartonagenfabrikation
nötigen Ritz-, Nut-, Stanz- und Heftmaschinen dort untergebracht. Einen großen
Teil des Erdgeschosses nimmt das mit größter Sorgfalt geordnete Lager für
gebundene Bücher ein, mit dessen Verwaltung mehrere Personen beschäftigt
sind. Hieran schließen sich die Pack- und Expeditionsräume unmittelbar an.
Zur Kontrolle des Betriebes sind in jeder. Etage zwei Werkführer tätig.
Betriebsstörungen sind ausgeschlossen, da die Lieferung der gesamten elektrischen
Energie durch zwei verschiedene Unterstationen des städtischen Elektrizitäts-
werkes geschieht. Der Antrieb der Maschinen erfolgt gruppenweise durch eine
Anzahl von Elektromotoren; die Kraft wird durch Transmissionen, die auf
Kugellagern laufen, auf die Hilfsmaschinen übertragen. Die Heizung der Ver-
golde- und Prägepressen erfolgt durch Dampf. Für die Beleuchtung sorgen über
500 Metallfadenlampen. Die Bureauräume sowie ein sehr geschmackvoll aus-
gestatteter Ausstellungsraum sind im ersten Stockwerk untergebracht.
Durch diesen Rundgang durch die Werksanlagen der Firma H. Sperling
haben wir auch zugleich den Fabrikationsprozeß kennen gelernt. Hierzu ist nun
noch zu erwähnen, daß die Firma nur feste Aufträge effektuiert! Spekulations-
arbeiten fallen also gänzlich fort. Das gedruckte Material geht der Buchbinderei,
wie schon erwähnt, in Planobogen, gewöhnlich in größeren Auflagen, je nach
Art des Werkes, zu, die dann nachBedarf und je nach Absatzfähigkeit des Werkes
in Posten von Hunderten, Tausenden und vielen Tausenden eingebunden werden.
Die Zahlungsbedingungen sind in neuerer
Zeit größtenteils die üblichen 3 Monate netto
oder 30 Tage mit dem entsprechenden Skonto.
Das im Buchhandel früher allgemein üblich
gewesene Ostermeßziel, nach welchem jährlich
nur einmalige Regulierung zu Kantate statt-
fand, wird in neuerer Zeit mehr und mehr
abgeschafft.
Arbeits- resp. Absatzgebiet ist für die Firma
ganz Deutschland und Österreich-Ungarn. Es
werden jedoch teilweise auch Einbanddecken
nach dem Auslande geliefert. Der früher sehr
rege Verkehr nach dem Auslande ist durch die
sehr harten Zollbestimmungen gänzlich unter-
bunden worden.
Auch der Berliner Betrieb hat sich, ent-
sprechend dem Aufsteigen des Berliner Ver-
lagsbuchhandels, außerordentlich vergrößert.
Er macht heute bereits die Hälfte des Umfanges
der Leipziger Offizin aus. Auch er ist mit den
modernsten und leistungsfähigsten Maschinen
ausgestattet. Die Fabrikation erfolgt hier in
jeder Beziehung unabhängig von dem Leipziger Stammhaus. Um unsere Aus-
führungen noch durch einige Zahlen zu erhärten, seien noch folgende statistische
Angaben nachgetragen.
Der Flächenraum für Arbeits- und Lagerräume sowie für Bureaus usw.
beträgt in Leipzig zirka 8000 qm und demnächst durch Anbau 11 000 qm, in
Berlin 3000 qm. Das Grundstück in Leipzig liegt innerhalb der Stadt im Osten,
dem sogenannten Buchhändlerviertel. Über die Versorgung mit elektrischer Kraft
haben wir oben bereits gesprochen und auch nachgewiesen, daß dadurch eine
Unzahl von Hilfsmaschinen verschiedenster Art angetrieben wird. Insgesamt sind
inklusive Berlin über 300 Maschinen in Benutzung. Ebenfalls elektrisch angetrieben
werden meh-
rere Lasten-
aufzüge.Zum
Warentrans-
port inner-
halb der
Stadt dient
eine Anzahl
eigner Pfer-
degeschirre.
Der Größe
des Betrie-
bes entspre-
chend ist
auch dieZahl
der beschäf-
tigten Ar-
beiter, Ar-
beiterinnen
undBeamten
Teil der Handpressen-Abteilung.
ganzen wer-
den nahezu
700Personen
beschäftigt.
