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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Stiassny, Robert: Die Donaumalerei im sechzehnten Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0443
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Stiassny. Die Donaumalerei im sechzehnten Jahrhundert

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eine überwundene Gefühlsästhetik verliert. Die künstlerische Beurteilungsweise kann
sich in den Augen der Historiker durch nichts schlimmer schädigen als durch schön-
geistige Exzesse von der Art des Vergleidies Wolf Hubers mit Albertinelli oder gar
Altdorfers mit — Giorgione! An einer wirklich gebotenen Parallele, die ihm schon
durch die glücklich ermittelte Bedeutung des Bildschnitzers Huber nahegelegt war,
nämlidi der Donaumalerei mit den gleichzeitigen bayerischen Holzbildwerken ist Voss
dagegen achtlos vorübergegangen. Um wieviel zweckdienlicher wäre sie aber gewesen
als die müßige Schlußbetrachtung über die religiös-kommunistische Bewegung in Süd-
deutschland vor der Reformation, die er — in den Tagen Schmöllers und Lamprechts —
mit Zitaten aus Sebastian Brant und Rosenplüt erläutern zu können meint.
Daß aus dem Buche daher kein greifbares Bild des Donaustiles sich heraus-
rundet und dessen eigentliche Probleme ungelöst bleiben, ist um so bedauerlicher, als
es in manchen Einzelurteilen und Analysen entschiedenes Talent, namentlich literarisches
verrät. Es ist wenigstens ein Stilist, der sich diesmal über Stilfragen hören läßt, zum
Unterschiede von dem Stammeldeutsche so mancher Kunstgelehrter, die die Mode
entwicklungsgeschichtlicher Studien mitmachen. Seiner Arbeit wurde es aber vor anderen
verwandten Erscheinungen verhängnisvoll, daß sie mit der Methode der neuesten Kunst-
psychologie auf einem Felde auszukommen glaubte, das erst durch eine exaktere
Forschung urbar zu machen ist, ehe es die schmackhaften Früchte tragen kann, die
hier mit allzu rascher Hand zu pflücken versucht wurden.


WOLF HUBER: Studienköpfe
Federzeidinung □

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