mus, und zwar im Umkreise der Gandhära-Kultur zu suchen und zu finden. Es ist
die vihära der Buddhisten, und zwar nicht im landläufigen Sinne des Klosters, son-
dern in jenem, wie ihn Rhys Davids, Oldenberg und Foucher1) bestimmen: ur-
sprünglich die Zelle eines einzelnen Mönches, späterhin die Cella irgendeiner Re-
liquie, einer Bestattung. Als solche ist sie aber — wenn in der äußeren Form
zumeist auch ähnlich — streng von der Stupa der Nordindier, und der Dagoba der
Ceylonesen zu unterscheiden, die — im Gegensätze zur vihära — nicht zum Aditus
bestimmt waren, und worin die irdischen Überreste oder Reliquien unzugänglich
(wie in den Pyramiden) geborgen wurden. Die Vihära ist auch — im Gegensätze
zu den beiden anderen kein tumulus im ursprünglichen Sinne, entstand also
aus keinem Erdhaufen oder Ziegelkegel, sondern ist strenggefügte Steinarbeit, bei
der wohl die Holzarchitektur des nordwestlichen Indiens auf Schritt und Tritt
durchdringt, und die nur im Verlaufe der historischen Entwicklung die Rolle eines
Grabbaues annahm, und solcherart mit Stupa und Dagoba kontaminiert wurde. Die
Benennung der drei Typen in der indischen und europäischen Literatur wird stets
durcheinander gebraucht2), was hauptsächlich in der Identität des äußeren Aufrisses
der drei Gebäudearten beruht: der gedankliche Unterschied des (wenn auch be-
schränkten) Innenraumes bei der vihära ist aber stets vor Augen zu behalten.
(Bemerkt muß doch werden, daß Jouveau-Dubreuil trotz dem oben Gesagten die
vihära als eine in Felsen gehauene „cave" behandelt, während er die anderen Ge-
bäudeformen — ob Innenraum oder nicht — unter dem Namen der stupa be-
spricht. Ohne mich des weiteren bei dieser Frage aufzuhalten, die für den Ge-
samtplan und Aufriß wenig Bedeutung hat, bilde ich hier — nach Smith, Pl. XXXII —
das Modell eines solchen Gebäudes ab, ein Relief des i. Jahrh. v. Chr., bei dem
natürlich sowohl die Genien als auch die beiden seitlichen Säulen nicht zum Essen-
tiellen gehören. Abb. 24). 1 ") Wir bemerken vor allem einen Unterbau mit ge-
rader Oberfläche; es ist die Regel, daß der Unterbau der stüpa oder vihära eckig
(vier- oder mehreckig) sei 4). 2) Hierauf erhebt sich ein zylindrischer „Turm", laut
Foucher „un corps cylindrique" - der zweite Hauptbestandteil. 3) Dieser
Rundbau wird durch einen Kegel bekrönt; „au sommet (du temple nord-hindou) est
place un enorme ellipso'ide applati appele ,amalaka'" 5). Es ist als wesentlich zu
betrachten, daß dieser „amalaka" gewöhnlich ein Monolyth ist"); ein Gewicht, dessen
Hinaufschaffen selbst den Indern Wunder glich, infolgedessen sich die Legende
herausbildete, daß bei solcher Arbeit die vier devaräjas und sonstige Geister dem
bauherrlichen Könige halfen, der samt seiner Familie der Arbeit beiwohnte und das
ganze überhaupt selbst leitete 7). 4. 5) Der vierte Hauptbestandteil der stüpa ist
(1) Foucher, L'Art greco-bouddhique du Gandära. Paris 1905, S. 99. Für das Folgende wurde zu-
meist dieses Werk herangezogen.
(2) Es scheint übrigens, daß der Typus der vihära auf das Gebiet der Gandhära-Kultur beschränkt
blieb. Ich muß aus dem Schweigen hierauf schließen, womit sowohl V. A. Smith in seiner History
of Fine Art in India and Ceylon (Oxford 1911), als auch Jouveau-Dubreuil (Archäologie du Sud
de ITnde, Paris 1914) das Thema übergehen. Barnett, in seinen Antiquities of India (London 1913)
kommt augenscheinlich zum selben Schlüsse, da er vihäras ausschließlich aus den Nordwest-Provinzen
aufzählt (S. 247), für den Süden aber den Typus der Rathas heranzieht.
(3) Die Zahlen beziehen sich auf die vorhin aufgezählten Merkmale der Moles von Ravenna.
(4) Jouv. S. 172; Foucher S. 72.
(5) Jouv. S. 173.
(6) Foucher S. 74, 89, 90.