Die hohe
Wertschät-
zung, deren
sich das Un-
ternehmen
beim deut-
schen und
auswärtigen
Verlags-
buchhandel
erfreut, zeigt
sich auch in
einer Reihe Schnellpressen.
von Aus-
zeichnungen, die der Firma auf den von ihr beschickten Ausstellungen zuerteilt
worden sind. Die letzte Beteiligung erfolgte gelegentlich der Sächsisch-Thürin-
gischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1897, auf der die Buch-
binderei H. Sperling mit der Sächsischen Staatsmedaille, der höchsten
Anerkennung, ausgezeichnet wurde.
Wir haben nun einen Überblick über das große und technisch mit höchster
Sorgfalt ausgestattete Unternehmen, über seine
Leistungen und über seine außerordentliche
Produktionsfähigkeit; aber auf eins müssen
wir noch zurückkommen, auf einen Punkt, der
zusammen mit der großzügigen, weitschauenden
Geschäftsleitung, durch den Begründer und seine
ihm ebenbürtigenNachfolger, dieBlüte desUnter-
nehmens herbeigeführt hat. Das ist der sozial
warm empfindende patriarchalische Geist, der
durch das Unternehmen weht, der aus dem
freudwilligen Arbeitseifer und der echten Inter-
essiertheit eines jeden Angestellten spricht, und
in der mannigfachen Fürsorge für das Wohl-
befinden und das Glück der Arbeiterschaft
seitens der Inhaber seinen Ausdruck findet.
Nach dem ewig wahren Prinzip, daß gute Arbeit
nur aus guter Behandlung und Entlohnung
resultiert, ist in diesem Hause von Anbeginn
an verfahren worden und die Früchte haben
gezeigt, daß dieser Leitspruch nicht zum
Schlechten führt. Schon rein zahlenmäßig findet
das gute Verhältnis zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer seinen Ausdruck in einer stattlichen Reihe von altgedienten
Leuten, von denen einer über 50 Jahre in der Firma und 64 über 25 Jahre dort
tätig sind. Außer der Vorsorge für die der Gesundheit in jeder Weise dienlichen
Arbeitsräume und neben den vom Gesetz vorgeschriebenen sozialen Leistungen
bestehen noch mancherlei Wohlfahrtseinrichtungen.
Wie sich die Inhaber der Firma durch ihre wahrhaft humane Gesinnung
und ihr warmes Herz eine treue und anhängliche Arbeiterschaft geschaffen
haben, so haben sie sich auch durch die überall anerkannte Vorzüglichkeit
ihrer Lieferungen eine treue und anhängliche Kundschaft erworben. Trotz der
von Jahr zu Jahr steigenden und schärfer dräuenden Konkurrenz ist aber der
Kundenkreis und damit die Inanspruchnahme der Firma ständig im Wachsen
begriffen. Man darf angesichts dieses großartigen Betriebes wohl, ohne zu über-
treiben, sagen, daß es eine in jeder Weise mustergültige Anstalt ist und wohl
die größte, die wir in Deutschland auf diesem Gebiete besitzen. Weiland
Seine Majestät König Albert von Sachsen, der am 16. Februar 1886 dem Unter-
nehmen einen Besuch abstattete, erklärte schon damals bewundernd, daß ihm
die Blüte der Buchbinderei in seinem Lande, wie er sie in dem besichtigten
Betriebe kennen gelernt habe, zur großen Freude gereiche.
Die Entwicklung steht nicht still, und was 1886 schon Anerkennung und
Bewunderung verdiente, verdient es heute, nachdem seine Vollendung mit
den Fortschritten der Zeit stets gleichen Tritt gehalten hat, sicherlich in er-
höhtem Maße.
Länger als ein halbes Jahrhundert hat die Firma H. Sperling in rastloser
Tätigkeit und in fortschreitender Entwicklung ihren Weg unbeirrt zurückgelegt.
Und wenn irgendwo, so ist hier redliches Streben, verbunden mit tüchtigem
technischen Können und geschäftlicher Initiative nach Verdienst gewürdigt und
belohnt worden. Aber alle diese Erfolge sind den Inhabern des Hauses Sperling
nur ein Ansporn zu weiterem Vorwärtsmarschieren auf dem eingeschlagenen
Wege gewesen, und so haben wir auch heute die Gewißheit, daß es vorwärts
gelit und vorwärts gehen muß!
Pappschneide- und Kartonagenmasctünen.
eine anßer-
ordentlich
hohe. Im
in dem mit Hilfe einer elektrischen Tageslichtlampe die genaue Unterscheidung
der Farben auch am Abend möglich ist.
