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Monatsberichte über Kunst und Kunstwissenschaft — 3.1903

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Habich, Georg: Hans Kels als Konterfetter
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https://doi.org/10.11588/diglit.47725#0028
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Sträfinger oder Barfüsserthores. Später, anfangs
der fünfziger Jahre, tritt der Meister in den Steuer-
büchern als Besitzer eines eigenen Hauses in der
Nähe der städtischen Münze auf. Die Steuerlisten
lassen ihn als einen vermöglichen Mann erscheinen,
dessen Einkommen sich von Jahr zu Jahr steigerte.
Auch die Zeit seines Todes kann dank der Nach-
forschungen unseres Augsburger Gewährsmannes
jetzt genauer fixiert werden. 1565 ist Hans Kels
noch am Leben. Sein Tod muss in der Zeit zwischen
dem 1. Oktober 1565 und 1. April 1566 erfolgt
sein. Er hinterliess vier Kinder, zwei Söhne und
zwei Töchter. Unter denen, die sich der unmündig
Hinterbliebenen annahmen, wird Veit Kels ge-
nannt, also wohl ein jüngerer Bruder Hansens.
II.
Was Meister Hans Kels als dekorativer Bild-
schnitzer bedeutet, hat schon der alte Waagen er-
kannt. Neuerdings scheint sein Name dagegen
ziemlich in Vergessenheit geraten. Selbst eingehende


Abbildg. 8.
Reitersiegel von Kurfürst Friedrich II. v. d. Pfalz.
Original im kgl. Reichsarcbiv zu München.


Abbildg. 9.
Maximilian I., Carl V. und Ferdinand.
Buchsbaum. Von Hans Kels.
Wien.

Mit grösserem Rechte dürfte man ein anderes
Reiterbild unserem Kels zutrauen: das Prachtsiegel
Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz im kgl. Reichs-
Archiv zu München (Abbildg. 8). Obwohl in dem
durch Burgkmairs Maximilian I. festgelegten
Typus der ritterlichen Herrscher gehalten, ist die
Verwandtschaft mit den Reitermedaillons des Wiener
Spielbretts evident. Man vergleiche namentlich
Kaiser Ferdinand (Taf. 8) und beachte die —
von Burgkmayrs Holzschnitt völlig unabhängigen
— Details der Schabrake: den Buckel am „Für-
bug“, das „Schweifgelieger“ u. s. w. Die Re-
naissance-Arkaden im Hintergrund erinnern nur
oberflächlich an den Holzschnitt, dagegen ist der
reichbelebte Durchblick in die Landschaft ganz in

Spezialschriften nennen ihn nicht, und wo er ge-
nannt wird, scheint er nicht erkannt. So wenn
Molinier in seinem grossen Werke über die an-
gewandten Künste1) ihm das bekannte Steinrelief
der alten Sammlung Felix, die Reiterbildnisse
Kaiser Karls V. und seines Bruders Ferdinand,
zuteilt. Nach Ausweis der Medaillen gehört das
schöne Stück vielmehr Hans Daucher, seinem
Landsmann, Zeit- und Kunstgenossen, mit dem
Molinier unseren Meister auch sonst verwechselt.
Ob ein anderes Relief, der Triumph Kaiser Maxi-
milians I., das der genannte Autor gleichfalls dem
Kels zuschreiben möchte, hierher zurechnen ist, muss
schon auf Grund der Abbildung (Molinier S. 211)
bezweifelt werden.

>) Histoire generale des arts appliques II. PI. XXII. 6.


Abbildg. 10.
Maximilian I., Carl V. und Ferdinand.
Von H. Kels. Buchsbaum.
Wien.
 
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