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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0221
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^^ LITERATUR ^^

Rudolf Sillib. Schloß und Garten in
Schwetzingen. Heidelberg, Carl Winter's
Universitätsbuchhandlung, 1907.
Das hübsch ausgestattete kleine Buch stellt
eine vollständige, sehr sorgsam ausgearbeitete
Monographie dar, welche vor so manchen an-
deren Publikationen in den bekannten Mono-
graphiensammlungen den Vorzug wissenschaft-
lichen Wertes hat, ohne des Reizes liebens-
würdiger Darstellung zu entbehren. Der Ver-
fasser, Bibliothekar in Heidelberg, der es seiner
Vaterstadt Mannheim zu ihrem 300-jährigen
Jubiläum gewidmet hat, zeigt sich durch große
Vertrautheit mit seinem Gegenstände — wie sie
sich nur durch ein liebevolles Verhältnis und
durch langjährige Anschauung ergibt — zu seiner
Aufgabe von vornherein wie berufen. Indem
er durch dankenswerte archivalische Forschung
eine ganze Reihe interessanter neuer Notizen
beibringt und die Schwetzinger Anlagen nach
ihrem kunst- und kulturgeschichtlichen Werte
zu würdigen weiß, hat er uns einen vorzüglichen
Beitrag zur Kenntnis jener Tage geliefert, wie
wir nur wünschen können, daß in solcher Weise
noch manche von den Fürstensitzen des 18. Jahr-
hunderts behandelt werden möchten, an denen
Deutschland, Dank der vielgeschmähten und doch
so segensvollen Kleinstaaterei, noch heute so
reich ist.
Sillib vermag die Geschichte von Schwetzingen
in sehr früher Zeit mit einigen Streiflichtern zu
beleuchten. Wir erfahren, daß die anfängliche
ritterliche Herrenburg im 15. Jahrhundert in pfalz-
gräflichen Besitz übergeht, und wie hier lang-
sam eine kurfürstliche Residenz entsteht, die
aber unter den Stürmen des 30-jährigen und
des Orleans'schen Krieges zu leiden hat, ja zer-
stört wird, bis dann unter den drei Kurfürsten
des 18. Jahrhunderts jene bezaubernde Schöpfung
hervorgerufen wird, die als eine der groß-
artigsten Leistungen der Fürstenkultur jener
Tage mit an erster Stelle zu nennen ist. Der
Anteil, den einige der bedeutendsten Künstler
ihrer Zeit und ihres Faches, sei es am Schloß,
sei es am Garten in Schwetzingen haben — ich
nenne nur Alessandro Galli Bibiena, Nicolas
Pigage, E. Bouchardon, A. v. Verschaffelt, Gabriel
Grupello, und die Gartenkünstler August Petri
und L. F. Sckell (der später in Nymphenburg
und in München am englischen Garten tätig) —
zeigt allein schon, welchen Wert eine Mono-

graphie über diese Anlage für die allgemeine
Kunstgeschichte hat. Wie hier Barock, Rokoko
und schließlich der englische Stil sich nach-
einander die Hände gereicht haben und wie
trotz dieser Stilabwandlungen Schwetzingen
doch eine Schöpfung von einheitlicher, unver-
gleichlich harmonischer und anmutiger Wirkung
geworden ist wie wenige andere der Art, das
schildert Sillib in sehr eingehender und anschau-
licher Weise. Er entrollt ein Bild einer einzelnen,
allerdings besonders großartigen Stätte und gibt
damit eine für die Kenntnis und das Ver-
ständnis jener merkwürdigen und glänzenden
Epoche geradezu typische Schilderung.
A. Peltzer.
S
Melhop, Alt-Hamburgische Bauweise.
Mit 274 Abbild. Hamburg, Boysen & Maasch.
1908 (brosch. M. 16.—).
Alte Architektur gibt es in Hamburg kaum
noch. Was der große Brand von 1842 übrig
gelassen hatte, ist der modernen städtischen Ent-
wicklung zum Opfer gefallen. Melhop hat das
Verdienst, alle erreichbaren Abbildungen wich-
tiger Profanbauten gesammelt und dem Studium
zugänglich gemacht zu haben. Ein reiches Ma-
terial an Photographien, Stichen, Handzeich-
nungen aus dem Besitz von Behörden und
Museen sowie nach eignen Aufnahmen des Ver-
fassers. Die hübschen Zeichnungen gehören zu
den von Lichtwark angeregten, zuerst im „Pan"
veröffentlichten Darstellungen von alten Häusern
und Dielen.
Das Buch ist aus Liebe zu Hamburg ent-
standen. Eine kunstgeschichtliche Behandlung
lag nicht in der Absicht des Verfassers. So über-
wiegt im Text das lokalgeschichtlich Interessante.
Das umfänglichste Kapitel, das die Fassaden-
entwicklung verfolgt, beschränkt sich auf eine
chronologische Aufzählung der einzelnen Gebäude
und ihrer Schicksale. Eine Charakterisierung eines
besonderen hamburgischen Stiles wird kaum ver-
sucht.
Von mittelalterlichen Häusern können nur
wenige Abbildungen eine Vorstellung geben.
Erhalten ist keins. Mit abgetreppten Giebeln
und einer Lisenen- oder Pfeilergliederung der
Front, gewöhnlich erst an der Giebelwand be-
ginnend, unterscheiden sie sich nicht von denen
 
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