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Moholy-Nagy, László
Von Material zu Architektur — München, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.29204#0197
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größtenteils unabhängig von intellektarbeit (mehr oder weniger auch unbewußt),
aufnehmen.

wenn diese meinung bejaht wird, so muß man sich klarmachen, daß exakte
Formulierungen nur dort — und sogar da nicht mit Sicherheit — möglich sind, wo
es sich um die psycho=fysische Wirkung der einzel»elemente handelt, sobald
diese einzelelemente miteinander kombiniert werden, hört die möglichkeit exakt
beschreibender Feststellungen auf. die kombination der elemente kann in einer
bewußten handlung erfolgen; und doch entsteht zugleich, unabhängig von der
kontrolle des bewußtseins, ein anderer völlig neuer Organismus.

ohne also behaupten zu wollen, daß die totalität eines ausdrucks durch eine
addierung der teile zustande kommt, muß doch gesagt werden, daß die be»
kanntschaft mit den elementen eine wertvolle Unterstützung in aufbau und er»
lebnis von ausdruckswerten sein kann, diese elemente können bei ihrer ge»
legentlichen Verwendung zu einer neuen ganzheit zusammengeschweißt werden,
wenn ein organischer ausdruckswunsch den anstoß dazu gibt, damit ist zwar nicht
die existenzberechtigung einer harmonielehre — wohl aber einer elementen»
lehre gegeben, die aufgabe einer solchen elementenlehre ist die Übersicht und
Ordnung der verwendbaren gestaltungselemente. die elementenlehre kann die
aufgabe eines wohlorganisierten Werkzeugkastens, einer enzyklopädie erfüllen,
aber nicht die grundlagen der gestaltung geben.

mitunter genügt es, einem menschen die ganze fülle des elementenreichtums
aufzuzeigen, und seine innere Sicherheit wird ihn zur wähl in der richtung
seines ausdruckswunsches drängen, der aufbau organischer beziehungen zu
gleichgewichtiger einheit muß dann ihm selbst überlassen werden, denn die
benutzung der elemente darf nicht anders als von der biologischen notwendig»
keit her reguliert werden.

ein versuch

im folgenden ist das skelett einer allgemeinen elementenlehre der bildnerischen
gestaltung gegeben.») sie enthält begriffe in abstracto, die in einem bestimmten
material (werkstoff) zu ende gedacht werden können.

•) während der reinschrift des buches habe ich auf die ausführliche behandlung sowie auf die
zugehörigen bilderbeispiele — ein stattliches material zu den einzelnen punkten verzichten
müssen.

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