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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. 1. Halbband, Heft 1-6.1908

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Heft 5
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0449
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Studien und Forschungen

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dung im Louvre mit dem Monogramm X L
und Datum 1491.
Beizufügen das von mir schon früher einge-
führte Porträt des Bischofs Novelli der Borro-
meogalerie (ist das derselbe, den B. unter
Butinone nennt?) und wohl auch ein unter dem
Verlegenheitsnamen des Cesare de Sesto in der
Wiener Galerie ausgestelltes und von B. ge-
nanntes Jünglingsporträt.
Bramantino; das von mir kopierte, oben
erwähnte Versehen bezüglich des Bildes in Mez-
zana zu korrigieren. Das Haupt Johannis der
Sammlung Vittadini, sehr ähnlich dem Exemplar
bei Dr. Frizzoni, hat mit Bramantino nichts zu
tun.
Ambrogio dePredis; in dieser Liste sind
m. E. mehrere verschiedene Meister vertreten.
Leonardo selbst mit dem Bildnis des Musikers
in der Ambrosiana; der Miniaturmaler Cristoforo
de Predis mit den Miniaturen des British Mu-
seum und der Sammlung des Fürsten Trivulzi.
Und ist das Mädchenbildnis der Ambrosiana,
mit dem ein anderes in Krakau und ein Frauen-
bildnis im Louvre, beide von B. nicht genannt,
enge zusammengehören, wirklich von Predis?
Bernardino de' Conti; der Morellische
Conti von neuem aufgeblasen. Nach Morelli
von neuem die Madonna Litta und die (fälsch-
lich 1494 datierte) Pala Sforzesca hereingezogen.
Schon bei den nächsten Verwandten derselben
stutzt B. So kommt die Madonna Cora zu
einem Fragezeichen. Madonnen in Berlin, Karls-
ruhe, Würzburg, Venedig (Seminario) haben
nichts mit Conti zu tun. Wie B. die prachtvolle
Madonna in Budapest oder das Porträt der
Sammlung Thiem in S. Remo noch mit den be-
glaubigten, an Zahl doch nicht geringen und
über fast drei Jahrzehnte sich verteilenden
Werken des Conti in Einklang zu setzen im-
stande ist, vermag ich nicht zu begreifen. Die
bezeichneten Werke ergeben die von Bode
schon längst klar und präzise ausgesprochene
Charakteristik des Künstlers, auf welche ich ver-
weise.
Boltraffio; auch hier hat B., wie ich glaube,
ganz verschiedenartige Dinge beigemengt. Mit
großem Nachdruck möchte ich das Mädchen mit
dem Hermelin der Czartoryski-Galerie in Krakau
dem Leonardo selbst zuschreiben; vermutlich ist
es doch wohl das Porträt der Cecilia Gallerani
und stammt aus der Zeit der Vierge aux
rochers im Louvre. Dann aber finden wir eine
Gruppe zarter, farbenschöner Bilder, wie z. B.
den Salvator mundi in Bergamo, die Madonna
bei Mr. Salting (jetzt in der National Gallery
ausgestellt) und andere; das sind frühe Werke
des Marco d'Oggionno, wie ich glaube. Und

endlich finden wir einen Schüler Boltraffios, der
den Kindern immer Mopsgesichter malt; von
ihm Madonnen im Museo Poldi, bei Mr. Che-
ramy in Paris und bei Exzellenz Baron Tücher
in Wien. All das und noch manch anderes Bild
ist aus B.s Liste zu streichen, einzufügen das
Porträt der Sammlung Thiem. Ein reizendes
Madonnenbildchen der Sammlung Wittgenstein
in Wien, vom Besitzer und danach auch von B.
Boltraffio genannt, stammt doch nicht von ihm,
sondern von einem uns dem Namen nach noch
unbekannten Leonardoschüler. Dieses Zusam-
menstopfen auf wenige Namen, wo sogar be-
kannte ausgelassen werden (wie Francesco
Napoletano) oder mit keinem Werke verbindbar
sind (wie Salaino), hat doch gar keinen Sinn.
Andrea Solario; hier nennt B. aus der
Wiener Sammlung einen kreuztragenden Chri-
stus, der mit Solario nicht die entfernteste
Ähnlichkeit besitzt. Schon Morelli hat bei diesem
Bilde einen allerdings etwas unbestimmt ge-
haltenen Hinweis auf Luini gegeben. Farben,
sowie die höchst charakteristische Form der
Hand sprechen durchaus für letzteren. Der
Kopf, durch spätere Überarbeitung etwas ver-
ändert, zeigt immerhin noch im allgemeinen
Luinis Typus. Dafür aber nennt B. die tatsäch-
lich von Solario stammende, von Morelli irriger-
weise für niederländisch gehaltene Salome im
Vorrat der kaiserlichen Sammlungen nicht. Das
Porträt des Charles d'Amboise im Louvre weicht
völlig von Solarios Art ab. Ich weiß nicht, wer
es gemalt hat, gewiß derselbe, der die Catarina
der Münchener Pinakothek schuf, die B. als
„zwischen Boltraffio und Melzi" nennt, wofür
ich aus dem Bilde keinen Anhalt gewinnen kann.
In den vorstehenden Notizen habe ich natür-
lich nur einige mehr prinzipielle Punkte zur
Sprache gebracht; es lag mir völlig fern, all
jene Details zu erwähnen, in denen mein Urteil
von dem B.s abweicht. Auch sind in seinen
Listen viele Bilder genannt, die ich nicht kenne.
Und darin liegt das hauptsächlichste und unleug-
bare Verdienst seines Buches, auf so manches
Material, das bisher in der Literatur unbekannt
war, den Blick gelenkt zu haben. Daß er in
der Freude am Bildertaufen aber manchmal
recht kühne und willkürliche Vermutungen über
die Autoren der einzelnen Gemälde in seinen
Listen zu Worte kommen läßt, das bewies mir
eine Reihe seiner Benennungen, die ich zu-
fällig in den Wiener Sammlungen nachzuprüfen
Gelegenheit hatte. Auch finden sich in den
beigefügten Nummern irreführende Versehen.
Ein Beispiel: In der Sammlung des Grafen
Lanckorönski werden zwei Porträts des Giulio
Campi erwähnt, eines Künstlers, der überhaupt
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