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Moldenhawer, Johann Heinrich Daniel; Jesaja; Reussner, Christoph August [Oth.]
Uebersetzung und Erläuterung des Propheten Jesaia — Quedlinburg und Blankenburg: Verlegts Christoph August Reußner, 1780 [VD18 13094327]

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https://doi.org/10.11588/diglit.48456#0428
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42r Der Prophet Jesaia. C.
standen habe, erhellet aus seinem Zeugnis.
Röm. io, i6. Statt der Worte: XVee
wird durch die Wunder des Jehova
Äberzeuger? stehet zwar im Grdt. wem
wird der Arm des Jehova offenbar; daß aber
durch den Arm des Jehova hier die Wun-
der verstanden werden, welche Jesus therls
in eigener Person, theilö durch seine Apostel
Zechan hat, erhellet aus Joh. 12, Z7. g8»
Denn nachdem Johannes zu erkennen gegeben,
daß die Juden aller Wunder ungeachtet nicht
an Jesum geglaubet, so berufet er sich auf
die hier befindliche Worte, und deutet auch
die H. Schrift sehr ost durch den Arm des
Jehova die Wunder an, welche er gekhan hat.
Da Jesus die Mosaische Kirchenverfassung
aufheben, und dagegen die neue Evangelische
Haushaltung einführen wellen, so hak er,
um die Juden davon zu überzeugen, daß er
Von Gort zum Heyland der Welk gesandt wor-
den sey, viele Wunder gethan; auf diese Ab-
sicht aber haben die Juden nicht gewertet, und
daher auch dieselbe nicht an sich erreichen las-
sen. Sie haben Jesum vor einen Betrüger,
und seine Lehre vor eine Irrlehre gehalten, und
daher seine Wunder sogar dem Teufel zuge-
schrieben, und darauf sihen die Evangelischen
Lehrer in diesen Worten.
Die Worte, v. 2. u. s w. kann man als
Worte der gläubig gewordenen Juden, aber
auch als Worte der Evangelischen Lehrer an-
sehen, welche v. l. als redend eingeführet
werden, und es scheinet mir das letztere das
wahrscheinlichste Zu seyn, weil die hier befind-
lichen Worte die Ursache davon in sich faßen,
daß die Juden nicht an Jesum geglaubet ha-
ben; aber auch zugleich anzeigen, daß sie kei-
ne gegründete Ursache gehabt, in ihrem Um
glauben zu beharren; was aber die Evangeli-
schen Lehrer sagen, bas sagen sie im Nahmen
her Juden, die Jesum verworfen haben.
Vor sich, v. 2. kann auch aufJehova ge-
hen und seine Aufsicht, und feinen Schutz
Knheuttn. Im durken Laude, gehet auf

52. v. IZ - C. 5;. v, l -12.
den Reiß eines Baumes, und auch auf den
aus der Wurzel hervorkommenden Schößling,
und deutet daher ein schwaches Reiß, oder
einen solchen Zweig und Schößling an, dec
dünne und zart ist, und nickt sonderlich schies-
set, und wenn Jesus damit verglichen wird,
so wird bannt zu erkennen gegeben, daß ec
auf dieser Erden nicht als ein König, und
auch nicht als ein vornehmer, und angesehener
Mann, sondern als ein gemeiner Mensch er-
schienen sey, und auch nicht, um sich empor
zu schwingen, sich einen Anhang zu verschaf-
fen gesucht habe, sondern vor sich jgeblieben
sey, und nur schlechte und unangesehene Leute
zu Lehrjüngern gehabt habe. Ohne Ansehen,
gehet dm auf, daß er kern kriegerisches Anse-
hen gehabt, wovon die fleischlich gesinnten Ju-
d,n geglaubet, daß es sich an dem Messia fin-
den würde, weil sie das Vorurtheil geheget,
daß der Messias sie so von per Gewalt dec
Römer befteyen würde, wie Josua die Ca-
naniter überwunden, und sie so glückselig ma-
chen würde, als ihre Vorfahren zur Zeit des
Salamo gewesen sind, rind ohne Zierde,
deutet an, daß er kein Ehrenamt verwaltet,
keine leibliche Güter, und vornehme Anver-
wandten, sondern ganz arme Eltern gehabt,
sich in einem verachten Lande, und in einer
unansehnlichen Stadt aufgehalten, und sich
mit schlechten Leuten, und besonders auch mit
Zöllnern, welche bey den Juden so sehr ver-
haft gewesen sind, beschäftiget hat. Matth.
Luc.i;, 1.2. Unangesehen und
ohne Reitz, beziehet sich auf die Juden,
und ihre Vorurtheile. Denn vermittelst der-
selben haben sie keinen Heiland erwartet, der
sie von dem Sündenübck befreye, sondern ei-
nen Krieger, der die Römer aus dem Lande
jage, und ob sich daher gleich viel reißendes
an ihm gefunden hat, weil er bescheiden,
sanftmüthig, und wohlthätig, gewesen, sg
hat doch solches nichts reizendes für die Juden
in sich gefastet, weil sie ganz was anders an
ihm erwartet haben.
 
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