GAINSBOROUGHS PORTRAT DER KÖNIGIN
CHARLOTTE VON ENGLAND IM GROSS-
HERZOGLICHEN SCHLOSSE ZU LUDWIGS-
LUST Mit drei Abbildungen auf zwei Tafeln Von ERNST STEINMANN
Als der englische Historiker Thomas Nugent, um Material für den zweiten Band
seines „history of Vändalia“ zu sammeln, im Herbst des Jahres 1766 Mecklen-
burg bereiste, führte ihn sein Weg auch an den Hof von Ludwigslust. Hier wurde
er von dem regierenden Herzog Friedrich und seiner Gemahlin Luise Friederike
aufs huldvollste aufgenommen und während seines kurzen Aufenthaltes in der
stillen Residenz gastlich bewirtet. In seinen Travels through Germany, die im
Jahre 1768 in London und 1781 in deutscher Übersetzung in Berlin erschienen,
hat Nugent seiner Dankbarkeit für den Empfang, den er in Mecklenburg gefunden
hatte, ein Denkmal gesetzt1).
Die Auszeichnungen, die Nugent an den beiden Höfen von Strelitz und Schwerin
zu teil wurden, hatte er wohl weniger seinem Ruhm als Gelehrter als dem Um-
stande zu verdanken, daß damals eine Mecklenburgische Prinzessin auf dem Thron
von England saß. Am 8. September 1761 hatte sich die damals siebenzehnjährige
Prinzessin Sophie Charlotte, die Schwester des erst seit wenigen Monaten zur
Regierung gelangten Herzogs Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz, mit dem
jungen König Georg III. von England vermählt.
Queen Charlotte, die äußerst volkstümliche Beherrscherin der Britten, die sich
mit Marie Antoinette von Frankreich in den Ruhm teilt, von allen Fürstinnen jener
Zeit am häufigsten von den größten Malern der Zeit porträtiert worden zu sein, diese
schlichte und leutselige Königin, die ihrem Gatten schnell eine große Schar von
Kindern gebar, erfreute sich auch am Hofe zu Ludwigslust besonderer Beliebtheit.
Man erkundigte sich aufs angelegentlichste nach ihren Ergehn und zeigte Herrn
Nugent eine künstliche Spieluhr als Geschenk der Königin an den Herzog, der es
besonders bedauerte, „diese liebenswürdige Fürstin niemals persönlich kennen ge-
lernt zu haben, da sie doch mit seinem ganzen Hause so nahe persönliche Be-
kanntschaft hätte"2).
Bei solchen vertrauten Beziehungen zu den Höfen von Mecklenburg kann es
nicht Wunder nehmen, daß Nugent auch das Porträt seiner Landesfürstin in Lud-
wigslust wiederfand. Ein Bild der Königin in des Herzogs Kunstkabinett nennt er
zum Sprechen ähnlich, und zwei andere Gemälde von Sophie Charlotte zeigte ihm
die Herzogin selbst in ihren Gemächern. Leider weiß er nichts von ihnen zu sagen
als daß das eine „sehr groß" und das andere nur „klein" war").
Und doch dürften gerade diese Angaben genügen, wenigstens die beiden letzt-
genannten Bildnisse zu identifizieren. Das kleine Brustbild der Königin ohne Hände
(1) Thomas Nugent, Travels through Germany with a particular account of the courts of Mecklenburg.
Two volumes. London 1768. — Thomas Nugents Reisen durch Deutschland und vorzüglich durch
Mecklenburg, aus dem englischen übersetzt (von Franz Chr. Lor. Karsten). Berlin und Stettin bei
Friedrich Nicolai 1781.
(2) A. a. O. 233 und p. 244.
(3) A. a. O. p. 248.
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CHARLOTTE VON ENGLAND IM GROSS-
HERZOGLICHEN SCHLOSSE ZU LUDWIGS-
LUST Mit drei Abbildungen auf zwei Tafeln Von ERNST STEINMANN
Als der englische Historiker Thomas Nugent, um Material für den zweiten Band
seines „history of Vändalia“ zu sammeln, im Herbst des Jahres 1766 Mecklen-
burg bereiste, führte ihn sein Weg auch an den Hof von Ludwigslust. Hier wurde
er von dem regierenden Herzog Friedrich und seiner Gemahlin Luise Friederike
aufs huldvollste aufgenommen und während seines kurzen Aufenthaltes in der
stillen Residenz gastlich bewirtet. In seinen Travels through Germany, die im
Jahre 1768 in London und 1781 in deutscher Übersetzung in Berlin erschienen,
hat Nugent seiner Dankbarkeit für den Empfang, den er in Mecklenburg gefunden
hatte, ein Denkmal gesetzt1).
Die Auszeichnungen, die Nugent an den beiden Höfen von Strelitz und Schwerin
zu teil wurden, hatte er wohl weniger seinem Ruhm als Gelehrter als dem Um-
stande zu verdanken, daß damals eine Mecklenburgische Prinzessin auf dem Thron
von England saß. Am 8. September 1761 hatte sich die damals siebenzehnjährige
Prinzessin Sophie Charlotte, die Schwester des erst seit wenigen Monaten zur
Regierung gelangten Herzogs Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz, mit dem
jungen König Georg III. von England vermählt.
Queen Charlotte, die äußerst volkstümliche Beherrscherin der Britten, die sich
mit Marie Antoinette von Frankreich in den Ruhm teilt, von allen Fürstinnen jener
Zeit am häufigsten von den größten Malern der Zeit porträtiert worden zu sein, diese
schlichte und leutselige Königin, die ihrem Gatten schnell eine große Schar von
Kindern gebar, erfreute sich auch am Hofe zu Ludwigslust besonderer Beliebtheit.
Man erkundigte sich aufs angelegentlichste nach ihren Ergehn und zeigte Herrn
Nugent eine künstliche Spieluhr als Geschenk der Königin an den Herzog, der es
besonders bedauerte, „diese liebenswürdige Fürstin niemals persönlich kennen ge-
lernt zu haben, da sie doch mit seinem ganzen Hause so nahe persönliche Be-
kanntschaft hätte"2).
Bei solchen vertrauten Beziehungen zu den Höfen von Mecklenburg kann es
nicht Wunder nehmen, daß Nugent auch das Porträt seiner Landesfürstin in Lud-
wigslust wiederfand. Ein Bild der Königin in des Herzogs Kunstkabinett nennt er
zum Sprechen ähnlich, und zwei andere Gemälde von Sophie Charlotte zeigte ihm
die Herzogin selbst in ihren Gemächern. Leider weiß er nichts von ihnen zu sagen
als daß das eine „sehr groß" und das andere nur „klein" war").
Und doch dürften gerade diese Angaben genügen, wenigstens die beiden letzt-
genannten Bildnisse zu identifizieren. Das kleine Brustbild der Königin ohne Hände
(1) Thomas Nugent, Travels through Germany with a particular account of the courts of Mecklenburg.
Two volumes. London 1768. — Thomas Nugents Reisen durch Deutschland und vorzüglich durch
Mecklenburg, aus dem englischen übersetzt (von Franz Chr. Lor. Karsten). Berlin und Stettin bei
Friedrich Nicolai 1781.
(2) A. a. O. 233 und p. 244.
(3) A. a. O. p. 248.
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