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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Supka, G; Supka, Géza [Contr.]: Buddhistische Spuren in der Völker
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0229
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infolge des unten näher zu besprechenden buddhistischen Einflusses auf die Türken,
Gemeingut Zentralasiens: wir finden ihn z. B. auf einem Steindenkmale der Altai-
Türken der Orkhon-Gegend in As-Khete (Abb. 7)1), diesmal wohl — so man der
Radloffschen Datierung folgt — aus dem 7. bis 8. Jahrhundert n. Chr. Die Nackt-
heit eines der Begleiter mag uns nicht wunder nehmen; kennen wir doch die Ab-
art jener buddhistischen Mönche'2), die den Griechen unter dem Namen von Gym-
nosophisten geläufig war und die ihre rituelle Nacktheit aus jenem Teile der
Buddha-Legende herleitete, wo der Cakya-Sohn folgend zu den Mönchen sprach:
„Wie es jetzt zu Jetavana regnet, so regnet es auch in den vier Weltteilen.
Lasset eure Leiber naß regnen, denn dies ist die letzte große Regenwolke, welche
sich über die vier Weltteile ausdehnt." Das Weib zur Rechten des Buddha ist
offenbar die buddhistische Nonne, die bekanntlich dieselben Prätimoksha-Regeln zu
befolgen hatte, wie ihr männlicher Kollege; wir sehen deshalb in ihrer Hand das
Attribut der Armut, den Almosenbecher. Bezüglich der als Subpedanea dienenden
Tierköpfe wissen wir 3), daß dieses Motiv den Buddha-Statuen der indischen Gupta-
Periode geläufig war. Ich möchte mich in keine Deuteleien hinsichtlich der Ur-
sachen einlassen, warum hier gerade Stierköpfe zur Anwendung kamen; ganz all-
gemein mag nur die bekannte Tatsache erwähnt werden, daß gemeinasiatischen
Begriffen folgend der Stierkopf als Symbol des in Gestalt eines Stieres dargestellten
Sternbildes des „großen Bären" gilt; wer nun auf diesem Symbole steht, ist zu-
gleich Beherrscher des Himmels (Mithras, Jupiter Dolichenus usw.). Ob wir es
vielleicht hier mit irgendeiner Erscheinung des Pantheons des niederen Hindu-
Buddhismus zu tun haben, vermag ich nicht zu entscheiden.
Da wir es bei der Gruppe aus Saintes doch mit einer monumentalen, recht im-
mobilen Darstellung zu tun haben, müssen wir die Frage als berechtigt an-
erkennen, wie es wohl ermöglicht wurde, daß solch buddhistisch-autochtone Mo-
tive ihren Weg bis nach Gallien hinein fanden. Zum Glück ist uns eine Reihe
von portativen Bronzebildwerken aus Gallien erhalten geblieben, die — wenn sie
einesteils die bezeichnenden Merkmale ihres Ursprunges bewahrten — zugleich
auch einen Hinweis darauf enthalten, wie diese Stücke später für gallo-römische
Zwecke adaptiert wurden. Heron de Villefosse 4) veröffentlichte eine Reihe von
Bronzestatuetten, die alle das gemeinsame Merkmal der yogi-Stellung der Füße,
der „attitude buddhistique" aufweisen, und sämtlich auf französischem Boden ans
Tageslicht kamen. Das Exemplar aus Buray (Abb. 8), im Arrondissement Seine-
et-Oise, wurde um das Jahr 1845 im Flußbette der Juine gefunden. Es hat die
Höhe von 42 cm, wovon gerade die Hälfte der Kopf mit dem Halse beansprucht,
die andere Hälfte aber der ganz offensichtlich nicht hinzugehörende Körper mit
den Füßen abgibt. Die Unzusammengehörigkeit der beiden Teile wurde dann von
Heron de Villefosse auch auf Grund von technischen Untersuchungen bestätigt.
Der Kopf ist offenbar die römisch-barbareske Darstellung eines Galliers (wenn auch
hierfür nichts weiteres spricht, als das den Hals umgebende Torques). Das eine
übriggebliebene Auge besteht aus einer in den Kopf befestigten Giaspaste; die
hintere Hälfte der Calotte, sowie des Halses ist in der Vertikale der Ohren ab-
nehmbar. Der Körper hat diese Eigentümlichkeit nicht aufzuweisen, sondern ist
in Einem gegossen; leider sind die Arme abgebrochen. Die Muskelstruktur er-
(1) Radloff, Atlas d. Altert, d. Mongolei, St. Petersburg 1892, Taf. XV, 2.
(2) Kern, Der Buddhismus. I, S. 144, 182.
(3) Grünwedel-Burgess, Buddhis. Art, S. 142.
(4) Memoires de la Societe des Antiquaires de France, 1912, S. 243 ff.

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