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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 1. FILIPPINO LIPPI: Begegnung Joachims mit Anna

Mitte, rechts einer betenden Nonne, vermutlich der Stifterin, links dem hl. Benedikt, ein
wenig bedeutendes Stück, jetzt einfach „Florent. Schule XV. Jahrh." genannt, das zudem
durch mangelhafte Erhaltung — die Tafel ist der Länge nach einmal zerbrochen
und dann schlecht wieder zusammengefügt worden — seine geringen ursprünglichen
Reize fast völlig eingebüßt hat. Die Taufe auf Monaco, jenen unselbständigen
Ausläufer der Giottoschule in Florenz, der die Kunstrichtung des Trecento in das
Quattrocento herüberträgt, hat alle Wahrscheinlichkeit für sich. Der Mantegna genannte,
auf dem marmornen Sargdeckel sitzende Christus, der von zwei hinter ihm knienden
Engeln betrauert, die Wundmale in seinen Händen weist, hat, wie schon Fr. Portheim
(Jahrb. d. kgl. preuß. Kunstsammlgn. VII 224) erkannte, „mit Mantegna nichts als die
wohl später hinzugefügte ungewöhnliche Namensbezeichnung gemein". Kalt, bunt und
geleckt in der Farbe, will auch der fast modern berührende, süßliche Ausdruck der
Köpfe wenig zu dem ehernen Stil Mantegnas passen. Der mit dem Gemälde überein-
stimmende anonyme Stich B. 7 ist bekanntlich schon lange in die spätere Schule des
Meisters verwiesen worden. Besser ist Florenz mit dem bezeichneten und 1487 datier-
ten Bilde des Filippino Lippi, der Begegnung Joachims und Annas vertreten, das
zwar alle Manieriertheiten der Formgebung des späten Lippi zeigt, durch die
Lieblichkeit seiner Frauentypen aber für manches entschädigt. Ein klaffender Riß in
der Länge der Tafel und einige grobe Übermalungen, besonders auffällig in dem
scharlachroten Mantel Joachims, beeinträchtigen leider etwas den Eindruck. Die kleine
Anbetung der Könige, von Rumohr (Schorns Kunstblatt 1825, S. 345) als echte Jugend-
 
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