von Würmern durchlöchert". So steht es in dem Bericht zu lesen, den die Kom-
mission der vier Sachverständigen verfaßte und der auch in England und Deutsch-
land Verbreitung gefunden hat1). Bereits im Januar 1800 hatte man mit den Be-
ratungen begonnen; erst im Dezember 1801 konnte der Moniteur berichten, daß
das Bild seit kurzem ausgestellt sei-). „Nie hat man eine solche Arbeit auf solch
eine meisterhafte Art vollbracht", schrieb damals der unbekannte Verfasser eines
vielgelesenen Buches über Paris 8) und man darf wohl behaupten, daß dies die all-
gemeine Meinung eines Publikums war, das bis dahin wenig oder keine Gelegen-
heit gefunden hatte, seine Augen zu bilden.
Schlimmer als mit der Madonna di Foligno scheint es noch mit der hl. Cäcilie
Raffaels aus der Bentivoglio-Kapelle in San Giovanni in Monte bestellt gewesen
zu sein, als sie aus Bologna in Rom ankam. Man bemerkte, daß der Leimgrund,
auf den das Bild gemalt war, sich loslöste und daß ohne eine schnelle Hilfe das
Bild in wenig Jahren verloren sein würde4). Man stellte es in diesem Zustand
aus, um das Publikum von der Gefahr zu überzeugen, die dem Gemälde drohte5).
Dann löste man es von seinem Grunde los und gab Sachverständigen Gelegenheit
die Zeichnung Raffaels zu betrachten, bevor er zu malen begann. Man sah, wie
oft er sich verbesserte, ohne sich zu genügen, man sah, daß er seine Figuren grau
in grau entwarf, ehe er die farbige Ausführung begann. Dieser schwierige Prozeß
wurde gleichfalls von Hacquin im Jahre 1803 ausgeführt. „Man hat also Frankreich
die Erhaltung des Gemäldes zu verdanken", schrieb Emeric David im Moniteur,
und nicht die Franzosen allein schenkten dieser Versicherung Glauben6).
Wie die Verklärung Christi, die Madonna di Foligno und die hl. Cäcilie, so ist
auch das Frühwerk Raffaels, die Krönung Mariä aus Francesco in Perugia, in Paris
von Holz auf Leinwand übertragen worden7). Passavant gibt wohl einige bei
(1) Der Bericht wurde von Landon publiziert. Vgl. Passavant II, 135. Er wurde außerdem abge-
druckt im Magazin encyclopedique VII, 5 (1807), S. 537—43 und in der oben erwähnten Revue univer-
selle des arts IX (1859), S. 220—228. In England und Deutschland wurde man mit dieser Restau-
ration durch das erst englisch dann deutsch erschienene Buch: „Paris, wie es war und wie es ist"
bekannt gemacht. London 1804. Leipzig 1805. II, 3—18.
(2) Lanzag de Laborie, Paris sous Napoleon, VIII, 253. Moniteur 22 nivöse an X.
(3) Paris, wie es war und wie es ist. I, 190.
(4) Filhol, Galerie du Musee de France. Paris 1814. III, Lief. 33, PI. I.
(5) In diesem Zustande sahen zwei Reisende das Bild schon im Jahre 1797 und bemerkten in ihrer
Entzückung nichts von solcher Zerstörung: Was soll ich Ihnen von der Cecilie von Raphael sagen?
Lassen Sie mich schweigen und erlauben Sie, daß Amalie das Wort für mich nehme. — Wir mochten
kaum 20 Schritte in der Gallerie vorwärts gegangen sein, als sie wie angefesselt davor stehen
blieb: stummes Entzücken war der erste Effekt, welchen dieses göttliche Bild auf sie hervorbrachte,
sie betrachtete es von allen Seiten, theilte sorgfältig Licht und Schatten und nachdem sie es eine
Zeitlang, ohne ein Wort zu sprechen, bewundert hatte, brach sie in einzelne Ausrufungen, ohne Zu-
sammenhang aus: „Aber sehen Sie doch nur das himmlische Gesicht", fuhr sie fort, als sie sich
einigermaßen gesammelt hatte, „den nach oben gerichteten Blick und den Ausdruck, der sie zur Gottheit,
macht. An dieser Cecilie ist nichts Sterbliches mehr, sie ist ganz verklärt, ganz Geist und schwebt
in Regionen, wo alles, was sie umgiebt, mit ihr innig verwandt ist etc." Dies letzte Zeugnis über
Raffaels Meisterwerk ist wertvoll, weil das Bild heute nach der Restauration in Paris nur noch eine
Ruine ist. Vgl. (Karl Woyda) Vertrauliche Briefe über Frankreich und Paris im Jahre 1797* Zürich
1798, II, 318 und 319.
(6) Notices de M. Emeric-David (Extrait du Musee Francais: Sainte-Cecile par Raphael im Moniteur
universel, Bd. 46 (1812), S. 564, Anm. 14. H. v. Hastfer hat für das Gemälde und seine Restauration
nur die übliche Bewunderung, keine Kritik, a. a. O. II, 90.