(7) ebenda S. gif.
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die vihära der Buddhisten, und zwar nicht im landläufigen Sinne des Klosters, son-
dern in jenem, wie ihn Rhys Davids, Oldenberg und Foucher1) bestimmen: ur-
sprünglich die Zelle eines einzelnen Mönches, späterhin die Cella irgendeiner Re-
liquie, einer Bestattung. Als solche ist sie aber — wenn in der äußeren Form
zumeist auch ähnlich — streng von der Stupa der Nordindier, und der Dagoba der
Ceylonesen zu unterscheiden, die — im Gegensätze zur vihära — nicht zum Aditus
bestimmt waren, und worin die irdischen Überreste oder Reliquien unzugänglich
(wie in den Pyramiden) geborgen wurden. Die Vihära ist auch — im Gegensätze
zu den beiden anderen kein tumulus im ursprünglichen Sinne, entstand also
aus keinem Erdhaufen oder Ziegelkegel, sondern ist strenggefügte Steinarbeit, bei
der wohl die Holzarchitektur des nordwestlichen Indiens auf Schritt und Tritt
durchdringt, und die nur im Verlaufe der historischen Entwicklung die Rolle eines
Grabbaues annahm, und solcherart mit Stupa und Dagoba kontaminiert wurde. Die
Benennung der drei Typen in der indischen und europäischen Literatur wird stets
durcheinander gebraucht2), was hauptsächlich in der Identität des äußeren Aufrisses
der drei Gebäudearten beruht: der gedankliche Unterschied des (wenn auch be-
schränkten) Innenraumes bei der vihära ist aber stets vor Augen zu behalten.
(Bemerkt muß doch werden, daß Jouveau-Dubreuil trotz dem oben Gesagten die
vihära als eine in Felsen gehauene „cave" behandelt, während er die anderen Ge-
bäudeformen — ob Innenraum oder nicht — unter dem Namen der stupa be-
spricht. Ohne mich des weiteren bei dieser Frage aufzuhalten, die für den Ge-
samtplan und Aufriß wenig Bedeutung hat, bilde ich hier — nach Smith, Pl. XXXII —
das Modell eines solchen Gebäudes ab, ein Relief des i. Jahrh. v. Chr., bei dem
natürlich sowohl die Genien als auch die beiden seitlichen Säulen nicht zum Essen-
tiellen gehören. Abb. 24). 1 ") Wir bemerken vor allem einen Unterbau mit ge-
rader Oberfläche; es ist die Regel, daß der Unterbau der stüpa oder vihära eckig
(vier- oder mehreckig) sei 4). 2) Hierauf erhebt sich ein zylindrischer „Turm", laut
Foucher „un corps cylindrique" - der zweite Hauptbestandteil. 3) Dieser
Rundbau wird durch einen Kegel bekrönt; „au sommet (du temple nord-hindou) est
place un enorme ellipso'ide applati appele ,amalaka'" 5). Es ist als wesentlich zu
betrachten, daß dieser „amalaka" gewöhnlich ein Monolyth ist"); ein Gewicht, dessen
Hinaufschaffen selbst den Indern Wunder glich, infolgedessen sich die Legende
herausbildete, daß bei solcher Arbeit die vier devaräjas und sonstige Geister dem
bauherrlichen Könige halfen, der samt seiner Familie der Arbeit beiwohnte und das
ganze überhaupt selbst leitete 7). 4. 5) Der vierte Hauptbestandteil der stüpa ist
(1) Foucher, L'Art greco-bouddhique du Gandära. Paris 1905, S. 99. Für das Folgende wurde zu-
meist dieses Werk herangezogen.
(2) Es scheint übrigens, daß der Typus der vihära auf das Gebiet der Gandhära-Kultur beschränkt
blieb. Ich muß aus dem Schweigen hierauf schließen, womit sowohl V. A. Smith in seiner History
of Fine Art in India and Ceylon (Oxford 1911), als auch Jouveau-Dubreuil (Archäologie du Sud
de ITnde, Paris 1914) das Thema übergehen. Barnett, in seinen Antiquities of India (London 1913)
kommt augenscheinlich zum selben Schlüsse, da er vihäras ausschließlich aus den Nordwest-Provinzen
aufzählt (S. 247), für den Süden aber den Typus der Rathas heranzieht.
(3) Die Zahlen beziehen sich auf die vorhin aufgezählten Merkmale der Moles von Ravenna.
(4) Jouv. S. 172; Foucher S. 72.
(5) Jouv. S. 173.
(6) Foucher S. 74, 89, 90.
(7) ebenda S. gif.
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