Im Erdgeschoß befindet sich die Pappenschneiderei, die mit Kreis-
pappscheeren ausgerüstet ist. Diese schneiden mit größter Genauigkeit und
erstaunlicher Schnelligkeit die Pappen für die Einbanddecken, sowie für die zur
Verpackung der Bücher dienenden Futterale zu. Außerdem sind Maschinen zum
Abschrägen der Kanten an Pappdeckeln, sowie alle zur Kartonagenfabrikation
nötigen Ritz-, Nut-, Stanz- und Heftmaschinen dort untergebracht. Einen großen
Teil des Erdgeschosses nimmt das mit größter Sorgfalt geordnete Lager für
gebundene Bücher ein, mit dessen Verwaltung mehrere Personen beschäftigt
sind. Hieran schließen sich die Pack- und Expeditionsräume unmittelbar an.
Zur Kontrolle des Betriebes sind in jeder. Etage zwei Werkführer tätig.
Betriebsstörungen sind ausgeschlossen, da die Lieferung der gesamten elektrischen
Energie durch zwei verschiedene Unterstationen des städtischen Elektrizitäts-
werkes geschieht. Der Antrieb der Maschinen erfolgt gruppenweise durch eine
Anzahl von Elektromotoren; die Kraft wird durch Transmissionen, die auf
Kugellagern laufen, auf die Hilfsmaschinen übertragen. Die Heizung der Ver-
golde- und Prägepressen erfolgt durch Dampf. Für die Beleuchtung sorgen über
500 Metallfadenlampen. Die Bureauräume sowie ein sehr geschmackvoll aus-
gestatteter Ausstellungsraum sind im ersten Stockwerk untergebracht.
Durch diesen Rundgang durch die Werksanlagen der Firma H. Sperling
haben wir auch zugleich den Fabrikationsprozeß kennen gelernt. Hierzu ist nun
noch zu erwähnen, daß die Firma nur feste Aufträge effektuiert! Spekulations-
arbeiten fallen also gänzlich fort. Das gedruckte Material geht der Buchbinderei,
wie schon erwähnt, in Planobogen, gewöhnlich in größeren Auflagen, je nach
Art des Werkes, zu, die dann nachBedarf und je nach Absatzfähigkeit des Werkes
in Posten von Hunderten, Tausenden und vielen Tausenden eingebunden werden.
Die Zahlungsbedingungen sind in neuerer
Zeit größtenteils die üblichen 3 Monate netto
oder 30 Tage mit dem entsprechenden Skonto.
Das im Buchhandel früher allgemein üblich
gewesene Ostermeßziel, nach welchem jährlich
nur einmalige Regulierung zu Kantate statt-
fand, wird in neuerer Zeit mehr und mehr
abgeschafft.
Arbeits- resp. Absatzgebiet ist für die Firma
ganz Deutschland und Österreich-Ungarn. Es
werden jedoch teilweise auch Einbanddecken
nach dem Auslande geliefert. Der früher sehr
rege Verkehr nach dem Auslande ist durch die
sehr harten Zollbestimmungen gänzlich unter-
bunden worden.
Auch der Berliner Betrieb hat sich, ent-
sprechend dem Aufsteigen des Berliner Ver-
lagsbuchhandels, außerordentlich vergrößert.
Er macht heute bereits die Hälfte des Umfanges
der Leipziger Offizin aus. Auch er ist mit den
modernsten und leistungsfähigsten Maschinen
ausgestattet. Die Fabrikation erfolgt hier in
jeder Beziehung unabhängig von dem Leipziger Stammhaus. Um unsere Aus-
führungen noch durch einige Zahlen zu erhärten, seien noch folgende statistische
Angaben nachgetragen.
Der Flächenraum für Arbeits- und Lagerräume sowie für Bureaus usw.
beträgt in Leipzig zirka 8000 qm und demnächst durch Anbau 11 000 qm, in
Berlin 3000 qm. Das Grundstück in Leipzig liegt innerhalb der Stadt im Osten,
dem sogenannten Buchhändlerviertel. Über die Versorgung mit elektrischer Kraft
haben wir oben bereits gesprochen und auch nachgewiesen, daß dadurch eine
Unzahl von Hilfsmaschinen verschiedenster Art angetrieben wird. Insgesamt sind
inklusive Berlin über 300 Maschinen in Benutzung. Ebenfalls elektrisch angetrieben
werden meh-
rere Lasten-
aufzüge.Zum
Warentrans-
port inner-
halb der
Stadt dient
eine Anzahl
eigner Pfer-
degeschirre.