(7) Passavant II, 21.
mission der vier Sachverständigen verfaßte und der auch in England und Deutsch-
land Verbreitung gefunden hat1). Bereits im Januar 1800 hatte man mit den Be-
ratungen begonnen; erst im Dezember 1801 konnte der Moniteur berichten, daß
das Bild seit kurzem ausgestellt sei-). „Nie hat man eine solche Arbeit auf solch
eine meisterhafte Art vollbracht", schrieb damals der unbekannte Verfasser eines
vielgelesenen Buches über Paris 8) und man darf wohl behaupten, daß dies die all-
gemeine Meinung eines Publikums war, das bis dahin wenig oder keine Gelegen-
heit gefunden hatte, seine Augen zu bilden.
Schlimmer als mit der Madonna di Foligno scheint es noch mit der hl. Cäcilie
Raffaels aus der Bentivoglio-Kapelle in San Giovanni in Monte bestellt gewesen
zu sein, als sie aus Bologna in Rom ankam. Man bemerkte, daß der Leimgrund,
auf den das Bild gemalt war, sich loslöste und daß ohne eine schnelle Hilfe das
Bild in wenig Jahren verloren sein würde4). Man stellte es in diesem Zustand
aus, um das Publikum von der Gefahr zu überzeugen, die dem Gemälde drohte5).
Dann löste man es von seinem Grunde los und gab Sachverständigen Gelegenheit
die Zeichnung Raffaels zu betrachten, bevor er zu malen begann. Man sah, wie
oft er sich verbesserte, ohne sich zu genügen, man sah, daß er seine Figuren grau
in grau entwarf, ehe er die farbige Ausführung begann. Dieser schwierige Prozeß
wurde gleichfalls von Hacquin im Jahre 1803 ausgeführt. „Man hat also Frankreich
die Erhaltung des Gemäldes zu verdanken", schrieb Emeric David im Moniteur,
und nicht die Franzosen allein schenkten dieser Versicherung Glauben6).
Wie die Verklärung Christi, die Madonna di Foligno und die hl. Cäcilie, so ist
auch das Frühwerk Raffaels, die Krönung Mariä aus Francesco in Perugia, in Paris
von Holz auf Leinwand übertragen worden7). Passavant gibt wohl einige bei
(1) Der Bericht wurde von Landon publiziert. Vgl. Passavant II, 135. Er wurde außerdem abge-
druckt im Magazin encyclopedique VII, 5 (1807), S. 537—43 und in der oben erwähnten Revue univer-
selle des arts IX (1859), S. 220—228. In England und Deutschland wurde man mit dieser Restau-
ration durch das erst englisch dann deutsch erschienene Buch: „Paris, wie es war und wie es ist"
bekannt gemacht. London 1804. Leipzig 1805. II, 3—18.
(2) Lanzag de Laborie, Paris sous Napoleon, VIII, 253. Moniteur 22 nivöse an X.
(3) Paris, wie es war und wie es ist. I, 190.
(4) Filhol, Galerie du Musee de France. Paris 1814. III, Lief. 33, PI. I.
(5) In diesem Zustande sahen zwei Reisende das Bild schon im Jahre 1797 und bemerkten in ihrer
Entzückung nichts von solcher Zerstörung: Was soll ich Ihnen von der Cecilie von Raphael sagen?
Lassen Sie mich schweigen und erlauben Sie, daß Amalie das Wort für mich nehme. — Wir mochten
kaum 20 Schritte in der Gallerie vorwärts gegangen sein, als sie wie angefesselt davor stehen
blieb: stummes Entzücken war der erste Effekt, welchen dieses göttliche Bild auf sie hervorbrachte,
sie betrachtete es von allen Seiten, theilte sorgfältig Licht und Schatten und nachdem sie es eine
Zeitlang, ohne ein Wort zu sprechen, bewundert hatte, brach sie in einzelne Ausrufungen, ohne Zu-
sammenhang aus: „Aber sehen Sie doch nur das himmlische Gesicht", fuhr sie fort, als sie sich
einigermaßen gesammelt hatte, „den nach oben gerichteten Blick und den Ausdruck, der sie zur Gottheit,
macht. An dieser Cecilie ist nichts Sterbliches mehr, sie ist ganz verklärt, ganz Geist und schwebt
in Regionen, wo alles, was sie umgiebt, mit ihr innig verwandt ist etc." Dies letzte Zeugnis über
Raffaels Meisterwerk ist wertvoll, weil das Bild heute nach der Restauration in Paris nur noch eine
Ruine ist. Vgl. (Karl Woyda) Vertrauliche Briefe über Frankreich und Paris im Jahre 1797* Zürich
1798, II, 318 und 319.
(6) Notices de M. Emeric-David (Extrait du Musee Francais: Sainte-Cecile par Raphael im Moniteur
universel, Bd. 46 (1812), S. 564, Anm. 14. H. v. Hastfer hat für das Gemälde und seine Restauration
nur die übliche Bewunderung, keine Kritik, a. a. O. II, 90.
(7) Passavant II, 21.