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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 4
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Der Kunstsammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0373
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Der Kunstsammler

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brachte 560 M., San Biagio 880 AL, The little
mast 715 M. usf.). Das Gesamtresultat dieser
Auktion lehrt wiederum, daß der Marktpreis
der Graphik nicht nach Schönheit, sondern nach
Seltenheit und Mode sich richtet.
In Lepkes Auktionshaus gab es am 17. März
eine Versteigerung von alten Gemälden aus
dem Besitze von Prof. Wedewer (Wiesbaden).
Am interessantesten war eine ganze Reihe von
spanischen Bildern des 15. Jahrhunderts,
die italienische mit niederländischen Einflüssen
paarten. Solche wurden durchschnittlich mit
400-500 M. bezahlt, einige besonders gute mit
1155 M.; zwei Gemälde zusammen, je zwei
Heilige darstellend, mit 1500 M.; 610 M. (der hl.
Jacobus von Compostella auf dem Thron);
1909 M. (Altaiblatt mit der hl. Jungfrau). Die
übrigen waren fast lauter Niederländer des 17.
Jahrhunderts: Landschaften mit Staffage von
K. Dujardin 605 M. und 635 M., Landschaft
mit Verstoßung der Hagar von Roelant Sa-
very 460 M., eine leidenschaftliche Interieur-
szene „Die Abrechnung" von G. v. d. Eeck-
hout 340 M.; eine genrehafte Abendmahlsszene
von J. de Wet 460 M., eine reiche Landschaft
von Patinier 600 M., eine zierliche Landschaft
von J. van Kessel 435 M., Flußlandschaft von
Jan van Goyens 365 M., eine vortreffliche
figurenreiche Kreuzschleppung in großer Land-
schaft von P. Brueghel d. J. 1200 M.; ein gutes
Kircheninnere von A. de Lorme 450 M., Land-
schaft von L. van Uden 505 M., Reiterschlacht
des Palamedesz 500 M., Landschaft mit Jagd-
gesellschaft von Weenix 500 M.; ein P. Potter
480 M., Bewegte See von W. van de Velde
560 M., zwei Gegenstücke, Krieg und Frieden,
von Brueghel und H. van Balen 2300 M., ein
glänzendes Familienporträt von Jordaens
2820 M. (wohl die bedeutendste Erwerbung),
Kircheninneres mit zahlreichen Figuren, sehr
sorgfältig durchgeführt, von Neefs und Te-
niers 2460 M., Blumenstrauß von J. van Huy-
sum 400 M. Andere Länder waren nur mit
wenigen Werken vertreten: eine hübsche Fa-
milienszene von Chardin erzielte 800 M., zwei
Skizzen aus Tiepolos Atelier 470 M., der Ge-
kreuzigte von B. Bruyn errang 800 M., und ein
Cranachsches Schulbild, die Ehebrecherin vor
Christus, 555 M.
Altes Kunstgewerbe gelangte bei Lepke
zweimal unter den Hammer, am 10. März u. ff.
und am 31. März. Von der ersten Versteige-
rung war fast allein der erste Tag wichtig; vor
allem erreichten einige Gobelins ansehnliche
Preise: ein flandrischer vom Ende des 16. Jahr-
hunderts, figürlicher Art, 1170 M., ein glänzen-
der italienischer, 16. Jahrh., dekorativ-architek-

tonischer Art, 6500 M., ein Brüsseler in der ba-
rocken Manier des 17. Jahrh. (um 1640: Apelles
malt Cambasba) 8200 M. Möbel gingen ziem-
lich viel fort, aber nicht zu sehr hohen Preisen:
Salon-Garnitur (5 Stück), Louis XVI., 435 M.,
Danziger Schrank, 17. Jahrh., 470 M., ein deut-
scher Intarsienschrank, 17. Jahrh., 545 M., eine
französische Pendule, Louis XV., 535 M. usf.
Bronze: Reiterdenkmal Ludwig XIV. von Girar-
don 1140 M., Kauernder Windhund, französisch,
Ende 18. Jahrh., 800 M., Büste der Maria An-
toinette von Pajou, 595 M., Statuette eines
sitzenden Mädchens, französisch, Louis XVI.,
460 M., reiche Kamingarnitur von Thomir, 770 M.
Porzellan: große Prunkvase, russisch, 1843,
2750 M., Terrine, Paris 1819, 350 M., Altmeiße-
ner Dose 580 M., zwei chinesische Vasen 880 M.
— In der Versteigerung am 31. März über-
wogen Goldschmie dearbeiten undPorzellan:
Pokale und Humpen, Nürnberger Arbeit, gingen
um 450 M. resp. 400 M. ab, ein Traubenbecher
565 M., ein Augsburger Renaissancebecher 820
M., ein Nürnberger Deckelhumpen 660 M., Dan-
ziger Münzhumpen (v. 1708) 800 M. Porzellan-
figuren brachten 300 M. (Meißen: Eheglück),
505 M. (Meißen: Allegorie des Krieges), 600 M.
(zwei Frankenthaler Genregruppen), 560 M.
Meißen: pastorale Gruppe). Ein prächtiger hol-
ländischer Schrank noch aus dem 16. Jahrhundert
brachte nur 350 M. Zwei Guasch-Miniaturen
von dem Rheinlandschaftsmaler Schütz d. Ä. er-
zielten 405 M. S.
FRANKFURT a. M. =--
Eine für Medaillensammler wichtige Verstei-
gerung findet am 18. und 19. Mai durch die Firma
Adolf Heß Nachfolger, statt. Es handelt sich
um das Vermächtnis des verstorbenen Direktors
des Kgl. grünen Gewölbes Dr. Julius Erbstein
zu Dresden, der als Numismatiker in allen Fach-
kreisen wohlbegründeten Ruf genoß. Die von
ihm hinterlassene Sammlung, deren 1. Teil nun-
mehr unter den Hammer kommt, hat sich in
einer 150jährigen Sammlertätigkeit von Genera-
tion zu Generation fortgeerbt. Vieles davon
ist bereits füher publiziert worden, sodaß in
der Hauptsache alle Garantien für den wissen-
schaftlichen und künstlerischen Wert der Samm-
lung gegeben sind. Wer die Geschichte dieser
Sammlung verfolgen will, findet dazu die besten
Hinweise in dem Vorwort des umfangreichen
und prächtig ausgestatteten Katalogs, den eben
jetzt A. Hess Nachf. herausgegeben hat. Er
verzeichnet insgesamt 1620 Nummern, die die
 
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