Der Größe
des Betrie-
bes entspre-
chend ist
auch dieZahl
der beschäf-
tigten Ar-
beiter, Ar-
beiterinnen
undBeamten
Teil der Handpressen-Abteilung.
ganzen wer-
den nahezu
700Personen
beschäftigt.
Die hohe
Wertschät-
zung, deren
sich das Un-
ternehmen
beim deut-
schen und
auswärtigen
Verlags-
buchhandel
erfreut, zeigt
sich auch in
einer Reihe Schnellpressen.
von Aus-
zeichnungen, die der Firma auf den von ihr beschickten Ausstellungen zuerteilt
worden sind. Die letzte Beteiligung erfolgte gelegentlich der Sächsisch-Thürin-
gischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1897, auf der die Buch-
binderei H. Sperling mit der Sächsischen Staatsmedaille, der höchsten
Anerkennung, ausgezeichnet wurde.
Wir haben nun einen Überblick über das große und technisch mit höchster
Sorgfalt ausgestattete Unternehmen, über seine
Leistungen und über seine außerordentliche
Produktionsfähigkeit; aber auf eins müssen
wir noch zurückkommen, auf einen Punkt, der
zusammen mit der großzügigen, weitschauenden
Geschäftsleitung, durch den Begründer und seine
ihm ebenbürtigenNachfolger, dieBlüte desUnter-
nehmens herbeigeführt hat. Das ist der sozial
warm empfindende patriarchalische Geist, der
durch das Unternehmen weht, der aus dem
freudwilligen Arbeitseifer und der echten Inter-
essiertheit eines jeden Angestellten spricht, und
in der mannigfachen Fürsorge für das Wohl-
befinden und das Glück der Arbeiterschaft
seitens der Inhaber seinen Ausdruck findet.
Nach dem ewig wahren Prinzip, daß gute Arbeit
nur aus guter Behandlung und Entlohnung
resultiert, ist in diesem Hause von Anbeginn
an verfahren worden und die Früchte haben
gezeigt, daß dieser Leitspruch nicht zum
Schlechten führt. Schon rein zahlenmäßig findet
das gute Verhältnis zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer seinen Ausdruck in einer stattlichen Reihe von altgedienten
Leuten, von denen einer über 50 Jahre in der Firma und 64 über 25 Jahre dort
tätig sind. Außer der Vorsorge für die der Gesundheit in jeder Weise dienlichen
Arbeitsräume und neben den vom Gesetz vorgeschriebenen sozialen Leistungen
bestehen noch mancherlei Wohlfahrtseinrichtungen.
Wie sich die Inhaber der Firma durch ihre wahrhaft humane Gesinnung
und ihr warmes Herz eine treue und anhängliche Arbeiterschaft geschaffen
haben, so haben sie sich auch durch die überall anerkannte Vorzüglichkeit
ihrer Lieferungen eine treue und anhängliche Kundschaft erworben. Trotz der
von Jahr zu Jahr steigenden und schärfer dräuenden Konkurrenz ist aber der
Kundenkreis und damit die Inanspruchnahme der Firma ständig im Wachsen
begriffen. Man darf angesichts dieses großartigen Betriebes wohl, ohne zu über-
treiben, sagen, daß es eine in jeder Weise mustergültige Anstalt ist und wohl
die größte, die wir in Deutschland auf diesem Gebiete besitzen. Weiland
Seine Majestät König Albert von Sachsen, der am 16. Februar 1886 dem Unter-
nehmen einen Besuch abstattete, erklärte schon damals bewundernd, daß ihm
die Blüte der Buchbinderei in seinem Lande, wie er sie in dem besichtigten
Betriebe kennen gelernt habe, zur großen Freude gereiche.
Die Entwicklung steht nicht still, und was 1886 schon Anerkennung und
Bewunderung verdiente, verdient es heute, nachdem seine Vollendung mit
den Fortschritten der Zeit stets gleichen Tritt gehalten hat, sicherlich in er-
höhtem Maße.
Länger als ein halbes Jahrhundert hat die Firma H. Sperling in rastloser
Tätigkeit und in fortschreitender Entwicklung ihren Weg unbeirrt zurückgelegt.
Und wenn irgendwo, so ist hier redliches Streben, verbunden mit tüchtigem
technischen Können und geschäftlicher Initiative nach Verdienst gewürdigt und
belohnt worden. Aber alle diese Erfolge sind den Inhabern des Hauses Sperling
nur ein Ansporn zu weiterem Vorwärtsmarschieren auf dem eingeschlagenen
Wege gewesen, und so haben wir auch heute die Gewißheit, daß es vorwärts
gelit und vorwärts gehen muß!
Pappschneide- und Kartonagenmasctünen.