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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 4. FRA BARTOLOMMEO. Studie zur hl. Katharina
269x177 mm
Die als „alte italienische Schule" (Bl. 155a) publizierte „Steinigung des
Stephanus" stellt sich als eine überzeichnete Kopie des späten XV. Jahrhunderts nach
Fra Angelicos Fresko in der Nikolauskapelle des Vatikan dar.
Bl. 113, „6 Apostel" von Schmidt Perugino selbst zugeschrieben, ist wohl
nur eine schwächere Schulkopie eines der Predellenbilder der Madonna in Sta Maria
Nuova in Fano; sie wiederholt die rechte Hälfte der „Gürtelspende", deren ganze
Komposition auch noch in einer
Federzeichnung der Albertina in
Wien (vergl. Knapp, Perugino, S. 51)
vorliegt. Die in Bl. 14 als „un-
bekannter Italiener" wiederge-
gebene „Szene vor einem Richter"
wird neuerdings mit größerer Ent-
schiedenheit von einigen Fachge-
nossen als Frühwerk Peruginos
bezeichnet; wenn Schmidt eine freie
Anlehnung an Pollajuolo in ihr er-
kennen wollte, so sei zur Bestärkung
dieser Ansicht auf eine ganz ähn-
liche Komposition dieses Meisters
im British Museum (s. Berenson,
The Drawings of Florentine Pain-
ters Pl. XVIII) hingewiesen.
Bl. 134, „Matyrium eines Hei-
ligen", angeblich von der Hand
Benozzo Gozzolis, hat Schmidt
selbst noch als Kopie nach einem
Werke des Friauler Künstlerkreises,
vermutlich des Giovanni Antonio
da Pordenone, bezeichnet.
Bl. 13, Andrea Mantegnas
„Tanzende Muse" wurde, ebenso
wie das ängstliche Blatt „Der auf-
erstandene Christus zwischen Andreas
und Longinus" (Inv.-Nr. 3060 von
Kristeller (A. Mantegna 1902, S. 464)
leider mit Recht aus der Reihe der eigenhändigen Arbeiten gestrichen. Die Argu-
mente, die zugunsten der Originalität des erstgenannten Blattes vorgebracht werden,
wie: Verschiedenheit des Gesichtsausdruckes, Ausführung auf tekturartig zusammen-
gestücktem Papier, werden entkräftet durch die Beobachtung, daß die Zeichnung, die
eine ganz einheitliche Linienführung zeigt, die Mittelfigur des Parnaßbildes im Louvre
in so peinlich genauer Kopie wiedergibt, daß selbst die nur im Original verständliche
Überschneidung der rechten Hand getreulich übernommen ist. Die Härte der Aus-
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 4. FRA BARTOLOMMEO. Studie zur hl. Katharina
269x177 mm
Die als „alte italienische Schule" (Bl. 155a) publizierte „Steinigung des
Stephanus" stellt sich als eine überzeichnete Kopie des späten XV. Jahrhunderts nach
Fra Angelicos Fresko in der Nikolauskapelle des Vatikan dar.
Bl. 113, „6 Apostel" von Schmidt Perugino selbst zugeschrieben, ist wohl
nur eine schwächere Schulkopie eines der Predellenbilder der Madonna in Sta Maria
Nuova in Fano; sie wiederholt die rechte Hälfte der „Gürtelspende", deren ganze
Komposition auch noch in einer
Federzeichnung der Albertina in
Wien (vergl. Knapp, Perugino, S. 51)
vorliegt. Die in Bl. 14 als „un-
bekannter Italiener" wiederge-
gebene „Szene vor einem Richter"
wird neuerdings mit größerer Ent-
schiedenheit von einigen Fachge-
nossen als Frühwerk Peruginos
bezeichnet; wenn Schmidt eine freie
Anlehnung an Pollajuolo in ihr er-
kennen wollte, so sei zur Bestärkung
dieser Ansicht auf eine ganz ähn-
liche Komposition dieses Meisters
im British Museum (s. Berenson,
The Drawings of Florentine Pain-
ters Pl. XVIII) hingewiesen.
Bl. 134, „Matyrium eines Hei-
ligen", angeblich von der Hand
Benozzo Gozzolis, hat Schmidt
selbst noch als Kopie nach einem
Werke des Friauler Künstlerkreises,
vermutlich des Giovanni Antonio
da Pordenone, bezeichnet.
Bl. 13, Andrea Mantegnas
„Tanzende Muse" wurde, ebenso
wie das ängstliche Blatt „Der auf-
erstandene Christus zwischen Andreas
und Longinus" (Inv.-Nr. 3060 von
Kristeller (A. Mantegna 1902, S. 464)
leider mit Recht aus der Reihe der eigenhändigen Arbeiten gestrichen. Die Argu-
mente, die zugunsten der Originalität des erstgenannten Blattes vorgebracht werden,
wie: Verschiedenheit des Gesichtsausdruckes, Ausführung auf tekturartig zusammen-
gestücktem Papier, werden entkräftet durch die Beobachtung, daß die Zeichnung, die
eine ganz einheitliche Linienführung zeigt, die Mittelfigur des Parnaßbildes im Louvre
in so peinlich genauer Kopie wiedergibt, daß selbst die nur im Original verständliche
Überschneidung der rechten Hand getreulich übernommen ist. Die Härte der Aus-