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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Strzygowski, Josef: Das orientalische Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0028
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Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 5. Kairo, Tulun-Moschee: Stuckornamente

In Cividale (Abb. 3) muß auffallen, wie unorganisch der horizontale Figuren-
streifen in den Schildbogen des Kreuzgewölbes eingefügt ist. Von den beiden
Rosettenbändern, die den Streifen oben und unten abschließen, lief zwar das eine am
Ansatz des Gewölbes um den ganzen Raum herum. An der Seitenwand links vom
Eintretenden ist auch heute noch ein Stück der Fortsetzung erhalten; darauf steht zu
Seiten einer Figurennische noch der untere Teil einer Halbsäule1). Das obere Band
aber läuft sich im Gegensatz zum unteren an dem vorspringenden Zwickel des Kreuz-
gewölbes tot und läßt überdies oben eine in den Verhältnissen unschöne Lünette übrig.
Es scheint mir undenkbar, daß diese Dekoration für die gegebene Architektur erfunden
oder mit deren Typus überliefert sein könnte. Sie dürfte vielmehr ähnlich wie die
Einteilung der Deckenmalereien in den römischen Katakomben als ein fertiges Schema
importiert, d. h. recht und schlecht auf die gegebenen Verhältnisse angewendet
worden sein.2)
Will man sich davon überzeugen, daß diese Wandeinteilung auch organisch
wirksam untergebracht werden kann, dann werfe man einen Blick auf Abb. 4, dar-
stellend eine vom Comite de conservation des monuments de l'art arabe in Kairo ver-
anlaßte Aufnahme des Haikals in der obengenannten Hadrakirche des Deir es-Surjäni.
Man sieht in halber Wandhöhe den Ornamentstreifen, der unten durch ein breites
Band abgeschlossen wird. Darüber sitzen rechtechige Felder mit exotischen Ornament-

9 Vgl. die Wlha-Aufnahme bei Rivoira, Le origini della architettura lombarda I, 109.

2) Davon, daß das Gewölbe jüngeren Ursprungs ist, kann m. E. nicht gut die Rede sein.
Die Stuckdekoration nimmt durch Akanthusblätter in den Ecken auf den Ansatz der Rippen
Rücksicht.
 
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