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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Supka, G; Supka, Géza [Contr.]: Buddhistische Spuren in der Völker
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0243

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höhung, 5) auf dieser wieder ein länglich vierkantiger Stein. Der Oberbau, mit
6) nach innen abgeschrägten, auswärts kleinen Fenstern — die im Süden, bei größt-
möglichstem Lichtzulasse, zugleich auch am wenigsten Hitze einführen — ist als
eine Art von 7) Cella aufzufassen, deren 8) rechteckige, niedrige, um eine Stufe
tiefer als das Paviment der Cella selbst gelegene, ursprünglich fensterlose Apsis
weder zur Aufnahme eines Altares, noch weniger zur Beherbergung eines Sarko-
phages dienen konnte. Über Theoderichs Bestattung besitzen wir nur eine Quelle,
die besagt: „ut mihi videtur esse, sepulcro projectus est, et ipsa urna ubi jacuit, ex
lapide porphyretico valde mirabilis ante ipsius monasterii aditum posita est" ,.
9) Urna bedeutete aber nie einen Steinsarg, sondern — in Beziehung zur Be-
stattung — immer nur einen Aschenkrug. Hiervon gleich mehr. Der Oberbau be-
saß an der Westseite eine 10) Doppelflügeltür, und zur Verzierung dienten 11) zwei
Gesimse, eines streng unterhalb des Kuppelsteines, das andere in der Höhe des
Türsturzes. Der Rundgang des Oberbaues wurde durch 12) ein Gitter umsäumt,
das zwischen Pfosten befestigt war. Das Untergebäude — einst in Terrainhöhe —
besitzt als bezeichnendes Merkmal 13) tiefe Blendnischen, deren 14) Halbkreisbögen
„scharf im Halbkreise umschnitten" sind; „eine in der römischen Baukunst wie im
Osten ungewöhnliche Bildung". Zum oberen Geschoß führen jetzt wohl zwei
Treppen, deren „Technik von der des Mausoleums völlig abweichend ist, nur die
Wangen erscheinen als dazu passend, sind das in der Tat aber auch nicht ganz";
was mich zur Annahme 15) einer einzigen, zur einzigen Türe des Obergeschosses
führenden Treppe zwingt, wie das ja auch scheinbar Haupt annimmt (trotz dem
Gedanken an die mittelalterliche Korridorverbindung mit dem Kloster), wenn er
hier eine Gittertüre im Geländer voraussetzt. (Die Treppe mußte scheinbar ab-
gerissen, und dafür zwei seitliche errichtet werden, als das Terrain der Umgebung
so hoch wurde, daß der Eingang in das Untergeschoß unterhalb der Treppe un-
möglich ward). Das Gebäude war — nach der im Besitze Riccis befindlichen
Skizze — 16) ursprünglich „mit einer Art Hof, der sich nach Westen zu ver-
längerte2), umgeben gewesen", der Hof selbst mochte erhöht und durch Marmor-
pfosten in der Art der Riccischen Bleistiftskizze umsäumt gewesen sein, die dann
durch Gitterwerk verbunden waren. Es erübrigt noch über die Ziermotive zu
sprechen. Es sind dies erstens 17) allgemein hellenistische Typen: Perlstab, Zahn-
schnitt, Muschel, und allenfalls die Vase mit dem Weinrankenornamente — die sämt-
lich Gemeingut der Kunst von Rom bis Gandhära sind; dann sind es 18) Orna-
mente, die der Holzarchitektur entnommen erscheinen: Kerbschnitt in Marmor, die
eigentümlichen Konsolen des Türsturzes usf., die zu den Charakteristika der Kunst
eines nicht landsässigen Volkes gehören; und endlich 19) das berühmte Zangen-
ornament (Abb. 23), das nicht nur auf dem mit indischen Almandinen verzierten
Rüstungsschmuck in Ravenna zu erweisen ist, sondern in vielleicht noch um vieles
klarerer Ausführung auf dem Goldkruge von Nagyszentmiklos (s. Abb. 10), wo übri-
gens die sphärisch gevierten Kreise der westgotischen Art8) ebenfalls vorhanden
sind; der Fund ist nun durch die Lesung der alttürkischen Inschriften ganz sicher
in das Gandhäragebiet zu datieren.
Wenn es nun auch für den ersten Moment als befremdend erscheint: die näch-
sten und einzigen Analogien der Moles von Ravenna sind im Gebiete des Buddhis-

(1) Agnellus, lib. pont., S. 280.

(2) Diese Verlängerung spricht ebenfalls für die Annahme einer' westseitigen einzigen Treppe.

(3) Vgl. Haupt, Abb. 36, aus der Kirche zu Bafios.

Monatshefte für Kunstwissenschaft, X. Jahrg., 1917, Heft6 18 233
 
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