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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Weigmann. Altitalienische Zeichnungen in der Kgl. Graphisch. Smlg. in München 3



Abb. 3. FRA BARTOLOMMEO. Skizze zu „Verlobung der
hl. Katharina" 193x205 mm

Michelangelo. Bl. 90a, Christus, das Kreuz haltend. Die Zeichnung ist zu
gering, — vergl. die völlig unorganische Bildung der linken Schulter — um als Studie
zu dem Christus in Sa Maria sopra Minerva gelten zu können; auch ist das Be-
wegungsmotiv —:Schrittstellung anstatt des festen Stehens — gänzlich verschieden. In
der Armstudie Bl. 176b (oben) will Schmidt eine Studie zu dem linken Arm Gott-
vaters in „Erschaffung Adams" (Sixt. Capelle) erkennen. Diese Beobachtung läßt sich
aus Qualitätsgründen ebensowenig rechtfertigen, wie etwa ein Versuch, die schulmäßige
Handstudie (Bl. 176a) mit dem
David, oder den Torso (Bl. 90 b
links) mit der plastischen
Gruppe „Der Sieg" im Museo
nazionale in Florenz in Ver-
bindung zu bringen. Noch
weniger kann das schwache
Blatt „Berglandschaft" (Bl. 54)
Anspruch erheben, als Ori-
ginal zu gelten.
Die auf Bl. 174 wieder-
gegebene Zeichnung nach der
antiken Gruppe der 3 Grazien
in Siena ist willkürlich auf
den Namen Antonio Polla-
juolos getauft. Die Strich-
führung ist für ein Original
dieses temperamentvollen,
hastig arbeitenden Meisters
zu lahm und unsicher; auch
weist die Rückseite des Blattes,
die von derselben Hand

gezeichnet eine Episode vom Trajansbogen wiedergibt, in ihrer freieren Auffassung auf
eine viel spätere Zeit hin, etwa auf den Kreis des Caravaggio, in dessen Schule Auf-
nahmen nach antiken Denkmälern sehr in Übung waren.
Auch der angebliche „Masaccio" (Bl. 133a), „Vier Männer im Gespräch",
kann als Rötelzeichnung keinesfalls dem frühen Quattrocento angehören. Das Blatt
scheint sich vielmehr der eleganteren Formensprache des del Sartoschen Kreises zu
nähern. Die altertümlichen Kostüme legen allerdings in Verbindung mit der von alter
Hand geschriebenen Benennung die Vermutung nahe, daß wir eine Kopie nach einer
wahrscheinlich verlorenen Komposition Masaccios vor uns haben.
Desgleichen ist das wirkungsvolle Blatt (Bl. 76) von Guglielmo della Porta
„Studie für das Denkmal des Papstes Paul III." in der Peterskirche in seiner ganzen
zeichnerischen Anlage — es sind nur Teile des Monumentes mit Skizzierung der an-
grenzenden Architekturstücke gegeben — nur als eine Studie von fremder Hand nach
dem berühmten Werke anzusehen.
 
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