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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

sitzend, rechts drei weibliche, links drei männliche Heilige" (Knapp), Inv. Nr. 2163,
Abb. 3, ist wohl ein erster Entwurf zur „Verlobung der h. Katharina" im Palazzo
Pitti. Eine Aktstudie auf der Rückseite dieses Blattes kann gleichfalls als eine erste
unverwendete Studie zu diesem Bilde — das Schreitmotiv kehrt dort in der Figur
des h. Georg wieder — angesehen und als Gegenstück zu der in der Albertina befind-
lichen Aktstudie zum h. Bartolomäus des gleichen Bildes aufgefaßt werden. Ferner
gehören zweifellos zu derselben Komposition der hier abgebildete Profilkopf einer
Nonne (h. Katharina) sowie die auf der Rückseite befindlichen Studien zu einem die
Laute spielenden Engel (Abb. 4 u. 5).
Die bei Knapp (Fra Bartolommeo della Porta, Halle 1903) nicht erwähnte vor-
zügliche Studie zu einem h. Petrus (Inv. Nr. 2170, Abb. 6) entspricht in der Gesamt-
haltung und gebieterischen Handbewegung am meisten der linken Figur auf der „Ver-
lobung der h. Katharina" im Louvre. Doch kehren ähnliche Motive bei Fra Barto-
lommeo zu oft wieder (vergl. das Verlobungsbild im Pitti, Salvator mundi ebenda), als
daß man hier eine bestimmte Beziehung annehmen könnte. Die von Morelli (Die
Werke italienischer Meister in den Galerien von München usw., Leipzig 1880, S. 116,
Nr. 12)1) als Fälschung erklärte Studie (Inv. Nr. 2162, „Kniende Magdalena") wurde im
Hinblick auf ihre nicht geringe Qualität wieder in ihre Rechte eingesetzt und mit dem
Bilde „Madonna mit 6 Heiligen" in San Marco" resp. zu den hh. Katharina und
Magdalena im Museum in Lucca in wahrscheinliche Beziehung gebracht. Ebenfalls nur
in losem Zusammenhang mit gemalten Werken stehen die bei Schmidt, Tafel 35,
publizierten Puttenstudien. Knapps Bemerkung (a. a. 0., S. 299), daß die Zeichnung
(Inv. Nr. 2174) „zwei Engel zu Salvator mundi" darstelle, muß dahin korrigiert werden,
daß nur der obere Knabe auf Inv. Nr. 2169 eine ähnliche Stellung wie der enblem-
haltende Putto auf dem Salvator mundi-Bild einnimmt; eher könnte man bei Bl. 2174
(Putti mit einer Rückenfigur) an eine erste Studie für die „Mater misericordiae" im
Museum in Lucca denken.
Aus den noch unbestimmten Blättern wurde dem Werke des Andrea del Sarto
eingereiht die hier abgebildete Rötelzeichnung (Abb. 7), eine Studie zu „Madonna in
Glorie mit 4 Heiligen" im Palazzo Pitti. Die Unmittelbarkeit der Niederschrift, die Klar-
heit in der Faltengebung, deren Struktur in der Zeichnung deutlicher zutage tritt als
im Bilde (vergl. den Ausschnitt, Abb. 8), lassen in dem Blatte ein unzweifelhaft eigen-
händiges, vorzügliches Werk des Meisters erkennen. Es stellt sich der erst vor kurzem
publizierten Studie zum Tanz der Salome im Scalzo (Dessins du Musee du Louvre
IV. Serie, Alinari, Tafel 176) als zeichnerisches Gegenstück zur Seite.
Ein aus den Mappen der „Unbekannten Meister" hervorgeholtes Blatt: ein
sitzender Magister in nachdenklicher Haltung (vergl. Abb. 9), wurde der toskanischen
Schule des XV. Jahrhunderts einverleibt und zu den früher Maso Finiguera zu-
geschriebenen Zeichnungen in den Uffizien (vergl. Sidney Colvin, A Florentine picture
Chronicle, London 1898, Fig. 22 —25, 40, 49, 50, 64 und 67) in Beziehung gesetzt,
0 Viele der dort gegebenen Anregungen sind nicht mehr nachzuprüfen, da jede nähere
Beschreibung fehlt und die Identifizierung infolge der Auseinandernahme der Klebebände nicht
mehr möglich ist.
 
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