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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Weigmann. Altitalienische Zeichnungen in der Kgl. Graphisch. Smlg. in München 5


Abb. 5. FRA BARTOLOMMEO. Studie zu einem lautenspielenden Knaben
Rückseite von Abb. 4 □ 177x269 mm

Führung, die eine technisch sehr geschickte Hand verrät, läßt auf die Arbeit eines
Stecherkopisten schließen.
Nicht aufrecht zu erhalten ist ferner die Zuteilung der „Berglandschaft" (Bl. 54)
an Tizian. Nach Morelli (Die Galerien zu München usw. Leipzig 1891, S. 151)
liegt hier eine typische Zeichnung von Domenico Campagnola vor.
Der Zusammenhang der Kreidezeichnung „Männliches Porträt, Kniestück" (Inv.-
Nr. 2948) mit dem Tizianschen Gemälde (Nr. 172)1) in der Dresdener Galerie, auf
welchen handschriftlichen Notizen zufolge G. Pauli zuerst hingewiesen hat, ist wohl
in dem Sinne zu interpretieren, daß eine späte, ziemlich ungeschickte Hand das Bild
unter Vornahme einiger Abänderungen (Weglassung der Palme) kopiert hat. Die auch
im Bilde auffallend großen Hände des Dargestellten sind in der Zeichnung noch stark
vergröbert, die technische Ausführung (vergl. die unverstandene Bildung des linken
Auges, die verstümmelte rechte Hand) ist eine so geringe, daß man den Namen des
großen Meisters kaum auszusprechen wagt. Auf noch niedrigerer Stufe steht das
weibliche Pendant zu dieser Zeichnung.
Aus dem reichen Bestände von Blättern Fra Bartommeos müssen als zweifel-
haft ausgeschaltet werden: Bl. 36, Profilkopf einer Nonne. Durch ungeschickte Über-
zeichnung — Verdoppelung der Konturen, schlechte Modellierung der Wangen- und
Nasenpartien, verkümmerte Mundbildung — ist das ehedem vielleicht eigenhändige
Blatt derartig in seiner Wirkung zerstört, daß man höchstens noch die nur angedeuteten
Gewandteile für original ansehen kann. Gleichfalls seiner Schule muß der weibliche
en face-Kopf mit leichter Wendung des Körpers nach rechts (Berenson a. a. 0. 454.

D Vergl. Klassiker der Kunst, Bd. III, S. 142.
 
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