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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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glichen Gentiles Bildnisse wirklich der Herrin von Asolo, dann mochten die bösen
Zungen in Venedig vielleicht Recht haben, wenn sie zischelten, Pandolfo Malatesta
käme nicht Caterinas wegen so häufig aus Cittadella nach Asolo geritten, sondern
bloß zu ihrer Dienerin Fiametta1)...
Die alternde, von Magenbeschwerden heimgesuchte Exkönigin, die Gentile Bellini
konterfeite, starb2) und wurde mit höchsten Ehren in der Kirche der heiligen
Apostel beigesetzt"); lebendig aber blieb in dem Lagunenvolke die Erinnerung
an die jugendliche Schönheit der Tochter Marco Cornaros, an jene erste und
letzte Venezianerin, deren Blondhaupt eine Krone geschmückt hatte. Fein-
fingerige Fabulierer legten um Caterinas Schultern den golddurchwirkten Mantel
der Legende und auch den Malern bot die bunte Historie von der cyprischen
Herrscherin Zündstoff genug, ihre Künstlerphantasie daran zu entflammen. Immer
aufs neue schilderten sie Caterinas tränenschwere Abreise aus Famagusta und
— im Kontrast dazu — ihre prunkende Ankunft in der Heimat, immer aufs
neue suchten sie, was bisher nur eine Glorie der Staatskunst Venedigs ge-
wesen war, in eine Glorie seiner Malkunst zu verwandeln. Natürlich sind heute
nicht mehr alle bildlichen Darstellungen der beiden Hauptszenen des großen Aus-
stattungsstückes „Caterina Cornaro" erhalten, und gerade die beiden, die an leicht
zugänglicher Stätte in Venedig verblieben, das große, die Ankunft Caterinas ver-
herrlichende Gemälde des Aliense im Museo civico, und ein Chiaroscuro des
Leonardo Corona in der sala del gran consiglio4) des Dogenpalastes, das ihre Ab-
dankung schildert, kommen für uns am wenigsten in Betracht, weil Aliense und
besonders Corona, Persönliches durch Allgemeines ersetzten, nicht so sehr Bild-
nisse wie venezianische Typen malten. Andere Werke gingen zugrunde5) oder
sind, für den Augenblick wenigstens, nicht nachweisbar, wie jenes große Bild
Carlo Carliaris 6), der Caterinas „freiwillige" Abdikation in dem pompös-dekorativen

(i) S. Mutinelli: „Annali urbani di Venezia." Venezia MDCCCXXXVIII, p. 8 u. 9.

(2) Marin Sanuto: „I Diarii" Tomo X. Venezia MDCCCLXXXIII, p. 744. „A di 10 in Colegio la
matina non fu el principe per esserli disesa certa reuma; et veneno sier Batista Morexini e sier
Alvise Malipiero, cugnadi di sier Zorzi Corner, el cavalier procurator, et sier Nicolo Dolfim, l'avogador,
tutti con mantelli a notifichar in questa note a hore 4 esser manchata la Serenissimma rayna di Cipri,
sorela dil prefato sier Zorzi di anni 54, stata amalata zorni 3, morta da doja di stomecho per esser
crepata" . ..

(3) Die Beschreibung ihrer Bestattung, s. ebdt. p. 764. Später wurde die Leiche in der Kirche San
Salvadore beigesetzt. Das Grabmonument, das man dort erblickt, ist ein Werk des Bernardino Contino.
Ein Entwurf des Giovan Maria Falconetto für das Grabmal Caterinas (Vasari, ed Milanesi V. p. 324)
kam leider nicht zur Ausführung.

(4) Vgl. die Abbildung nach einem Stich Zanettis bei Zanotto: „II Palazzo Ducale": Venezia
MDCCCLVIII. III. Tom. Tafel CLXIV. — Von dem Gemälde des Aliense besitzt das museo civico
zu Vicenza eine Replik, aber Reproduktionen gibt es von beiden Werken nicht.

(5) Ridolfi: „Le Maraviglie dell' arte." Padova MDCCCXXXV. II. Vol. pag. 85. ...„In Vinezia,
nella casa detta „la grande" de' Cornari, colorirono [sc. Carlo und Benedetto Caliari] un vago fregio,
in cui la regina Caterina Cornaro viene incontrata dal doge Agostino Barbarigo e dal Senato, seguita
da nobili matrone vestite di bianco, e servita da vezzose fanciulle . . .
Ibidem, p. 233. [Tintoretto] „Nella casa detta, „la grande" di Cornari, nella parte di fregio d'una stanza,
vedesi la regina Caterina Cornaro partirsi dall' isola di Cipro; e sovra la spiaggia finte schiere di
cavalieri e di dame, mentre ella monta in galea a mano col fratello."

(6) Auf Leinwand. H. 1.62 m, Br. 3.50 m. Nach Sansovino: „Venezia, cittä nobilissima." (II. Aufl.)
In Venezia MDCLXVII. p. 374f. besaß „Nicolo Cornaro, Procuratore di San Marco nel suo gran Palazzo,
fondato sul Canal grande a San Maurizio" zuerst diese „attione rappresentata mirabilmente di Paolo

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