Auch die Madonna der fünf Heiligen aus dem Nonnenkloster von S. Paolo in
Parma gelangte als ein Originalwerk Raffaels nach Paris und findet sich als solches
in den Katalogen des Musee Central (Musee Napoleon) aufgeführt.1). Es befand
sich unter den 15 Meisterwerken, die der Herzog von Parma an Bonaparte aus-
liefern mußte. Heute wird das Gemälde mit größerem Recht dem Francesco
Penni zugeschrieben.
Als am 10. Thermidor des sechsten Jahres der Freiheit — 27. Juli 1798 — die
Herrlichkeiten Italiens in Paris in antikem Triumphgepränge aufgeführt wurden,
hatten die Franzosen ihren Raffaelschatz um folgende Stücke vermehrt: Karton
der Schule von Athen aus Mailand; die hl. Cäcilie aus Bologna; die Transfiguration
aus Rom; Madonna di Foligno; Maria mit Joseph und dem Kinde aus Loretto; Krönung
Mariä aus San Francesco in Perugia mit Predella; die theologischen Tugenden
aus S. Francesco zu Perugia, Predella der Grablegung in Rom; Krönung Mariae
aus Monteluce; die fünf Heiligen aus Parma.
Am 9. April 1799 wurde auf der Piazza Granduca in Florenz der Freiheitsbaum
errichtet, nachdem die Franzosen die Stadt besetzt und Ferdinand III. geflüchtet
war2). Er hatte von seinen Gemäldeschätzen nur die Madonna del Granduca
Raffaels mitgenommen, die von ihm den Namen trägt. Mit Mühe gelang es, die
Galerie der Uffizien als Staatseigentum zu retten; der Palazzo Pitti — der Wohn-
sitz des „Tyrannen" — wurde geplündert, wie wenige Jahre früher der Vatikan.
Dreiundsechzig der wertvollsten Gemälde wurden geraubt, unter ihnen nicht
weniger als acht Gemälde Raffaels:
Die Madonna della Sedia,
Madonna dell' Impannata,
Madonna del Baldacchino,
Vision Ezechiels,
Bildnis Leos X,
Bildnis Julius II,
Bildnis Bibbienas,
Bildnis Inghiramis.
Diese Gemälde haben in Paris mancherlei Wandlungen und Schicksale erlebt.
Sie wurden auseinandergerissen und nur teilweise in den Staatssammlungen, teil-
weise aber auch in den Privatgemächern Bonapartes und Josephines aufgehängt.
Im Katalog der Italienischen Meister in der „Grossen Galerie", die am 25 Messidor
an IX. (1801) eröffnet wurde8), finden wir von den aus Italien entführten Raffaels
ausgestellt: die Transfiguration (946), die h. Cäcilie (947), die Madonna di Foligno
(948), das Porträt Leos X. (1179), die Krönung Mariä von Monteluce (1180), die
Predellenbilder der Krönung Mariä aus S. Francesco (1183), die Predellenbilder der
theologischen Tugenden (1183), das Porträt des Phaedra Inghirami (1186), das Por-
(1) Notice des tableaux exposes dans la galerie Napoleon. Paris 1811, Ecole Italienne 1133. Vgl.
Corrado Ricci, La R. Galleria di Parma. Parma 1896, S. 22—24. Gronau a. a. O., S. 251, Nr. 209.
(2) Die Liste der aus Florenz geraubten Kunstschätze findet sich bei Zobi, Antonio, Storia civile
della Toscana 1737—1848. Firenze 1851, Tomo III, 92—95. Vgl. auch A. v. Reumont, Der Raub
florentinischer Kunstschätze durch die Franzosen (1799—1812) in den Beiträgen zur Italienischen Ge-
schichte. Berlin 1853, Bd. II, 259—284.
