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Monatshefte für Kunstwissenschaft
und zu Lande ausgeübt wurden. Das Museum in Burgos besitzt ein Elfenbeinkästchen
mit kufischen Inschriften, worauf ein ähnlicher Cyklus von Tier- und Tierkampf-
darstellungen dekorativ ausgesponnen ist, wie auf der Truhe von Terracina. Auch
der Reiter und der Bogenschütze fehlen nicht. Es hat, glaube ich, keinen Anstand
sich orientalischen Kunsthandwerker auch in christlichen Gebieten tätig zu denken wie
in Germiguy-des-Pres oder später beeinflußend in den Vorsetzblättern des Echternacher
Codex zu Gotha oder noch später an den Kirchen von Wladimir und Jurjew Polskij.
Ich führe diese wenigen Beispiele von hunderten an, weil es vielleicht gut ist, im
Augenblick wieder einmal ausdrücklich an die Sachlage zu erinnern.1) Die Monumenta
artis Germaniae werden, wie ich schon vor Jahren für die Kgl. Museen in Berlin
aussprach,2) diesen Fundamenten der abendländischen Kunstentwicklung Rechnung
tragen müssen?) Das Kaiser Friedrich-Museum hat durch Einrichtung der um Mschatta
gruppierten christlich-orientalichen und islamischen Sammlung einen energischen Schritt
in dieser Richtung getan und fängt ja jetzt erfreulicher Weise auch an, die klaffende
Lücke durch Erwerbung germanischer Altsachen auszufüllen.4)
9 Ich kenne longobardische Handschriften, deren Schmuck direkt von koptischen Malern
ausgeführt sein könnte. Was Munoz, L'art byz. ä l'exposition de Grottaferrata 75 f. beobachtet
hat, liegt daher viel komplizierter als er es sah. Vor allem muß auch mit dem eigenem auf dem
nördlichen Wege mitgebrachten orientalischen Geschmack der Longobarden gerechnet werden.
2) Deutsche Literatur-Zeitung 1905, Sp. 2896.
, Vgl. auch G. Humann, Repertorium f. Kunstwiss. XXV (1902) gl. S. 9f. und die Biblio-
graphie der Byzantinischen Zeitschrift, passim.
4) Amtliche Berichte aus den Kal. Kunstsammlungen XXIX, S. 39 f.
Monatshefte für Kunstwissenschaft
und zu Lande ausgeübt wurden. Das Museum in Burgos besitzt ein Elfenbeinkästchen
mit kufischen Inschriften, worauf ein ähnlicher Cyklus von Tier- und Tierkampf-
darstellungen dekorativ ausgesponnen ist, wie auf der Truhe von Terracina. Auch
der Reiter und der Bogenschütze fehlen nicht. Es hat, glaube ich, keinen Anstand
sich orientalischen Kunsthandwerker auch in christlichen Gebieten tätig zu denken wie
in Germiguy-des-Pres oder später beeinflußend in den Vorsetzblättern des Echternacher
Codex zu Gotha oder noch später an den Kirchen von Wladimir und Jurjew Polskij.
Ich führe diese wenigen Beispiele von hunderten an, weil es vielleicht gut ist, im
Augenblick wieder einmal ausdrücklich an die Sachlage zu erinnern.1) Die Monumenta
artis Germaniae werden, wie ich schon vor Jahren für die Kgl. Museen in Berlin
aussprach,2) diesen Fundamenten der abendländischen Kunstentwicklung Rechnung
tragen müssen?) Das Kaiser Friedrich-Museum hat durch Einrichtung der um Mschatta
gruppierten christlich-orientalichen und islamischen Sammlung einen energischen Schritt
in dieser Richtung getan und fängt ja jetzt erfreulicher Weise auch an, die klaffende
Lücke durch Erwerbung germanischer Altsachen auszufüllen.4)
9 Ich kenne longobardische Handschriften, deren Schmuck direkt von koptischen Malern
ausgeführt sein könnte. Was Munoz, L'art byz. ä l'exposition de Grottaferrata 75 f. beobachtet
hat, liegt daher viel komplizierter als er es sah. Vor allem muß auch mit dem eigenem auf dem
nördlichen Wege mitgebrachten orientalischen Geschmack der Longobarden gerechnet werden.
2) Deutsche Literatur-Zeitung 1905, Sp. 2896.
, Vgl. auch G. Humann, Repertorium f. Kunstwiss. XXV (1902) gl. S. 9f. und die Biblio-
graphie der Byzantinischen Zeitschrift, passim.
4) Amtliche Berichte aus den Kal. Kunstsammlungen XXIX, S. 39 f.