Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Studien und Forschungen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0315
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Studien und Forschungen

307

schönsten Bildern Schäuffeleins, wie etwa der
Kreuzigung der Sammlung Soltmann in Berlin,
nicht viel nachstehen.
P. P. Rubens .:— =
Nirgends erwähnt finde ich zwei Gemälde
im Besitze Seiner Durchlaucht des Fürsten Adolf
zu Schwarzenberg in Wien, das eine, Romulus
und Remus von der Wölfin gesäugt, Wieder-
holung der bekannten Komposition der Capito-
linischen Galerie, das zweite eine Darstellung
Ganymeds, der vom Adler zum Göttermahle
emporgetragen wird, durchaus verschieden von
der kleineren und späteren Darstellung des
gleichen Gegenstandes im Prado. Die Ent-
stehungszeit des im wesentlichen eigenhändigen,
prachtvollen Bildes würde ich auf 1615—20
ansetzen.
EIN KUNSTGESCHICHTLICHER FUND
ZUR VORGESCHICHTE VON KLEISTS
„PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG".
Eine interessante kunst- und literarhistori-
sche kleine Entdeckung hat Herrmann Gilow
(in Berlin) gemacht und zuerst in den „Mittei-
lungen des Vereins für die Geschichte Berlins"
(1908, No. 1) veröffentlicht.
Der Kleistforschung war seit längerer Zeit
bekannt, daß Kleist eine bildnerische Anregung
zu seinem 1809/1810 gedichteten Homburgdrama
wahrscheinlich durch das 1800 in Berlin ausge-
stellte große Bild Karl Kretsdimars em-
pfangen hat, auf dem die Begegnung des Prinzen
mit dem Großen Kurfürsten nach der Schlacht
bei Fehrbellin dargestellt war. Dieses damals
preisgekrönte Bild war in den Besitz des Königs
von Preußen übergegangen, schien aber trotz-
dem völlig verschollen zu sein. Nun fand Gilow
im „preußischen Hausfreund" vom Jahre 1806
unter „Kunst" eine Aufzählung der Kupferstiche
des Akademieprofessors Johann JosephFreid-
hof, und zu diesen gehörte auch ein 1802 ge-
stochenes Blatt nach dem Kretsdimarschen Bilde.
Aber auch von diesem Stiche war in Bibliotheken
und Sammlungen kein Exemplar mehr zu finden,
und erst auf eine durch die Presse verbreitete
öffentliche Anfrage hin meldeten sich einige Be-
sitzer der Seltenheit. Gilows Publikation des
Blattes und seine Vergleichung der Kretschmar-
FreidhofschenFassung des Themas mit E.Hennes
1790 veröffentlichter Radierung nach D. Chodo-
wieckis Zeichnung wurde auch dem Kaiser vor-
gelegt, der sich sofort erinnerte, als Knabe im

kronprinzlichen Palais das Orginalgemälde tag-
täglich gesehen zu haben. Im Treppenhaus
hängt nun tatsächlich, vorzüglich erhalten,
Kretsdimars Bild. Die Liebenswürdigkeit
Prof. Gilows hat mir eine private Besichtigung
des Gemäldes ermöglicht, über dessen Beziehungen
zu Kleists Drama Gilow in „Westermanns Mo-
natsheften" (Maiheft) ausführlich spricht.
Um ein Meisterwerk handelt es sich nicht.
Die Komposition erinnert leise an Velasquez'
„Übergabe von Breda". Links (vom Betrachter
aus), vor einer Gruppe von Offizieren, steht in
demütiger Haltung, entblößten Hauptes, der
Prinz, rechts ihm gegenüber der Kurfürst, die
linke Hand in die Hüfte gestemmt, die rechte
mit ausgestrecktem Zeigefinger bedeutsam er-
hoben. In des Kurfürsten Umgebung fällt die
Gestalt Derfflingers auf. Prinz Homburg ist,
entgegen dem historischen Tatbestände, als
jugendlicher, blondgelockter Held aufgefaßt.
Gilow führt mit Recht die Beliebtheit und Dar-
stellungsweise des Homburgthemas auf seine
legendarische Behandlung in Friedrichs des
Großen Memoires zurück. Glücklicher als die
befangene und steife Zeichnung des Gemäldes
erscheint seine farbige Haltung. Wohl in be-
wußter Symbolik ist der prinzliche Draufgänger
als warme Farbe (goldgelbes Lederkoller, rote
Barettfedern) zwischen die kalten rostbraunen
und blaugrünen Töne der Kleidung des Kur-
fürsten und der Offiziere gestellt. Dem Gemälde,
das gleichgerahmt ist wie die übrigen das
Treppenhaus des Palais schmückenden histori-
schen Porträts, ist unten ein etwa 5 cm breiter
Streifen angestückt worden, wohl um die Bild-
größe dem vorhandenen Platze anzupassen.
Berlin- Wilhelm Waetzoldt.
OSTASIATISCHE KUNST □
In der Sitzung der Kunstgeschicht-
lichen Gesellschaft zu Berlin am
14. Februar sprach Professor Münsterberg über
die hohe japanische Kunst im Mittelalter und
Renaissance, die eine starke Beeinflussung durch
den Westen Asiens und die Mittelmeerländer
vermuten läßt. Im 3. Jahrtausend v. Chr. gibt
es eine künstlerische Verbindung mit vormyke-
nischer Kultur, dann (in China) eine Ornamen-
tik, die sich an die mykenischen Formen an-
lehnt; auch die griechisch-baktrische Kunst be-
rührte die im 3. Jahrhundert nach Süden vor-
dringenden Chinesen. Dann lehren die jüngsten
Ausgrabungen in Turkestan, daß dort vom 4.
 
Annotationen