420
Monatshefte für Kunstwissenschaft
schlacht kennen. Der Horizont ist hoch hinaufgeschoben, aber der Vordergrund ist
deutlich dem Beschauer am nächsten, und die Absicht geht auf konsequente Verkleine-
rung des Maßstabes nach der Tiefe.
Worauf es uns ankam, war, zu zeigen, daß die besondere Form der Raum-
wiedergabe, die Wulff mit dem Schlagwort der umgekehrten Perspektive gekennzeichnet
hat, in der ersten nationalen Kunst der Japaner eine eigne und wohl ihre künstlerisch
höchste Ausbildung erfahren hat, daß eine Form der Anschauung, die der unsrigen
diametral entgegengesetzt ist, nicht nur möglich ist, sondern eine Kunst gezeitigt hat,
die an unvergänglichem Werte hinter keiner anderen zurückzustehen braucht. Nicht
ein Beitrag zur japanischen Kunstgeschichte im engeren Sinne wollen darum diese
Zeilen sein, sondern der Versuch, dem künstlerischen Wollen einer der unseren fremden
Welt gerecht zu werden. Und so möchte ich hoffen, daß das Ergebnis dieser Unter-
suchungen, die nicht so sehr im Verlaufe einer auf die Ergründung des spezifisch
Japanischen gerichteten Forschung als vielmehr im weiteren Zusammenhang von Studien,
die dem Raumproblem in der bildenden Kunst überhaupt gelten, entstanden sind, auch
in diesem allgemeineren Sinne sich fruchtbringend erweisen werden.
Monatshefte für Kunstwissenschaft
schlacht kennen. Der Horizont ist hoch hinaufgeschoben, aber der Vordergrund ist
deutlich dem Beschauer am nächsten, und die Absicht geht auf konsequente Verkleine-
rung des Maßstabes nach der Tiefe.
Worauf es uns ankam, war, zu zeigen, daß die besondere Form der Raum-
wiedergabe, die Wulff mit dem Schlagwort der umgekehrten Perspektive gekennzeichnet
hat, in der ersten nationalen Kunst der Japaner eine eigne und wohl ihre künstlerisch
höchste Ausbildung erfahren hat, daß eine Form der Anschauung, die der unsrigen
diametral entgegengesetzt ist, nicht nur möglich ist, sondern eine Kunst gezeitigt hat,
die an unvergänglichem Werte hinter keiner anderen zurückzustehen braucht. Nicht
ein Beitrag zur japanischen Kunstgeschichte im engeren Sinne wollen darum diese
Zeilen sein, sondern der Versuch, dem künstlerischen Wollen einer der unseren fremden
Welt gerecht zu werden. Und so möchte ich hoffen, daß das Ergebnis dieser Unter-
suchungen, die nicht so sehr im Verlaufe einer auf die Ergründung des spezifisch
Japanischen gerichteten Forschung als vielmehr im weiteren Zusammenhang von Studien,
die dem Raumproblem in der bildenden Kunst überhaupt gelten, entstanden sind, auch
in diesem allgemeineren Sinne sich fruchtbringend erweisen werden.