(3) Musee Napoleon, Notice des tableaux des ecoles Francaise et Flamande exposes dans la grande
galerie dont l'ouverture a eu lieu le 18 Germinal au VII (1799) et des tableaux des ecoles de Lom-
bardie et de Bologne dont l'exposition a eu lieu le 25 messidor an IX (1801), S. 150 ff. u. 208 ff. und
S. 223 [Omissions].
Parma gelangte als ein Originalwerk Raffaels nach Paris und findet sich als solches
in den Katalogen des Musee Central (Musee Napoleon) aufgeführt.1). Es befand
sich unter den 15 Meisterwerken, die der Herzog von Parma an Bonaparte aus-
liefern mußte. Heute wird das Gemälde mit größerem Recht dem Francesco
Penni zugeschrieben.
Als am 10. Thermidor des sechsten Jahres der Freiheit — 27. Juli 1798 — die
Herrlichkeiten Italiens in Paris in antikem Triumphgepränge aufgeführt wurden,
hatten die Franzosen ihren Raffaelschatz um folgende Stücke vermehrt: Karton
der Schule von Athen aus Mailand; die hl. Cäcilie aus Bologna; die Transfiguration
aus Rom; Madonna di Foligno; Maria mit Joseph und dem Kinde aus Loretto; Krönung
Mariä aus San Francesco in Perugia mit Predella; die theologischen Tugenden
aus S. Francesco zu Perugia, Predella der Grablegung in Rom; Krönung Mariae
aus Monteluce; die fünf Heiligen aus Parma.
Am 9. April 1799 wurde auf der Piazza Granduca in Florenz der Freiheitsbaum
errichtet, nachdem die Franzosen die Stadt besetzt und Ferdinand III. geflüchtet
war2). Er hatte von seinen Gemäldeschätzen nur die Madonna del Granduca
Raffaels mitgenommen, die von ihm den Namen trägt. Mit Mühe gelang es, die
Galerie der Uffizien als Staatseigentum zu retten; der Palazzo Pitti — der Wohn-
sitz des „Tyrannen" — wurde geplündert, wie wenige Jahre früher der Vatikan.
Dreiundsechzig der wertvollsten Gemälde wurden geraubt, unter ihnen nicht
weniger als acht Gemälde Raffaels:
Die Madonna della Sedia,
Madonna dell' Impannata,
Madonna del Baldacchino,
Vision Ezechiels,
Bildnis Leos X,
Bildnis Julius II,
Bildnis Bibbienas,
Bildnis Inghiramis.
Diese Gemälde haben in Paris mancherlei Wandlungen und Schicksale erlebt.
Sie wurden auseinandergerissen und nur teilweise in den Staatssammlungen, teil-
weise aber auch in den Privatgemächern Bonapartes und Josephines aufgehängt.
Im Katalog der Italienischen Meister in der „Grossen Galerie", die am 25 Messidor
an IX. (1801) eröffnet wurde8), finden wir von den aus Italien entführten Raffaels
ausgestellt: die Transfiguration (946), die h. Cäcilie (947), die Madonna di Foligno
(948), das Porträt Leos X. (1179), die Krönung Mariä von Monteluce (1180), die
Predellenbilder der Krönung Mariä aus S. Francesco (1183), die Predellenbilder der
theologischen Tugenden (1183), das Porträt des Phaedra Inghirami (1186), das Por-
(1) Notice des tableaux exposes dans la galerie Napoleon. Paris 1811, Ecole Italienne 1133. Vgl.
Corrado Ricci, La R. Galleria di Parma. Parma 1896, S. 22—24. Gronau a. a. O., S. 251, Nr. 209.
(2) Die Liste der aus Florenz geraubten Kunstschätze findet sich bei Zobi, Antonio, Storia civile
della Toscana 1737—1848. Firenze 1851, Tomo III, 92—95. Vgl. auch A. v. Reumont, Der Raub
florentinischer Kunstschätze durch die Franzosen (1799—1812) in den Beiträgen zur Italienischen Ge-
schichte. Berlin 1853, Bd. II, 259—284.
(3) Musee Napoleon, Notice des tableaux des ecoles Francaise et Flamande exposes dans la grande
galerie dont l'ouverture a eu lieu le 18 Germinal au VII (1799) et des tableaux des ecoles de Lom-
bardie et de Bologne dont l'exposition a eu lieu le 25 messidor an IX (1801), S. 150 ff. u. 208 ff. und
S. 223 [Omissions].